Südosteuropa für Flüchtlinge dicht: Ganz Ungarn im Ausnahmezustand
Flüchtlinge können über die Balkanroute nur noch mit gültigem Visum einreisen. Ungarn verhängt den Ausnahmezustand.
Auch Bulgarien will verhindern, dass der Flüchtlingstreck in Zukunft durch sein Staatsgebiet zieht. Man ergreife „alle Maßnahmen dagegen“, hieß es aus der Hauptstadt Sofia.
Seit Mittwoch ist die Flüchtlingsroute über den Balkan verbarrikadiert. Slowenien lässt Flüchtlinge nur noch ins Land kommen, wenn sie dort Asyl beantragen wollen, oder in Einzelfällen aus humanitären Gründen, erklärte das Innenministerium in Ljubljana.
Weitere Länder der Region folgten. Die serbische Regierung in Belgrad teilte mit, an den Grenzen zu Mazedonien und Bulgarien ebenso zu verfahren. Serbien könne nicht „akzeptieren, ein Aufnahmezentrum für Flüchtlinge“ zu werden. Auch der kroatische Innenminister Vlaho Orepić sagte dem Fernsehsender RTL, sein Land werde nur noch Flüchtlinge mit gültigen EU-Visa einlassen. Mazedonien schloss sich dem an.
Acht postiv beschiedene Asylanträge
Slowenien will in Zukunft pro Monat 40 bis 50 Menschen Asyl gewähren, zitierte das nationale slowenische Radio Regierungschef Miro Cerar. Seine Härte ist nicht zuletzt innenpolitischem Druck geschuldet: In Meinungsumfragen liegen die oppositionellen Konservativen vorn, Bürger protestieren gegen die Unterbringung von Flüchtlingen. Seit September 2015 haben gut 500 Menschen in Slowenien Asyl beantragt – nur 8 davon wurden positiv beschieden, 101 negativ.
Erst am vergangenen Samstag hat das slowenische Parlament das Asylrecht verschärft. Abgelehnte Asylbewerber haben nach dem neuen Gesetz nur noch drei Tage, um ihr Verfahren gerichtlich überprüfen zu lassen. Amnesty International kritisiert, das Gesetz verstoße gegen die internationalen Verpflichtungen Sloweniens.
Über die Balkanroute waren im vergangenen Jahr mehr als eine Million Menschen nach Westeuropa gelangt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?