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Studierende in der TürkeiProtestieren ist eine Wissenschaft

Seit einem brutalen Polizeieinsatz gegen Studierende kommen diese nicht zur Ruhe. Ein verbaler Ausfall Erdogans gegen Professoren macht es schlimmer.

Trifft den Ton nicht: Erdogan Bild: reuters

ISTANBUL taz | Hunderte Studenten sitzen in Haft, Proteste werden massiv unterdrückt, doch jetzt reicht es einer Mehrheit der türkischen Studenten offensichtlich. Seit rund zehn Tagen wird an etlichen Universitäten dauerdemonstriert.

Im Mittelpunkt der Proteste steht die Middle East Technical University (ODTÜ) in der türkischen Hauptstadt Ankara, eine der renommiertesten staatlichen Universitäten des Landes. Auslöser der Proteste war ein Besuch von Ministerpräsident Tayyip Erdogan persönlich in der letzten Woche. Etliche tausend Studenten, die auf dem Campus gegen Erdogan demonstrieren wollten, wurden von einer 3000 Mann starken Prätorianergarde der Polizei brutal zusammengeschlagen Ein Student schwebt mit schweren Kopfverletzungen immer noch in Lebensgefahr.

Als der Rektor der Universität, Ahmet Avcar, den Polizeieinsatz als unverhältnismäßig kritisierte, geriet Erdogan in Rage. Er griff Avcar und die gesamte Professorenriege der ODTÜ scharf an, weil sie den Studenten statt Patriotismus „den Bau von Molotow-Coktails“ beibringen würden.

Erdogan war auf den Campus gekommen, um von dort den Start einer chinesichen Trägerrakte mitzuverfolgen, die einen unter Mitwirkung von ODTÜ-Wissenschaftlern gebauten türkischen Satelliten ins All beförderte. Statt auf den Satelliten stolz zu sein, wie Erdogan forderte, demonstrierten die Studenten dagegen, dass dieser in einem möglichen Krieg gegen Syrien genutzt werden könnte.

Während Studenten und Professoren in Istanbul und anderen Großstädten sich mit den Kollegen der ODTÜ solidarisierten, wurden von kleineren Universitäten Ergebenheitsadressen an Erdogan verfasst. Eine der wenigen bekannten Namen unter diesen war die Leitung der Galatasaray-Universität aus Istanbul. Aus Zorn stürmten dort daraufhin hunderte Studenten das Rektorat und sperrten Rektor Ethem Tolga und seinen Stellvertreter in ihre Büros. Galatasaray-Absolvent Ali Mehmet Birand, einer der prominentesten Kolumnisten des Landes, kritisierte den Rektor als „feigen Opportunisten“, der seinen Kollegen von der ODTÜ in den Rücken gefallen sei. „Shame on you“, schrieb Birand.

Um die Lage zu beruhigen, empfing am Donnerstag Staatspräsident Abdullah Gül erst ODTÜ-Rektor Ahmet Avcar, danach Ministerpräsident Erdogan. Gül betonte, die Wissenschaft solle sich aus der Politik heraushalten und umgekehrt.

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7 Kommentare

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  • R
    revi

    @ the grimreaper

     

    Deine Vorstellung über die wirkliche herrschende Realität in der Türkei ist völlig Irrerelevant.

    Wir sprechen hier nicht von einer Vorstellung des Sozialismus in der Türkei und ob dieser der Weg ist, sondern wie die fundamentalistische Regierung die Menschenrechte mit Ihren Absätzen tritt - wer will wissen wohin?

    Passend dazu kann ich dir Orhan Pamuk`s Zitat empfhelen: "Der Westen hat leider kaum eine Vorstellung von diesem Gefühl der Erniedrigung, das eine große Mehrheit der Weltbevölkerung durchlebt und überwinden muss, ohne den Verstand zu verlieren oder sich auf Terroristen, radikale Nationalisten oder Fundamentalisten einzulassen."

    Die systematische bekämpfung Regierungsgegner sind Alltag. Hrant Dink ist ein Paradebeispiel.

  • B
    bull

    Jaja den Kurden hat man einfach kein zivilisiertes Benehmen beibringen können.Wir schicken Sie demnächst alle nach Europa.Vielleicht könnt Ihr das für uns erledigen.

