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Streit um elektische TretrollerDoch keine E-Scooter auf Gehwegen

Verkehrsminister Scheuer reagiert auf Kritik und will Elektro-Tretroller nun doch nicht auf Bürgersteigen fahren lassen. Die Unfallgefahr ist hoch.

Zu gefährlich auf Gehwegen, findet nicht nur CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer Foto: imago images/Winfried Rothermel

Berlin taz | Auch langsame Scooter, die weniger als 12 Kilometer in der Stunde schnell sind, werden wohl nicht auf Gehwegen fahren dürfen. Dies zeichnet sich gut eine Woche vor der entscheidenden Bundesratssitzung zur Kleinstfahrzeugverordnung ab. Damit sollen E-Scooter in Deutschland zugelassen werden. Die Bedenken vor Gefahren für Fußgänger sind so groß, dass auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) E-Tretroller auf die Radwege verweisen will.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat in seiner Stellungnahme für eine öffentliche Anhörung im Bundestag an diesem Mittwoch das Unfallpotenzial nachgemessen. „Bei einem Aufprall mit 12 km/h auf einen stehenden Fußgänger bedeutet dies je nach Gewicht und konkreter Konstellation eine Kraft von rund 150 Kilogramm“, heißt es im Gutachten, „also sechs handelsüblichen ­Zementsäcken.“ Besonders ältere Menschen seien allein schon durch einen Sturz von langwierigen Verletzungsfolgen betroffen.

An Scheuers Vorlage lässt der GDV kein gutes Haar, zum Beispiel an den Altersregeln beim Fahren mit den langsamen Scootern. 13-Jährige verfügten weder über die Reife noch über die Möglichkeiten einer vorausschauenden Fahrweise, stellt der Verband fest. Zudem könnten Verstöße gegen die Verkehrsordnung weder straf- noch ordnungsrechtlich geahndet werden, wenn die Kinder noch keine 14 Jahre alt sind.

Ähnlich skeptisch zeigt sich die Deutsche Verkehrswacht. Sie plädiert nicht nur für ein Fahrverbot auf dem Trottoir, sondern auch für ein Mindestalter von 15 Jahren und eine Mofa-Prüfbescheinigung.

Mit der Zulassung der E-Tretroller droht weiterer Ärger. So kritisiert der Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge, dass die derzeit verkauften Scooter zum größten Teil gegen die technischen Vorgaben der Verordnung verstoßen und gar nicht betrieben werden dürfen.

Andere fürchten Konkurrenz zwischen dem Fahrradverkehr und den E-Rollern. Der Obmann der Grünen im Ausschuss, Stefan Geldhaar, begrüßt zwar Scheuers Sinneswandel, pocht aber auf mehr Raum für den Radverkehr. „Der Straßenraum ist häufig falsch verteilt“, kritisiert er.

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11 Kommentare

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  • Ich habe eine Frage, vielleicht kann mir hier jemand diese beantworten. Die Frage: Bin ich mit einem elektrischen Roller "Fußgänger" oder "Radfahrer"? Konkret: Muß ich mit dem elektrischen Roller außerhalb einer geschlossenen Ortschaft auf der linken (Fußgänger) oder auf der rechten (Radfahrer) Straßenseite fahren? Danke

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Man sollte dem jetzigen Burschen gegenüber nicht ungerecht sein:



    Wir hatten auch diesen 'Ramsauer' und diesen 'Dobrindt'. Beide waren wirklich extrem schlechte Verkehrsminister. Wer nun am Ende gewinnt, ist noch offen. So lange Bayern noch der BRD angehört, könnten von dort sogar noch miserablere Verkehrsminister kommen.



    Scheuer ist zwar der momentane Spitzenkandidat der schlechtesten Verkehrsminister, aber wer weiß ... Die CSU ist für Überraschungen immer gut. Schlechte Kandidaten hat sie haufenweise im Köcher.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Kommentar gekürzt. Bitte verfassen Sie Ihre Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Moderation

  • 6G
    65572 (Profil gelöscht)

    Wer glaubt eigentlich daran, daß sich irgendein Tretrollerfahrer daran hält nicht auf Fußwegen zu fahren? Sind diese wesentlich gesetzestreuer als Radfahrer?



