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Suche nach israelischen JugendlichenEntführer sollen identifiziert sein

Laut Israels Geheimdienst sind zwei Hamas-Mitglieder für die Entführung der Jugendlichen verantwortlich. Die Palästinenser verurteilen unterdessen die Razzien.

Aufwändige Suchaktion: Israelische Soldaten durchkämmen Gebiete rund um Hebron. Bild: dpa

JERUSALEM/NEW YORK dpa | Israels Geheimdienst hat nach eigenen Angaben die Entführer von drei Jugendlichen im Westjordanland identifiziert. Zwei Wochen nach der Entführung teilte der Inlandsgeheimdienst Schin Bet am Donnerstag mit, es handele sich um zwei ehemalige Häftlinge aus Hebron. Der Geheimdienst veröffentlichte auch Bilder der Tatverdächtigen, legte aber keine weiteren Beweise vor.

Israels Sicherheitsdienste jagten weiter nach dem 29-jährigen Marwan Kawasme und dem 33-jährigen Omar Abu Ajschah, hieß es. Beide seien Mitglieder der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas.

Kawasme sei schon als 18-Jähriger verurteilt worden und habe bis 2004 zehn Monate in israelischer Haft verbracht. Seitdem sei er vier weitere Male festgenommen worden und habe im Verhör zugegeben, Hamas-Mitglied zu sein. Zuletzt habe er bis März 2010 im Gefängnis gesessen. Abu Ajscha sei 2005 zum ersten Mal festgenommen worden und habe zunächst ein halbes Jahr in Haft verbracht. Sein Bruder sei 2005 bei einem versuchten Anschlag auf israelische Truppen getötet worden.

Es handele sich um die beiden „zentralen Terroristen, die an der Entführung beteiligt waren“, hieß es in der Mitteilung. Drei israelische Teenager waren am 13. Juni im südlichen Westjordanland auf dem Heimweg spurlos verschwunden. Israel wirft der Hamas vor, für die Tat verantwortlich zu sein, obwohl keine Palästinenserorganisation sich bislang dazu bekannt hat.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Donnerstag, nach der Veröffentlichung der Namen der beiden Tatverdächtigen erwarte er von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, das Bündnis mit der Hamas aufzukündigen. Abbas' gemäßigte Fatah hatte zu Monatsbeginn eine Einheitsregierung mit der Hamas gebildet.

Streit um Razzien

Vor den Vereinten Nationen lieferten sich Araber und Israelis indes einen heftigen Streit zu den Hintergründen der Entführung. Die Palästinenser, unterstützt von mehreren arabischen Staaten und dem Iran, forderten vom Sicherheitsrat eine Verurteilung Israels wegen der Razzien im Westjordanland. Israels Botschafter Ron Prosor sprach von einer „Unverschämtheit“. Bei den Razzien waren mindestens fünf Palästinenser getötet worden.

„Israel hat völlig überzogen reagiert und lässt das ganze palästinensische Volk unter einer Kollektivstrafe leiden“, sagte Saudi-Arabiens Botschafter Abdallah Al-Mouallimi. „Die Durchsuchungen und Festnahmen sind klare Verstöße gegen die Genfer Konvention und das Völkerrecht.“

Prosor nannte es hingegen eine Frechheit, „dass sich die Verantwortlichen für die Entführung dreier Kinder jetzt beschweren“. „Sie sind wie Waldorf und Statler aus der Muppet-Show: Sie sitzen auf dem Balkon und meckern nur, ohne etwas Hilfreiches beizutragen.“

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20 Kommentare

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  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Selbst wenn die Drei Siedler von der Hamas entführt worden wären, ist es doch eher seltsam, wenn in einem Land mit humanistischer Werteordnung wie Deutschland bei der Berichterstattung unerwähnt bleibt, dass

     

    a) genau solche Siedler mit ihrer illegalen Anwesenheit in Palästina die Menschenrechte/Freiheit der Palästinenser verhindern

    b) die Völkerrecht brechende seit 47 Jahren Palästinensisches Eigentum raubende Besatzungsmacht bei der Suche nach den Entführern Mittel anwendet, die in unseren Gesetzbüchern als Menschenrechtsverbrechen ausgewiesen sind.

     

    Insbesondere erscheint dies hier seltsam, zumal unser oberstes Gericht für die Bewertung der israelischen Räubereien und damit verbundenen Menschenrechtsverbrechen an Palästinensern, der Internationale Gerichtshof die menschenrechtsraubende Wirkung der illegalen Siedler/Siedlungen 2004 in einem Gutachten zur Mauer eindeutig bewertet/dokumentiert hat.

