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Streng geheime RedaktionsinternaDie taz evakuiert sich selbst​

Am Donnerstagfrüh kam es in Ihrer Lieblingszeitung zu Aufruhr. Warum Sahra Wagenknecht sich gefreut hätte und was Pfefferminztee damit zu tun hat.

Wenn jede dem Hund neben sich hilft, ist jedem Hund geholfen: Brandschutzregeln in der taz Foto: Lotte Laloire

Ein kratzender Sound wie von einem billigen 8-Bit-Synthesizer dröhnt am Donnerstag in der morgendlichen Redaktionskonferenz. Ist das jetzt der Atomkrieg, vor dem Sahra Wagenknecht stets warnt? Nein, nur eine Evakuierungs­übung. Aber die hat sich gelohnt!

Viele taz­le­r*in­nen wissen jetzt, dass sie im Ernstfall nicht das Haupttreppenhaus, das bei Feuer als Rauchabzug dient, nutzen sollten. „Das habe ich auch allen gesagt“, betont eine Kollegin, während sie aus eben diesem Treppenhaus ins Foyer tritt.

Bei denjenigen, die korrekterweise die außenliegende Feuertreppe nutzen – es herrscht regelrechte Klassenfahrtstimmung, wann kommt man schon mal so unverhofft zusammen? – treibt einige die Frage um: Dürfen bei einem Alarm Taschen und Rucksäcke mitgenommen werden? Florian Poppy, technischer Leiter der taz, klärt auf: „Wenn man diese beim Aufstehen nebenbei greift, ist das schon okay.“ Nur Umwege sieht er gar nicht gern! „Auch nicht, um den Hund aus einem anderen Stockwerk zu holen.“

Während die einen die freien Minuten für Smalltalk nutzen oder die Seiten der morgigen Ausgabe planen, zünden andere sich erst mal eine Zigarette an. Ist das nicht gefährlich? „Wir lagern in der taz keinen Sprengstoff“, beruhigt Poppy, bittet aber darum, im Ernstfall nicht auf halber Strecke auf der Wiese stehenzubleiben, sondern sich zum offiziellen Sammelplatz am Brunnen im benachbarten Park zu begeben. Dort steht der Geschäftsführer.

Er dürfte sich über eine Person freuen, die sich an gar keine Regeln gehalten hat: Sie hört auf der Straße den Alarm und stürmt gegen den Strom ins Haus: „Ich will mir nur schnell eine taz holen!“

Poppy ist jedenfalls zufrieden mit der Übung. „Innerhalb von sechs Minuten hatten wir das Haus geräumt“, berichtet er. „Das war deutlich schneller, als ich erwartet hatte.“ Optimieren will er unter anderem die Beschilderung.

Eine Redakteurin aus dem dritten Stock, die als Brandschutzhelferin geschult wurde, beschwert sich: „Manche Kol­le­g*in­nen haben meine Autorität nicht ernst genommen“. Sie schlägt Warnwesten vor. Poppy will noch mehr Freiwillige gewinnen, „weil durch Remote-Arbeit nie alle da sind“. Ideal seien vier bis fünf Brand­schutz­hel­fe­r*in­nen pro Stockwerk.

Die Aktion hat auch Kosten verursacht: Der Pfefferminztee eines Kantinengasts ist erkaltet. Diesen hat Mitarbeiter Mamun umgehend erstattet. Und was machen wir nun, wenn der Atomkrieg kommt? „Da hilft nur noch ein aus Zeitung gebastelter Papierhut“, sagt Poppy – und verschärft damit einmal mehr die Angst der Autorin vor der Zeiten … äh, Seitenwende.

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