Studie der Weltgesundheitsorganisation: Schlechte Luft kostet Billionen

Luftverschmutzung macht Hunderttausende krank und verursacht so auch volkswirtschaftliche Schäden. Die WHO mahnt Reformen an.

Größter Luftverschmutzer ist der Verkehr, hier auf der Kölner Zoobrücke. Bild: dpa

BERLIN taz | Dreckige Luft ist nicht nur unangenehm und ungesund, sondern auch teuer. Obwohl in Europa in den letzten Jahren viel zur Luftverbesserung getan wurde und die Situation kaum mit der in China und Indien vergleichbar ist, sind die Gesamtkosten der Luftverschmutzung durch Krankheiten und vorzeitige Todesfälle in Europa enorm.

Die Kosten betragen nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich rund 1,47 Billionen Euro. Verschmutzte Luft – etwa durch Feinstaub, Stickoxide oder Industrieabgase – erhöht das Risiko der Menschen, unter Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen zu leiden.

„Die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse verdeutlichen den zwingenden Handlungsbedarf für die Entscheidungsträger in allen Politikbereichen“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Europadirektorin. So könnten nicht nur Menschenleben gerettet, sondern auch hohe finanzielle Einsparungen erzielt werden. Wichtigste Ursache der Luftschadstoffe ist der Verkehr, vor allem in Großstädten.

Die Europäische Region der WHO umfasst nicht nur den gesamten Kontinent, sondern auch zentralasiatische Staaten wie Turkmenistan und Usbekistan, Russland, Israel und die Türkei – insgesamt 51 Staaten. Mehr als neun Zehntel der Bürger dieser Länder leben mit einer jährlichen Schwebstaubbelastung in der Außenluft, die den WHO-Richtwert übersteigt. Diese Belastung war rechnerisch im Jahr 2012 für 482.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Weitere 117.000 vorzeitige Todesfälle führen die WHO-Experten auf eine Belastung der Innenraumluft zurück. Hier scheinen sich die Antiraucherkampagnen in vielen EU-Staaten bereits auszuzahlen, sind doch ärmere Länder davon fünfmal so stark betroffen wie reichere Länder.

Arme Länder können sich Behandlung nicht leisten

Die ökonomischen Belastungen durch Todesfälle, die durch Luftverschmutzung verursacht wurden, sind dabei ungleich verteilt. Vor allem arme Länder können die hohen Kosten der medizinischen Behandlungen, die sie zur Vermeidung der Todesfälle aufbringen wollen, kaum tragen. Belaufen sich in Norwegen die ökonomischen Kosten der Todesfälle durch Luftverschmutzung auf gerade mal 0,3 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, so sind es in Georgien 35,2 Prozent.

In Deutschland liegt dieser Wert bei 4,5 Prozent, in Frankreich bei 2,3 Prozent, in Großbritannien bei 3,7 Prozent und in Polen bei 12,9 Prozent. Mehr als ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes betragen die Kosten der Todesfälle durch Luftverschmutzung in Bulgarien, Kirgistan, Moldau, Serbien und der Ukraine.

In Großbritannien dürfte indes ein Gerichtsurteil langfristig für bessere Luft sorgen. Das höchste Gericht des Landes hat die britische Regierung dazu verurteilt, für weniger Luftverschmutzung zu sorgen. Die Regierung müsse neue Pläne zur Luftverbesserung spätestens zum 31. Dezember dieses Jahres bei der EU einreichen, hieß es. Die Richter gaben damit Umweltschützern recht. Vor allem in London ist die Luft schlecht.

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