Studis wollen keine Preiserhöhung: Warten auf das Ticket
Der Verkehrsverbund VBB möchte die Preise für das Semesterticket erhöhen. Vertreter:innen von Studierenden lehnen das strikt ab.
Der VBB will das Semesterticket, welches momentan je nach Standort der Hochschule zwischen 280 und 387 Euro für sechs Monate kostet, in den nächsten drei Jahren um jeweils 5 oder 6 Euro pro Semester verteuern. Mit dem Ultimatum sollte die Studierendenschaft vor die Wahl gestellt werden, sich entweder „für die Preiserhöhung oder gegen das Semesterticket als Ganzes“ zu entscheiden, erklärt die „Interessengemeinschaft Semesterticket“ in einem offenen Brief.
Sollte es keine Einigung geben, laufen die Verträge zum Abschluss des Wintersemesters Ende März aus. Für die über 200.000 betroffenen Studierenden würde das den Verlust ihres Tickets bedeuten und für den VBB den Verlust von über 80 Millionen Euro an jährlichen Einnahmen. Bis Anfang Dezember muss eine Entscheidung fallen.
Matthias Weingärtner, Sprecher der Interessengemeinschaft, erzählt der taz, dass es in den vergangenen Monaten mehrere „hitzige Debatten“ über die geplante Preissteigerung mit dem VBB gegeben habe. Ende September habe der Aufsichtsrat des VBB den Studierenden ein „letztes Angebot“ unterbreitet, von dem für die Studierenden klar war, dass „wir es nicht annehmen werden“, so Weingärtner.
Ticket in der Pandemie nicht voll nutzbar
Dagegen erklärt Joachim Radünz, Sprecher des VBB, dass die Vorwürfe der Studierenden zwar „durchaus verständlich“ seien, die Preise aber lediglich „moderat angehoben“ würden. Außerdem sei jenen Hochschulen, die sich nicht über drei Jahre haben binden wollen, die Möglichkeit einer sogenannten Brückenlösung angeboten worden, mit der sie lediglich einem Vertrag mit einer Laufzeit von einem Jahr hätten zustimmen müssen.
Die Studierendenvertretungen begründen ihre Ablehnung der Preiserhöhung einerseits damit, dass durch die weitgehende Umstellung der Lehre auf den Digitalbetrieb die Studierenden das Ticket nicht in vollem Umfang brauchten und durch die Pandemie-Einschränkungen in den letzten Monaten auch nicht voll nutzen konnten.
Zudem, so Weingärtner, seien viele Studierende durch den massenhaften Verlust ihrer Nebenjobs im Zuge der Coronakrise und den damit verbundenen Einnahmeausfällen in einer „wahnsinnig prekären“ Situation. Auch wenn sich der neue Tarif zunächst nach nicht viel mehr Geld anhöre, wolle man sich in so einer Lage nicht „die Pistole auf die Brust setzen lassen“. Deswegen habe man das „Ultimatum bewusst auslaufen lassen“.
Studis wollen die Verträge einfrieren
Die Studierenden fordern mittelfristig eine Reduzierung des Tarifs auf 365 Euro im Jahr – ein Preis, der Auszubildenden mit Hilfe von Subventionen bereits gewährt wird. Durch die Gremienstruktur der Studierendenvertretungen und die Notwendigkeit der Billigung einer möglichen Vereinbarung durch eine Urabstimmung an manchen Universitäten sei eine Einigung auf ein neues Angebot zeitlich jetzt nicht mehr möglich, erklärt Weingärtner. Bis Anfang Dezember müsse man für die Berechnung der Rückmeldegebühren einen Betrag an die Hochschulen kommunizieren, wofür jedoch jetzt nicht genug Zeit bliebe. Für Weingärtner ist die „einzig mögliche Variante“ daher eine Einfrierung der Verträge für ein weiteres Jahr, in dem dann weiterverhandelt werden könne.
Die Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus unterstützt dies. Damit würde beiden Seiten und den Landesregierungen in Berlin und Brandenburg die Möglichkeit gegeben, „gemeinsame Absprachen und finanzielle Vorkehrungen zu treffen, um eine Subventionierung des Tickets zu ermöglichen“, so eine Mitteilung.
Beim VBB ist man immerhin bereit, sich mit Hochschulen abzustimmen, „die eventuell eine längere Frist benötigen“. Auf die Frage nach dem Einfrieren der aktuell geltenden Verträge gibt es jedoch keine klare Antwort. Es wird lediglich entgegnet, dass die Semesterticketpreise der Berliner Hochschulen bereits „in den letzten drei Jahren“ eingefroren waren.
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