  • TG
    The grimreaper

    @pete

    He, Meister. Die Nachricht von der du sprichts ist unvollständig. Die familie die das getan hat lebt in Diyarbakir einer vornehmlich von kurden bewohnten Stadt. Also ist fraglich von einer türkin zu sprechen. Diese unbildung haben diese den verrückten von der PKK zu verdanken, die Schulen in brand stecken und Lehrer töten und das seit über 30 jahren. Also kein Wunder das die immer noch in einer archaischen und verkommenen feudalen und patriarchalischen system leben und das auch noch mit ehre betiteln und solche dinge verteidigen.

  • P
    Pete

    Das die Türkei trotz aller Lobhudeleien ein Unrechtsstaat ist, indem Menschen unterdrückt werden und nichts geschieht, kann man an solchen Tatsachen ablesen, die die linke TAZ nie in den Nachrichten hat:

     

    Istanbul - Ein Mord an einer 15-Jährigen hat in der Türkei Proteste ausgelöst. Hatice D. sei bereits mit 13 Jahren gegen ihren Willen verheiratet worden, meldet die Nachrichtenagentur Anadolu. Nach einem Jahr kehrte sie dem Agenturbericht zufolge zu ihrer Familie zurück, weil ihr Mann gewalttätig war. Daraufhin sei sie von zwei Cousins vergewaltigt worden.

     

    Als sie dann im vierten Monat schwanger war, sei sie nach einer Entscheidung des Familienrates vor etwa zwei Wochen in der südost-anatolischen Provinzhauptstadt Diyarbakir ermordet worden.

     

    Quelle: Spiegel-Online

     

    Kennt Ihr nicht, wisst Ihr nicht, veröffentlicht Ihr nicht, ignoriert Ihr einfach, war ja nur eine junge Türkin. Ihr solltet euch alle einfach nur schämen!

  • TG
    the Grimreaper

    @eksom

    Jeder unabhängiger Beobachter sagt über diese Regierung, das Sie entgegen ihrer "muslimischen" Herkunft sehr viele Reformen in jeder Beziehung eingeführt hat. Aber verkappte Menschen können das natürlich nicht sehen. Stell dich der Realität, eksom, euer Weg ist der Falsche. Der Sozialismus, der Kommunismus, der Maoismus, der Stalinismus und der Leninismus sind überall nicht umsonst gescheitert. Stell dir mal vor ausgerechnet das Kommunistische China sorgt Weltweit dafür das Arbeiterrechte beschnitten werden und das Löhne gesenkt werden. Solange die Verrückten von der CHP keine demokratischen Reformen anstösst werden Sie nie irgendwelche Wahlen gewinnen. Dazu werden Sie auch Wähler verlieren.

  • TG
    the grimreaper

    Seit wann sind denn Bitte schön Unruhen und Krawalle ein legitimer Weg zu protestieren. Das was diese jugendlichen tuen ist nicht protestieren. Sie versuchen den Staat soweit zu destabilisieren das "mal wieder" das Militär interveniert, genau wie vor 30 Jahren. Das Militär hat vor 30 Jahren genau aus demselben Grund geputscht. Kein Wunder das der Erdogan soviel zulauf hat. Die Menschen haben schlicht und einfach die Schnauze voll von Chaos und Instabilität und wollen Ordnung und Stabilität. Das Problem ist einzig und allein die nichtvorhandene Opposition . Statt das die Opposition die Regierung mit mehr demokratischen Reformwünschen attackiert und vor sich her "treibt" mit dem Wahlvolk im Rücken versucht die Opposition alles um zu bremsen ob das nun im Parlament ist oder mittels der Bürokratie.

    Also mein Rat an die Opposition im Land: Werdet kreativ und erfüllt endlich die Reformwünsche der Bevölkerung und stellt die Regierung! Tut Ihr das nicht wird die Bevölkerung euch wieter abstrafen!

  • E
    eksom

    Ganz Europa schaut leider nur zu, wie dieser religiöser Fundamentalist alle Kritiker in die Gefängnisse schickt, oder diese ungeliebten Kritiker für 3- bis 6 Jahre ins U-haft genommen werden und damit ihr Leben zerstört wird. Das ist also die Demokratie, die von den Europäern unterstützt wird? Aber auch bei Putin hat man ja auch nichts mehr zu sagen!? Warum wohl?

    Wirtschaftliche Interessen überwiegen bei Menschenrechtsverletzung! Diese Heuchelei der Europäer ist bald nicht mehr zum aushalten!