    Davon abgesehen, wer braucht Tretrollerfahrer auf Radwegen? Dort haben meiner Meinung nach auch keine motorgetriebenen Fahrräder etwas zu suchen (von medizinisch begründeten Ausnahmen abgesehen), genauso wenig wie Lastenräder.



    Diese elektischen Roller sind nur gut für die Verleihfirmen.

    • @65572 (Profil gelöscht):

      Finde Roller, ob nun Tret oder E, auf dem Radweg nicht so dramatisch. Da passen sie auf jeden Fall besser hin wie auf den Gehweg.

      Das einige Radfahrer auf dem Gehweg fahren ist zwar bedauerlich, liegt aber imho nicht daran, dass die meistens eher älteren Damen und Herren absichtliche Gesetzesbrecher sind, sondern eher an Unwissen, wer schaut schon in die STVO und die erste "Radlnovelle" ist ja auch erst 21 Jahre her. Wenn man dann anschaut, was die Kommunen in der Regel davon umgesetzt haben, auch bei neueren Änderungen den Rad- und Fußverkehr betreffend, dann drängt sich der Verdacht auf, dass es durchaus gewollt ist, die Bevölkerung mit solchen Gesetzesänderungen nicht zu überfordern.



      Und wer ab und an Rad fährt, der weiß auch, dass die Autofahrer in der großen Mehrheit der Meinung sind, das Radfahrer viel eher auf den Gehweg gehören, entsprechend freundlich ist das Verhalten. Was wiederum leider viele Radfahrer als Entschuldigung nutzen, wenn da gefahren wird, wo man eben nicht hingehört.

  • Zumindest an den 12 km/h fahrenden Rollern kann man wieder sehen, dass der Wirtschaft die Umwelt und das Klima am Allerwertesten vorbei gehen. Bei der Geschwindigkeit sollte man der Umwelt zuliebe zu Fuß gehen. Es würden Ressourcen gespart und Abfall vermieden. Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Profit.



    Nichts dazu gelernt. Es ist zum Kotzen. "Fridays for Future" sollte sich Vergil zu Herzen nehmen:" Ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen".



    Weniger ist mehr, nur so wird es gehen.

  • Warum nicht die gleichen Regeln wie beim radfahren? Mit einem 24er Kinder MTB machen die Erdnuckel auch locker 15 km/h.



    An dem neunten Lebensjahr geht es vom Fuß- auf den Radweg.



    Ich hatte damals in der Schule eine Fahrrad Prüfung, so mit Verkehrsspielplatz.



    Gibt es so etwas heute noch?

    • @Reyde Lanada:

      So etwas gibt es noch und ist Stand der Dinge, nennt man Radführerschein.

      Und dann geht es in der Regel nicht auf den Radweg, weil, zumindest hier entweder nicht vorhanden oder nicht benutzungspflichtig, sondern auf die Straße. Was auch viel sicherer ist.

  • So, das hat jetzt wie viele Wochen gedauert bis der schlechteste Verkehrsminister aller Zeiten seinen Unsinn "für die letzte Meile" begraben hat? Zu lange jedenfalls. Das unwichtigste Thema das man sich denken kann, dazu völliger Blödsinn angesichts absehbar tausender schwer verletzter Omas, Kleinkinder, Hunde und eben auch E- Scooter- Fahrer. Und in welcher Welt läuft man eigentlich auch nur annähernd 1609 Meter von der Haltestelle bis zum Ziel? Natürlich in der Welt derer, die im Auto zu Arbeit kommen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      haha, der schlechteste verkehrsminister aller zeiten ist mittlerweile analog zum heißesten jahr seit aufzeichnung immer der aktuelle.....

      davon abgesehen: gefährdet sind vor allem altere fußgänger*innen. der union sterben sowieso schon überproportional viele wähler*innen weg, da kann man auf diejenigen nicht verzichten, die wegen eines schenkelhalsbruchs nicht mehr CDUCSU wählen...

      • 9G
        90946 (Profil gelöscht)
        @nelly_m:

        Sehr schön gesagt :)