Strom aus Wind und Sonne: Grünes Licht für Afrika
Ein 10-Milliarden-Projekt soll die Energiewende auf dem Kontinent voranbringen. Noch fehlt die Infrastruktur, die Länder streiten über die Umsetzung.
Zehn Milliarden Dollar haben die Industrieländer der G7 im vergangenen Jahr für die „Africa Renewable Energy Initiative“ (AREI) versprochen. Damit wollen die afrikanischen Staaten und die Afrikanische Union bis 2020 Kraftwerke für etwa zehn Gigawatt Öko-Strom errichten. Bisher haben alle fossilen Kraftwerke Afrikas nur eine Leistung von 160 Gigawatt – weniger Kapazität als in Deutschland.
AREI wurde auf dem Pariser Klimagipfel 2015 verkündet und trug dazu bei, dass Afrika dem Abkommen zustimmte. Auf dem Gipfel von Marrakesch wird nun eine erste gemischte Bilanz gezogen: Ein Jahr ist vergangen, die finanziellen Zusagen würden „die zehn Milliarden deutlich übertreffen“, heißt es von der Bundesregierung, aber passiert ist noch nicht viel. Noch ist unklar, welche Projekte in welchen Ländern realisiert werden sollen.
Die Planungen gehen über die zehn Gigawatt – was etwa der Leistung von zehn AKWs entspricht – weit hinaus. 300 Gigawatt an Ökostrom sollen bis 2030 die Energiearmut in Afrika lindern und dann die Hälfte des Stromkapazität ausmachen. Bislang ist Afrika noch immer der dunkle Kontinent, wo mehr als 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Elektrizität haben. Dabei bedeutet Strom: Licht für Bildung, Radio und TV für Information, Kühlschränke und Medikamente – die Vorbedingungen für den Kampf gegen die Armut. Genau das haben die UN-Staaten 2015 in den „Nachhaltigen Entwicklungszielen“ (SDG) beschlossen.
Mit 11.000 Gigawatt hat Afrika ein riesiges Potenzial allein bei der Sonnenenergie. Für die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) spricht auch die Ökonomie für den Ökostrom. Die heimischen Energien machten die Länder unabhängiger von importierten Rohstoffen, heißt es. Allein 2010 zahlten die 54 afrikanischen Länder 18 Milliarden Dollar für die Einfuhr von Öl und Benzin, mehr als sie an Entwicklungshilfe bekamen. Die Subventionen für die fossilen Treibstoffe aus den afrikanischen Staatskassen beliefen sich demnach noch einmal auf 50 Milliarden Dollar.
Investitionen für Öl und Gas
Bisher gehen gar zwei Drittel der Energie-Investitionen in Infrastruktur für den Export von Öl und Gas, schreibt die IEA. Das bringe den Ländern Einnahmen, vernachlässige aber die heimische Entwicklung. Das gescheiterte Unternehmen Desertec beruhte auf solchen Überlegungen: Europäische Energiekonzerne wollten in der Sahara und im Maghreb Strom aus Wind und Sonne ernten und nach Europa leiten. Heute sind nur noch Reste dieser Vision übrig – etwa in Marokko eines der größten Solarstrom-Kraftwerke in Ouarzazate, das mit Millionen Hilfsgeldern gebaut wurde.
Investoren werden oft von unklaren Gesetzen, Konflikten und Korruption abgeschreckt, mahnt die IEA. Für ihren Chef Birol ist klar: „Länder, die ihre Bedingungen für Investitionen vorhersehbar machen, bekommen eine Menge Geld. Ghana, Botswana und Tansania sind solche Beispiele. Das setzt einen Trend und viele Länder schauen sich das gut an. Politiker verstehen: Ohne klare Regeln keine Investments, ohne Investments keine Energie, ohne Energie keine Entwicklung. Und wenn es keine Entwicklung gibt, hat das vielleicht auch für die Politiker Rückwirkungen.“
Der Preisverfall bei Solaranlagen fördert auch die dezentrale Energiewende. Unternehmen wie das deutsche Start-up Mobisol vertreiben seit 2012 kleine Solaranlagen an Kleinstunternehmer. Die installieren in Tansania, Ruanda und Kenia Anlagen auf ihren Dächern. Das Unternehmen hat bisher 50.000 ländliche Haushalte versorgt und will weiter wachsen. Da aber stößt die Energiewende ab und zu an Grenzen: Die großen staatlichen Energieversorger, die bislang Kohlestrom anbieten, bekommen langsam Angst vor der dezentralen Konkurrenz.
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