Studie von Verband Bildung und Erziehung: Mehr Gewalt gegen Lehrkräfte

An rund 60 Prozent der deutschen Schulen gab es in den letzten fünf Jahren körperliche oder psychische Angriffe auf Lehrer:innen. Der Bildungsverband VBE ist alarmiert.

Blick in ein Klassenzimmer

Ort physischer und psychischer Gewalt für LehrerInnen: Blick in ein Klassenzimmer in Deutschland Foto: Michael Weber/Imagepower/imago

BERLIN dpa/afp | Die physische und psychische Gewalt gegen Lehrer:innen in Deutschland hat einer Umfrage zufolge deutlich zugenommen. 61 Prozent der Schulleiter:innen berichten von entsprechenden Vorfällen in den vergangenen fünf Jahren, wie die am Donnerstag veröffentlichte Forsa-Erhebung im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ergab. Im Vorjahr waren es noch 48 Prozent gewesen. Der Umfrage zufolge sind Lehrkräfte aller Schulformen betroffen.

Jede dritte Schulleitung (34 Prozent) in Deutschland gab demnach an, dass es in den vergangenen fünf Jahren an ihrer Einrichtung zu Fällen kam, in denen Lehrer:innen körperlich angegriffen wurden. Bei der gleichen Befragung 2018 sagten noch 26 Prozent der Schulleiter:innen, es habe körperliche Angriffe auf Lehrer:innen in den vergangenen fünf Jahren gegeben.

Deutlich mehr Schulen berichteten im Vergleich zu 2018 auch von Beschimpfungen, Drohungen, Beleidigungen, Belästigungen oder Mobbing gegen Lehrkräfte. 61 Prozent gaben an, es habe in den vergangenen Jahren entsprechende Fälle gegeben. 2018 sagten das 48 Prozent. Die Zahl der Befragten, die von Angriffen und Belästigungen über das Internet berichteten, nahm ebenfalls zu. (32 Prozent, 2018: 20 Prozent).

„Es ist erschütternd, wie stark die Zahlen gestiegen sind. Zumal die Kultusministerien öffentlich stets versichern, dass es sich nur um Einzelfälle handelt“, sagte der VBE-Vorsitzende, Udo Beckmann, am Donnerstag.

Beim Blick auf die einzelnen Schultypen zeigt sich: Körperliche Angriffe werden am häufigsten von Grundschulen gemeldet. Dort berichteten 40 Prozent der Schulleiter:innen von entsprechenden Vorfällen in den vergangenen fünf Jahren (2018: 32 Prozent). „Jüngere Kinder können ihre Emotionen noch nicht so gut kontrollieren und wissen sich manchmal nicht anders zu helfen“, sagte Beckmann. Trotzdem sei das eine bedenkliche Zahl. Beckmann forderte die Kultusministerien dazu auf, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie die Lehrkräfte unterstützt werden könnten.

Beleidigungen oder Drohungen sowohl im Schulalltag als auch übers Internet werden dagegen am häufigsten von Haupt-, Real- und Gesamtschulleiter:innen gemeldet. 73 Prozent (Schulalltag) beziehungsweise 52 Prozent (Internet) der Schulen dieses Typs gaben an, dass es solche Fälle in den vergangenen Jahren gegeben habe. An Gymnasien geht es vergleichsweise am friedlichsten zu, aber auch hier meldeten mehr Schulleitungen als noch 2018 Vorfälle von psychischer und physischer Gewalt gegenüber Lehrkräften.

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