Rassismus in den Südstaaten: Und wieder brennen Kirchen
Seit dem Attentat auf die Emmanuel AME Kirche in Charleston sind mindestens sieben schwarze Kirchen in Flammen aufgegangen.
Es war die siebte schwarze Kirche in den Südstaaten der USA – nach anderen Quellen sogar die achte – die abgebrannt ist, seit am 17. Juni ein weißer Rassist bei einem Gebet in einer Kirche in Charleston neun schwarze Gläubige ermordete.
Für die Kirche in Greeleyville ist es es das zweite Großfeuer binnen zwei Jahrzehnten. Im Jahr 1995 brannte sie schon einmal bis zum Fundament ab. Damals waren zwei weiße Männer verantwortlich, Mitglieder des rassistischen Geheimbunds „KKK“ - Ku Klux Klan. Die Tat reihte sich ein in eine Serie von mehreren Dutzend rassistisch motivierter Kirchenbrände binnen zwei Jahren.
Erster Racheakt schon 1822
Bei der Einweihung der wiederaufgebauten Kirche brachte Präsident Bill Clinton 1996 eine Gedenktafel über die Notwendigkeit eines „einigen Amerikas“ mit. Sie befand sich in der jetzt erneut abgebrannten Kirche.
Schon die Brandserie von Mitte der 90er Jahre war ein Déjà-Vu. Sie erinnerte sowohl an die Brandanschläge auf schwarze Kirchen während der Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren, als auch an die Hunderten – wenn nicht Tausenden – von schwarzen Kirchen, die während der Sklaverei und Segregation in Brand gesetzt worden waren.
Eine der ersten davon war die Emanuel AME Kirche in Charleston. Ein weißer Mob steckte sie 1822 in Brand. Es war ein Racheakt. Einer der Kirchengründer - der öffentliche gehenkte Denmark Vesey – hatte versucht, in Charleston einen Sklavenaufstand nach dem Vorbild von Haiti zu organisieren.
Bei der Serie von Bränden der vergangenen zwei Wochen in Tennessee, Georgia, North Carolina und South Carolina ist offiziell noch unklar, wer – oder was - dahinter steckt. Doch während die Ermittler nur von der Möglichkeit von Brandstiftung und „Hass-Verbrechen“ sprechen, sind Afro-Amerikaner längst überzeugt, dass es sich um eine Welle von rassistischen Attentaten handelt. „Schwarze Kirchen brennen und die Mainstream Medien schweigen“, schreibt der afroamerikanische Aktivist Deray McKesson, der seit dem Sommer vergangenen Jahres in Ferguson politisch aktiv ist.
Demonstration des KKK
Aus Baltimore, wo im Frühling nach dem gewaltsamen Tod von Freddie Gray im Polizeigewahrsam eine Nacht lang Randale herrschte, merken Aktivisten an, dass ein ausgebrannter Drogeriemarkt damals durch alle Medien ging, während die Kirchenbrände allenfalls ein Thema für die hinteren Seiten sind. Wieder andere Beobachter fragen, was los wäre, wenn in einem muslimischen Land mehr als ein halbes Dutzend christliche Kirchen brennen würden.
Zugleich nutzen weiße Rassisten das Klima, um ihre Präsenz auszubauen. Unmittelbar nach dem Massaker nannte der Chef der Rassistenorganisation „Aryan Nations“, Morris Gulett, den Attentäter ein „Vorbild“ für junge Leute. Zwei Tage später verteilte der KKK Flugblätter in Briefkästen in Alabama, Georgia, Mississippi, Kansas, Rhode Island und Kalifornien.
In Alabama stellt eine Fabrik im Akkord Konföderierte Fahnen her. Und für den 18. Juli rufen die „Loyal White Knights“, die in North Carolina ansässige größte Gruppe des KKK, zu einer Demonstration vor dem Statehouse von South Carolina auf. Die Gruppe ist gegen „Nigger, Juden, Drogen, Homosexuelle, Rassenmischung“. Und sie liebt und verteidigt die Konföderiertenfahne.
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