     

    Ich finde es zumindest sehr seltsam, wenn die Bewertung unseres Gerichts hier in Deutschland ignoriert wird.

  • Die identifizierten Geiselnehmer sollten die drei jetzt endlich gehen lassen, selber aus ihren Löchern kommen, die Arme erheben und froh sein, dass sie vor ein ordentliches Gericht gestellt werden.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Welcher Zufall (?) dass gerade in Zeiten der Annäherung von Hamas und Al Fatah solche Entführungen passieren. Kann es nicht sein, dass solch ein Szenario unglaublich gut in den Kram der Rechten in Israel passt? Stimmt es denn wirklich, dass die drei entführt wurden oder gibt es die vielleicht gar nicht??

    • @1714 (Profil gelöscht):

      Wenn so was wie jetzt passiert, argumentieren Antisemiten immer nach demselben Schema. Es beinhaltet drei Phasen:

      1. Es stimmt alles gar nicht, Israel erfindet einen Tatbestand.

      2. Israel verfolgt ein böses politisches Ziel mit seinen Gegenmaßnahmen, sind schließlich Juden... (alternativ: „Die Rechten in Israel“)

      3. Die Behauptungen 1 + 2 stellen sich als Mumpitz heraus, also wird die jeweilige Affäre möglichst schnell vergessen. Beim nächsten Vorfall geht alles wieder von vorne los.

       

      So berechenbar.

      • @Senckbley:

        ach... wenn man lesen kann, dass die zwei verdächtigten just seit dem tag verschwunden sind, an dem zwei jugendliche und ein erwachsener yeshive-bocher verschwanden

        http://abcnews.go.com/International/wireStory/israel-identifies-suspects-alleged-kidnapping-24318192?singlePage=true

        da kann man sich mehr als ein mögliches szenario ausdenken....

        zumal mehr als das die verschleppung von rund 600 menschen durch IOF bis heute nicht ergeben hat/haben soll.

        • @christine rölke-sommer:

          „verschleppung von rund 600 menschen“

           

          Das sind natürlich alles Olivenbauern, braves Landvolk, klar.

          Wenn man sich die Tatsache vor Augen hält, dass Hamass & Co Entführungen und Ermordungen von Zivilisten auf ihre Fahnen geschrieben haben (64 in den letzten Jahren laut „haGalil.com“), erstaunt mich die Zahl von 600 Verhaftungen nicht.

          http://www.hagalil.com/archiv/2014/06/19/entfuehrungen/

          • @Senckbley:

            bei wem wollen Sie eigentlich mit "Hamass & Co" eindruck schinden?

            bei http://www.botschaftisrael.de/2014/06/17/entfuehrungen-der-hamas-eine-staendige-bedrohung-fuer-israel/

            vielleicht?

            • @christine rölke-sommer:

              „Hamass und Co.“ ist eine völlig angemessene Bezeichnung für den aggressiven, bildungsfeindlichen Totentanz, der sich heute an so vielen Orten der Welt ausbreitet. Die Taliban haben die Buddhas von Bamyan zerstört, Boko haram („Bücher sind Sünde“) metzelt Christen nieder, ISSISS steht auch nicht gerade für Gelehrtenrepublik.

               

              Aber einige westliche Intellektuelle (und Catherine Ashton) sind ja nicht von ihrem Glauben abzubringen, dass sich diese schwarz-braune Ursuppe schon irgendwie in vernunftgemäßes Handeln einbinden ließe. Was für ein Niedergang der Urteilsfähigkeit!

              http://ejpress.org/index.php?option=com_content&view=article&id=48816&catid=12

              • @Senckbley:

                mein mcafee hält Ihr ejpress-teil für riskant.

                vielleicht ist das ja nur ein anderes wort für das, was mein verstorbener schwager (pfiat di Franz!) "saublöd" zu nennen pflegte?

                • @christine rölke-sommer:

                  Kann sein. Sie ersparen sich den einen oder anderen Ashton-Gefühlserguss.

                  • @Senckbley:

                    aha. um die lady geht's Ihnen.

                    bloß halt: auch andrer leutz lügen fallen unter "saublöd".

  • "Sie sitzen auf dem Balkon und meckern nur, ohne etwas Hilfreiches beizutragen" aha Keisselnahme,Massenverhaftungen und die Erschießung Unschuldiger sind jedoch Hilfreich die "Entführten " wiederzufinden. Dieser Botschafter ist doch einfach nur Krank oder ein Verbrecher.