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Suche nach CDU-VorsitzEin wirklich schwieriger Job

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Kandidaten für den CDU-Vorsitz bringen sich in Stellung. Doch die Aufgabe ist kaum zu erfüllen. Die Mitgliederbefragung dürfte die Spaltung vertiefen.

Wer wird hier demnächst vorsitzen? Rednerpult im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin Foto: Chris Emil Janssen/imago

D ie ersten Kandidaten für den CDU-Vorsitz wagen sich aus der Deckung: Norbert Röttgen wird wohl am Freitag wie erwartet seine Kandidatur verkünden, überraschender aber ist, dass Noch-Kanzleramtsminister Helge Braun antritt. Die Frage ist nur, ob der freundliche Hesse, der die CDU sicher in der Mitte halten würde, eine gute Wahl wäre – und daran kann man durchaus Zweifel haben.

Braun ist durch und durch Merkelianer. Deshalb ist schon schwer vorstellbar, dass er den Aufbruch verströmt, den die CDU jetzt so dringend braucht. Auch bei Röttgen, der als vorsichtiger Modernisierer gilt, ist das zu bezweifeln. Und auch zwei andere, drängende Aufgaben wird er schwerlich erfüllen können: das Profil der CDU zu schärfen und die Partei zu einen.

Schon wird aus dem Lager von Friedrich Merz – mit dessen Kandidatur ebenso gerechnet wird – kolportiert, die Bewerbung Brauns sei ein letzter Versuch des „Parteiestablishment“ um Merkel, Merz als Kandidaten endgültig zu verhindern. Mit Braun an der Spitze dürften sich die alten Grabenkämpfe fortsetzen.

Braun würde auch deshalb vor genau den gleichen Problemen stehen wie vor ihm Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet. Schon zweimal ist der Versuch, die Merkel-Ära in die Zukunft zu tragen, gescheitert. Wenig spricht dafür, dass es beim dritten Mal gelingen würde.

Allerdings stellen die in sich widersprüchlichen Anforderungen alle möglichen Kandidaten vor große Probleme: Das politisch-inhaltliche Profil zu schärfen und gleichzeitig die unterschiedlichen Parteiflügel zusammenzuführen, das klingt nach einer kaum erfüllbaren Herausforderung. Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn etwa hat bereits abgewunken. Dass aber nun ausgerechnet Merz oder Röttgen, beide nicht gerade als integrative Führungskräfte bekannt, dies schaffen werden, ist höchst unwahrscheinlich. Zumal die Mitgliederbefragung, die auch eine Abstimmung über den Kurs der Partei sein wird, die Spaltung der CDU weiter vertiefen dürfte.

Keine guten Aussichten also. Kein Wunder, dass so mancher Christdemokrat noch auf einen frischen, unbelasteten Überraschungskandidaten hofft.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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8 Kommentare

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  • Tnx a lot fürs Fotto



    “ Rednerpult im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin“



    & Liggers =>



    “Ein wirklich schwieriger Job“



    Na logo - Holzlenker-Modell - Woll!



    Ohne ELEC & BLINKER •

    kurz - mit @Martin Rees - Gellewelle:



    Nichts is überflüssiger als ein Übergangsmantel! (Jens Spahns einzig - 💡er Moment!;)(



    & wie immer - etwas 🎶 - Bitten Otto =>



    m.youtube.com/watch?v=nxc4tmVGtGM



    Otto Reutter - Der Überzieher ( 1926 )



    & Däh



    Rezension von Tucho



    www.textlog.de/tuc...-otto-reutter.html Auszug



    “… Und dann ein Lied, meisterhaft, in total besoffenem, von nichts ahnendem Tonfall gesungen: »Ick wunder mir über jahnischt mehr –!« Abends käme er nach Hause, sang er, und da –



    Da steht vor meine Kommode 'n Mann –



    Der sagt: »Sie! Fassen Se mal mit an!



    Alleene is mir det Ding zu schwer ... «



    Ick wunder mir über jahnischt mehr –



    Und dazu ein Mondgesicht, unbeteiligt, mild leuchtend durch die Wolken – was soll man dazu sagen?



    Die Leute sagen auch gar nichts, sondern liegen unter dem Tisch, und wenn sie wieder hochkommen, dann verbeugt sich da oben ein dicker und bescheidener Mann, der gar nichts von sich hermacht, obgleich er ein so großer Künstler ist.







    Peter Panter



    Die Weltbühne, 06.01.1921, Nr. 1, S. 28,



    wieder in: Mona Lisa.

    kurz2 - Sowat findste naturellemang in dem ganzen Schwarzkittelhaufen nich!



