Südosten Australiens steht unter Wasser: Überflutung eskaliert
Australien meldet die stärksten Niederschläge seit mehr als 100 Jahren. Der Klimawandel verstärke den landestypischen Starkregen, so Wissenschaftler.
CANBERRA taz | Nach den stärksten Niederschlägen seit über 100 Jahren waren am Wochenende tausende Quadratkilometer Land im Südosten Australiens überschwemmt. Betroffen ist ein Gebiet von der Grenze des im Süden liegenden Bundesstaates Victoria bis nach Sydney in New South Wales.
Mehrere hunderttausend Hektar Ackerland sind komplett überflutet, tausende von Nutztieren, aber auch Wildtiere wie Kängurus und Wombats konnten sich nur auf höher liegenden Flächen in Sicherheit bringen. Alleine für die Landwirtschaft wird der Schaden auf mehrere Millionen Dollar beziffert.
Zwangsevakuierungen und Armeeeinsatz
Seit rund drei Monaten leidet der Südosten des Kontinents unter einem untypisch nassen und kalten Sommer. Die Niederschläge der letzten Tage aber sind eine Eskalation der ungewöhnlichen Wettersituation. An einigen Orten fiel in 24 Stunden so viel Regen wie sonst in einem Jahr.
Für die Behörden besteht seit letzter Woche Alarmstufe Rot. In mehreren Städten und Siedlungen ordnete die Polizei Zwangsevakuierungen an. In Victoria wurde am Wochenende die Armee eingesetzt. Soldaten schützten mit Sandsäcken wichtige Gebäude und öffentliche Anlagen.
Immer wieder müssen Hilfsorganisationen Menschen retten, die sich trotz Warnungen in die Fluten begeben. Am Wochenende trat auch der Warragamba-Stausee über die Ufer – zum ersten Mal seit 1998. Der See versorgt die Stadt Sydney mit Wasser. Die im Tal liegenden Dörfer und Siedlungen waren rechtzeitig vor den zusätzlichen Wassermassen gewarnt worden, so dass es zu keinen wesentlichen Schäden kam.
Meteorologen sagen, die Situation sei im Wesentlichen das Ergebnis des alle fünf bis zehn Jahre wiederkehrenden Wetterphänomens La Niña. Wegen einer Kombination von starker Erwärmung an der Meeresoberfläche im Südpazifik und kühlen Luftströmen über dem Ozean kommt es zu monsunartigen Regenfällen.
Bereits im letzten Jahr war es weiter nördlich, im Bundesstaat Queensland, zu starken Überflutungen gekommen. Viele Wissenschaftler glauben, dass die für Australien typischen Perioden hoher Feuchtigkeit und anschließender jahrelanger Trockenheit als Folge des bereits deutlich spürbaren Klimawandels extremer geworden sind.
Leser*innenkommentare
Karl
Gast
Warum nur wird angesichts dieser Problematik eigentlich zu solchen Formulierungen Zuflucht genommen:
"Viele Wissenschaftler glauben, dass die für Australien typischen Perioden hoher Feuchtigkeit und anschließender jahrelanger Trockenheit als Folge des bereits deutlich spürbaren Klimawandels extremer geworden sind."
Über die Ermittlung der tasächlichen Änderungen von Niederschlag, Abfluss und Grundwasserneubildungsraten lassen sich Veränderungen hydrologisch sehr gut erfassen!
Auch die unmittelbaren und mittelbaren Folgen des oberirdischen Abflussgeschehens zeigen sehr genau ob sich etwas ändert: Erosionsraten, Sedimentfracht und Größe der Überflutungsflächen lassen sich messen und den schon konsolidierten Sedimenten gegenüberstellen.
Das liefert naturwissenschaftlich belastbare Aussagen, eigentlich eine Gelegenheit welche sich die Klimaforschung nicht entgehen lassen sollte!
Glück auf!
Karl
vic
Gast
Der Klimawanddelleugner wird jetzt sagen:
Australien wird ja nicht umsonst down under genannt.
Gerne auch:
Das war schon immer so.
Udo Henn
Gast
Ein Schaden von "mehreren Miliionen Dollar" fuer die Landwirtschaft haelt sich ja noch in Grenzen und ist sicher verkraftbar.
Karl
Gast
Tja, dumm gelaufen!
Zur Erinnerung:
Den "KW" gibt es nicht! Es git immer einen langfristigen Klimawandel mit (schwer bestimmbarer) anthropogener Beeinflussung.
Zum eigentlichen Sachverhalt:
Es ist bisher nicht möglich gewesen solche Niederschlagsereignisse als "außergewöhnlich" zu betrachten, wenn berücksichtigt wird das solche Vorgänge seit ca. 400000 a die Existenz des Lake Erye sicherstellen.
Ein hydrologisch und sedimentologisch gut belegter Vorgang.
Mit genau den gleichen Methoden kann auch beurteilt werden, ob es sich bei dem Niederschlagsereignis um ein für die Region außergewöhnliches Ereignis (im Vergleich zu einem Bezugszeitraum) handelt oder nicht.
Ob und in welcher Größenordnung hier ein zusätzlicher anthropogener Einfluss zur Wirkung gelangen kann, bleibt ohne zweckmäßige Untersuchungen leider Spekulation.
Glück auf!
Karl