Studie zum „Gender Pension Gap“: Deutlich weniger Rente für Frauen
Rentner im Westen bekommen 42 Prozent mehr Geld als Rentnerinnen, im Osten sind es „nur“ 23. Die Lücke wird kleiner, der Grund dafür ist aber nicht so gut.
epd | Bei den Renten ist die Kluft zwischen Männern und Frauen in Deutschland noch größer als bei den Löhnen. In Westdeutschland bekommen Ruheständler einer neuen Studie zufolge im Schnitt 42 Prozent höhere Zahlungen aus der Gesetzlichen Rentenversicherung als Rentnerinnen, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Im Osten liegt der sogenannte „Gender Pension Gap“ immerhin bei 23 Prozent.
Nach der Untersuchung einer Forschergruppe des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erhielten westdeutsche Männer im Ruhestand 2014 monatlich im Schnitt 994 Euro, Frauen bekamen 576 Euro. In den östlichen Bundesländern waren die Renten höher und der Unterschied zwischen Männern und Frauen deutlich geringer: Rentner kamen im Schnitt auf 1.057 Euro, Rentnerinnen auf 818 Euro.
Für die Unterschiede machen die Wissenschaftler vor allem die geringeren Löhne von Frauen verantwortlich, die öfter in schlecht bezahlten Berufen tätig seien, seltener in Führungspositionen gelangten und häufiger in Teilzeit arbeiteten. Hinzu komme, dass Frauen wesentlich häufiger als Männer ihre Erwerbstätigkeit für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen unterbrächen.
Für die Zukunft erwarten die Forscher einen schrumpfenden Unterschied, weil die Rentenansprüche bei Männern stärker sinken als bei Frauen. So bezogen Neurentner 2014 im Westen im Schnitt nur noch 925 Euro, Neurentnerinnen 568 Euro, das macht eine Differenz von 39 Prozent. Im Osten ging der Abstand auf zehn Prozent zurück: Männer, die 2014 erstmals eine Rente der Gesetzlichen Rentenversicherung erhielten, bekamen durchschnittlich 888 Euro, Frauen 801 Euro.
Um die eigenständige Altersversorgung von Frauen weiter zu stärken, empfehlen die Wissenschaftler bessere Kinderbetreuungsangebote, damit Frauen ihre Erwerbsarbeit nicht so lange unterbrechen. Außerdem müsse die Politik sich weiter für das Ziel der Lohngerechtigkeit einsetzen.
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