Sturmschäden in den Berliner Forsten: Der Wald muss das jetzt selber wuppen
Beim Ortstermin in Tegel stellten die Berliner Forsten vor, wie sie mit den dramatischen Sturmschäden vom Juni umgehen: Das meiste bleibt liegen.
Beim Ortstermin im Revier Tegelsee stellt Umweltstaatssekretär Andreas Kraus das Beräumungskonzept vor, neben etlichen ForstbeamtInnen begleiten ihn die umweltpolitischen FraktionssprecherInnen von CDU und SPD, Danny Freymark und Linda Vierecke. Sie wollen sich ansehen, wie schlimm es in den Gebieten aussieht, die nach dem Sturm fast zwei Monate lang für die Öffentlichkeit gesperrt waren.
Heynes Stellvertreter Felix Weisbrich trat ausgerechnet Anfang Juli seinen Dienst bei den Forsten an – vorher hatte er das Straßen- und Grünflächenamt von Friedrichshain-Kreuzberg geleitet. Die massiven Schäden, mit denen er sich von Tag eins an auseinandersetzen musste, sieht er als „vergiftetes Geschenk der Natur“. Soll heißen: Auch wenn sich niemand über die Zerstörung freut, bietet sie Chancen, die die Forsten ergreifen wollen. „Wir nutzen den Sturm, um unser künftiges Vorgehen auszuprobieren.“
Ganze 85 Prozent der „Würfe und Brüche“, wie es im Forstjargon heißt, will man sich selbst überlassen, beim Rest handelt es sich um hochwertiges Stammholz, das schonend herausgezogen und vermarktet wird. Auch die Holzwerkstatt der JVA Tegel soll einen kleinen Teil erhalten. Es gehe aber nicht nur um regionale Wertschöpfung, betont Weisbrich: „Holz, das verbaut oder zu Möbeln wird, speichert das vom Baum aufgenommene CO2 für viele Jahre.“
Totholz soll Wasser speichern
In den Schadflächen soll sich der Wald eigenständig verjüngen. Man sieht auch schon, dass kleine Jungbäume, die der Sturm freigelegt hat, das Sonnenlicht genutzt und viele Blätter gebildet haben. Brandgefahr soll vom Totholz übrigens nicht ausgehen, vielmehr erwarten die FörsterInnen, dass es beim Zerfall Wasser aufsaugt und speichert.
Kraus, Vierecke und Freymark betonen, wie wichtig das alles ist, und geloben, sich für eine auskömmliche Finanzierung der Forsten einzusetzen. Ob im nächsten Doppelhaushalt noch 900.000 Euro mehr für ein paar Fällkräne drin sein könnten, bleibt an diesem Morgen offen. Heyne und Weisbrich würden die Spezialfahrzeuge gerne für die Pflege von „strukturierten Waldrändern“ anschaffen – und wenn der nächste Sturm zuschlägt, könnCten sie mit ihnen noch besser aufräumen.
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