    Na logo •

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      „Ick wunder mir über jahnischt mehr“… und stell mir Helge Braun als Otto Reuter vor… oder als Mannequin für Überzieher.

  • Braun ist also zu merkelig, Röttgen steht zu wenig für Aufbruch und Merz nicht integrativ genug. Mag stimmen. Aber ist nicht Scholz auch sehr merkelig, steht ein Walter-Borjans für Aufbruch, kann man Esken wirklich als integrativ bezeichnen? Und doch hat die SPD die Wähler überzeugt, mehr als die woken Grünen oder die coole FDP. Man darf auch nicht vergessen, dass die Union mit Söder noch ein anderes Ass im Ärmel hat. Ich fürchte, die Lage dieser Partei ist gar nicht so schlecht, wie es gerne hätte. Es kommt jetzt vor allem auf den Erfolg der Ampel an.

  • In Deutschland kennen wir eine spezielle Jahreszeit, die heißt "Übergang"; da braucht's spezielle Überzieher, wenn man im Regen steht. Die Analogie ist klar, wer den Scherbenhaufen kitten muss*, wird viel Ärger bekommen. Dass nur Männer zur Diskussion für die Nachfolge im Parteivorsitz stehen, ist befremdlich für eine zumindest im Selbstverständnis regierungsfähige und -willige Volkspartei.



    * gilt in Japan als große Kunst, rein plastisch: KINTSUGI

  • "der moderate Außenpolitiker Röttgen "

    Ist damit der Scharfmacher von der Atlantikbrücke gemeint, der keine Gelegenheit auslässt Russland zu provozieren?

    Ist es heute schon moderate Aussenpolitik, wenn nicht gleich Drohnenangriffe geflogen werden?

    • @OldFrank:

      kleinzarter Hinweis & inechtkein Scheiß

      Sie befinden sich wiedermal



      Im selbsternannten Linken Portal!



      tazVollmutier zum Immergriiens Bayernkurier!



      Die - nehme länget jede Krücke!



      Aach die roll back Atlantikbrücke!



      & für Demokratie? Na und wie!



      “Wolfgang Schäuble is Chefinnensache!“



      Briefumschläge flache Gehst aaf de Knie

    • @OldFrank:

      Man muss Röttgen nicht mögen und kann seine Positionen zu Russland für sicherheitspolitisches Teufelszeug halten. Aber man muss deswegen nicht implizit russische Propaganda-Narrative reproduzieren, in denen Opfer und Täter oder Ursache und Wirkung gerne zur eigenen Selbstverharmlosung vertauscht werden. Diese gegenüber einer hochproblematischen russischen Politik selektiv wohlwollende Haltung ist leider auch bei manchen sonst kritischen Linken (Sie dürften kaum einer sein) zu beobachten oder bei solchen, die in unhinterfragten Feindbildstrukturen verhaftet geblieben sind. Der altböse Feind, das sind erstmal oder ausschließlich die Yankees: für manche seit den Zeiten der Anti-Hitler-Koalition, für andere wiederum - und durchaus verständlich - seit Vietnam. Deswegen muss man aber nicht das imperialistische, großrussische Gebaren der rechtsnationalistischen, autoritären Oligarchen-Clique um Putin bagatellisieren, der sich in der Rolle des "Mehrers des Reiches" inszeniert und mit dem Sie scheinbar sympathisieren. Das geht aber nur, wenn man ausblendet, in welche Richtung Russland sich in den vergangenen 10-15 Jahren entwickelt hat: in Richtung eines nach innen zunehmend autoritär regierten und nach außen zunehmend aggressiv auftretenden Staates mit einer sich immer klarer abzeichnenden hegemonialen Expansionsstrategie. Das muss man – wie etwa Röttgen (ich sympathisiere weder mit ihm noch mit seiner Partei) - beim Namen nennen dürfen. Sie dürfen das derweil gerne für antirussisches Propagandageschwätz, den Milliardär Putin und seinen Klientel-Diktator Lukaschenko für honorige Politiker, vielleicht gar für Protagonisten einer moderaten Außenpolitik, und Röttgen für einen Scharfmacher halten.

      • @O sancta simplicitas:

        Hola. Gaanz schee simbel. Gelle.



        Wasse füran longlongdring aus draa Sendense raasquetsche dun!



        Da is dess tapfer Schneiderlein mit sei ahl Kaas ever nix dagege. Gellewelle!



        Chapeau - 🤪 -