Südstaaten-Flagge in Brandenburg: Die Fahnen hoch
In Brandenburg weht in etlichen Vorgärten die Flagge der Südstaaten der USA. Sie dient volkstreuen Deutschen als willkommene Abwechslung.
Fuhr man am Wochenende mal wieder raus nach Brandenburg, sah man ungewohnte Farben über Hausdächern, in Vorgärten und Schrebergartensiedlungen wehen. Nicht schwarz-rot-gold, nicht griechisch blau-weiß, sondern rot und blau. Was machen diese norwegischen Fahnen hier? Oder geht’s um den lokalen Fußballclub? Welche Farben hat der SV Motzen überhaupt?
Erst als die fünfte Fahne dank des aufkommenden Windes ihre volle Pracht entfaltete, offenbarte sich ihre Bedeutung. Einige Brandenburger schmücken ihre Grundstücke derzeit mit der Südstaaten-Flagge.
Mit dem rassistischen Symbol also, das in den Augen vieler der Verteidigung der Sklaverei dient. Denn unter der Südstaatenflagge waren im US-Bürgerkrieg die Südstaaten gegen den verhassten Norden gezogen. Gerne zeigen sich noch heute US-Rassisten mit der Flagge. So auch der weiße Rechtsextremist Dylann Roof, der Mitte Juni in einer Kirche in Charleston neun Afroamerikaner ermordetete.
Seitdem wird in den USA diskutiert, ob die Südstaatenflagge weiter vor öffentlichen Gebäuden wehen soll. Die Gouverneurin von South Carolina sprach sich eine Woche nach dem Massaker dafür aus, die Fahne zu entfernen. Auch etliche Unternehmen zogen mit. Walmart und andere Discounter verbannten alle Produkte mit der Flagge, ebenso viele Onlinehändler. Für Rassisten offenbar ein Grund mehr, die Flagge zu benutzen. US-Hersteller und kleine Shops verzeichneten in den vergangenen Woche eine deutlich stärkere Nachfrage.
Schwarz-Rot-Gold zu soft
Und auch volkstreue Deutsche nutzen die Aufmerksamkeit. Die Flagge ist für sie eine willkommene Abwechslung. Wem die Reichsflagge zu rechts ist und die Deutschlandfahne zu soft – Schwarz-Rot-Gold wurde zuletzt ja ohnehin massenhaft von nur mäßig-nationalen Fußballfans vereinnahmt –, der greift jetzt eben zur Südstaatenflagge.
Zwar ist die Begeisterung einiger Brandenburger für die Flagge kein neues Phänomen, schon früher war sie dort präsent. Gefühlt hängt sie heute aber deutlich häufiger.
Zumal: Wer sich die Südstaatenflagge aufhängt, weil er nur harmlose Cowboy-Romantik damit verbindet, für den wäre spätestens jetzt der Punkt erreicht, sie abzuhängen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung