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Studie zu KlimaneutralitätUnternehmen erreichen eigene Ziele nicht

Die Mehrheit der deutschen Aktiengesellschaften senkt ihren CO2-Ausstoß weniger als beabsichtigt. Das zeigt eine Studie der Beratungsfirma KPMG.

Ein Demonstrant in Den Haag mit einem Banner, auf dem auf niederländisch: „Kein Geld für Fossil“ steht Foto: Peter Dejong/ap

Berlin taz | Das Thema Klimaneutralität ist in den Vorständen vieler großer Unternehmen offenbar noch nicht angekommen: Rund ein Drittel der größten deutschen börsennotierten Aktien­gesellschaften formuliert kein Ziel zur Senkung klimaschädlicher Emissionen – und viele von jenen, die Vorgaben haben, erfüllen sie nicht. Das ist die Quintessenz einer Studie des Beratungs­hauses KMPG.

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein soll – also in 20 Jahren. Dazu muss auch die Industrie dekarbonisiert werden, Unternehmen müssen den CO2-Ausstoß also so weit wie möglich senken. Ana­lys­t:in­nen von KPMG haben untersucht, wie weit die 160 Unternehmen sind, die im DAX, MDAX und SDAX gelistet sind. Dazu haben sie deren Nachhaltigkeitsberichte ausgewertet. In die Studie flossen auch Interviews mit 30 Top-Manager:innen aus großen Aktiengesellschaften ein. Viele Unternehmen hätten längst erkannt, dass sie jetzt handeln müssen, um langfristig erfolgreich zu sein, sagt KPMG-Studienautor Benedikt Herles. „Allerdings tun sich noch viele Firmen schwer, ihre selbstgesteckten Ziele in die Tat umzusetzen.“

Es geht um große Mengen klimaschädlicher Gase: Die direkt ausgestoßenen und durch eingekaufte Energie verursachten CO2-Emissionen der 160 Unternehmen sind der Studie zufolge für 0,5 Prozent des weltweit verursachten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Eine Studie des Beratungsunternehmens E&Y vom August dieses Jahres ist zu dem Schluss gekommen, dass allein die 40 im Deutschen Ak­tien­index (DAX) gelisteten Unternehmen 2023 für 9 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich waren. Dabei wurde allerdings die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt. Die größten CO2-Emittenten waren der Baustoffkonzern Heidelberg Materials, gefolgt von dem Energiekon­zern RWE und dem Chemiekonzern BASF. In der Studie von KPMG werden keine Angaben zum CO2-Ausstoß einzelner Firmen gemacht.

Von den untersuchten 160 Aktiengesellschaften haben sich nur 66 Prozent ein Ziel gesetzt, auf das sie den CO2-Ausstoß verringern wollen, den sie direkt oder durch Energieeinkauf verursachen. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen erreicht die selbst gesteckten Ziele allerdings nicht. Dabei sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen groß: Im Finanzsektor kommen 66,7 Prozent der Unternehmen ihren eigenen Ansprüchen nach, in der Chemie- und Materialwirtschaft nur 16,7 Prozent.

Unternehmen müssen einen Transformationsplan entwickeln

Die meisten der erfassten 160 Unternehmen haben ihren CO2-Ausstoß immerhin im Blick: Mit 144 Aktiengesellschaften berichten 90 Prozent der Konzerne in ihren Nachhaltigkeitsberichten über Kohlendioxid-Emissionen, die sie direkt ausstoßen oder die aus dem Einkauf von Energie resultieren.

Auch wenn Deutschland in 20 Jahren klimaneutral sein soll, haben viele Top-Manager:innen offenbar noch keine Vorstellung davon, wann ihr Unternehmen so weit ist. 63 Prozent der befragten Führungskräfte erklärten, dass ihr Unternehmen keine Prognose wagt, bis wann es klimaneutral wirtschaften wird.

Je später Unternehmen die Dekarbonisierung angehen, desto schwieriger und teurer wird es, sagt Julian Philipp von der Naturschutzorganisation WWF. „Unternehmen müssten von sich aus Interesse haben, dass ihr Geschäftsmodell auch in 30 Jahren noch trägt“, sagt er. Dabei müssten Unternehmen nicht einfach nur ein Ziel setzen, sondern auch einen Transformationsplan entwickeln, um es zu erreichen.

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2 Kommentare

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  • Hat die deutsche Industrie derzeit nicht wichtigere Dinge zu tun? Überleben zu Beispiel? Konkurrenzfähig bleiben?



    Soweit mir bekannt ist, ist die deutsche Industrie, was Produktivität relativ zum CO2 Ausstoß angeht, wesentlich besser aufgestellt, als anderswo.



    Aber klar: keine Industrie, kein CO2 Ausstoß und alles wird gut in Deutschland und der Welt, nicht wahr?



    Schade nur, dass wir dann auch keine Waffen für die Ukraine mehr produzieren können und die Demokratie dem bösen Aggressor schutzlos ausgeliefert sein wird.

  • Trotzdem bleibt es dabei: wer das Flurlicht, das auch die ganze Nacht über sinnlos brennt, ausmacht oder Müll trennt wird von Kollegen ausgelacht und gemobbt. Da können auch diese Unternehmen nicht viel tun.