Sudan-Konflikt bei den UN: Krieger sollen über Frieden sprechen
Die Vereinten Nationen wollen in Genf ein Ende des Krieges im Sudan vermitteln. Doch eine der Kriegsparteien erschien nicht wie vereinbart.
Für den ersten Tag seien separate „Annäherungsgespräche“ beider Seiten mit dem persönlichen Gesandten von UN-Generalsekretär António Guterres, Ramtane Lamamra, geplant gewesen, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. Eine der beiden Seiten sei jedoch nicht aufgetaucht. Um welche es sich dabei handelte, wollte er nicht sagen. An beide Konfliktparteien sei jedoch die Einladung ergangen, die Gespräche am Freitag fortzusetzen.
„Wir fordern die sudanesischen Delegationen auf, sich der Herausforderung zu stellen und im Interesse des sudanesischen Volkes konstruktive Gespräche mit dem persönlichen Gesandten zu führen“, sagte Dujarric.
Risiko eines Völkermords
Der Sudan war Mitte April 2023 ins Chaos abgedriftet, als anhaltende Spannungen in offene Gewalt umschlugen: In dem Krieg bekämpfen sich das Militär unter Führung von General und de-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und dessen früherer Stellvertreter Mohammed Hamdan Dagalo, der die paramilitärische Truppe Rapid Support Forces (RSF) anführt.
Die Kämpfe begannen in der Hauptstadt Khartum und breiteten sich von dort auf andere Teile des Landes aus, darunter auch die Krisenregion Darfur. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt mehr als 14.000 Menschen getötet und 33.000 verletzt. Menschenrechtsaktivisten glauben, dass die tatsächliche Opferzahl deutlich höher ist.
Laut UN-Angaben mussten fast 10 Millionen Menschen fliehen, die Vereinten Nationen warnen vor einer drohenden Hungersnot. Die UN-Sonderbeauftragte für Völkermordprävention, Alice Wairimu Nderitu, warnte im Mai vor einem Völkermord in der westlichen Region Darfur. Dort hatte die Vorgängermiliz der RSF, die Janjaweed, vor 20 Jahren mutmaßlich einen Genozid an aufständischen Volksgruppen verübt.
Ausländer sollen Khartum verlassen
Derweil haben sudanesische Sicherheitsbehörden alle Ausländer im Bundesstaat Khartum zum Verlassen der Hauptstadt und der umliegenden Region aufgefordert. Sie hätten hierfür zwei Wochen Zeit, heißt es in einer Mitteilung der Ausländerpolizei. Angesichts der andauernden Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der Miliz RSF sollten sich die Ausländer in Sicherheit bringen.
Medienberichten zufolge steigt die Feindseligkeit insbesondere gegenüber Ausländern aus anderen afrikanischen Staaten, seit es Berichte über ausländische Söldner in den Reihen der RSF gibt. Erst vor wenigen Tagen waren mehr als 150 Ausländer festgenommen worden, die keine gültigen Aufenthaltspapiere hatten.
Internationale Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und die noch im Land verbliebenen Diplomaten haben Khartum bereits nach Ausbruch der Kämpfe verlassen und arbeiten nun von Port Sudan aus, wo die Lage vergleichsweise stabil ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr