Streit um den Feldstraßenbunker: Danke, du bist gefeuert
Die Architekturfirma mit der Idee für den Dachgarten auf dem Bunker in der Feldstraße wurde vom Eigentümer gefeuert.
Der Bunker soll bis 2019 um fünf Stockwerke und 20 Meter vergrößert werden. Darin sollen Sport- und Freizeithalle, 150 Hotelzimmer und ein öffentlicher Park auf 7.600 Quadratmeter Platz finden. Besonders das grüne Dach hat bei aller Kritik von Eventisierung und Geschichtsvergessenheit für öffentliche Zustimmung gesorgt.
Die Kündigung der Architektur-Firma genau jetzt ist für Heike Sudmann (Linke) kein Zufall: „Wenige Tage, nachdem der Haushaltsausschuss die umstrittene Bunkeraufstockung beraten hat, kündigt Matzen. Das stinkt gewaltig“.
Der Mäzen des Projekt verteidigt sich gegen Vorwürfe: Es sei bei so großen Bauprojekten durchaus üblich, dass eine Firma den Entwurf macht und eine andere sich um die Ausführung kümmert. Henry Otterbein, Geschäftsführer von EHP, der Verwaltungsgesellschaft von Matzen Immobilien, sagt: „Die Architekten haben unterschiedliche Spezialisierungen.“
Der Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld ist 1942 von Zwangsarbeitern als Flakbunker errichtet worden. Auf dem Dach standen Geschütze.
Der Investor Thomas Matzen kann das Gebäude bis 2116 pachten.
Für die Aufstockung von 40 auf 60 Meter Höhe will er 25 Millionen Euro investieren.
Interpol widerspricht vehement: „Wir haben die Idee und das architektonische Konzept entwickelt und sind damit zu Thomas Matzen gegangen“, sagt Mathias Müller-Using, Geschäftsführer von Interpol. 2013 hat die Firma das Konzept gerade auch zur konkreten Umsetzung vorgeschlagen.
Zudem bemängeln die Architekten, für längst fertige Arbeiten in der Höhe von einstelligen Millionenbeträgen noch nicht bezahlt worden zu sein: „Wir haben noch erhebliche offene Forderungen.“
Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Investor mit der Kündigung Geld sparen will, nachdem er nun die Baugenehmigung erhalten hat. Danach gefragt, glaubt Müller-Using, dass dies durchaus denkbar sei. Zumal der Investor weiter mit den von Interpol beauftragten Firmen arbeite.
Das Sparen werde aber Grenze haben. Müller-Using sagt: „Matzen kann das Projekt nicht ohne eine Übertragung der Nutzungsrechte durch uns zu Ende bringen.“ Er beruft sich auf Urheberrechte, die immer noch bei Interpol lägen und droht mit einem Rechtsstreit: „Wir werden unsere Rechte einklagen müssen.“
Otterbein ist von Interpol s Reaktion überrascht, gibt sich aber ruhig hinsichtlich eines Prozesses. Auch behauptet er, Interpol sei bereits vollständig bezahlt worden. Es gebe auch kein Problem mit Urheberrechten, da die geistige Schöpfung vollständig umgesetzt werde. Es gebe keinen Zweifel, dass die Kündigung von Interpol die Fortführung des Projektes nicht infrage stelle.
Gerade hat die Stadt den Erbbaurechtsvertrag mit Matzen bis ins Jahr 2116 verlängert. Diese „internen Streitigkeiten“ sind der Stadt allerdings egal: „Was intern passiert, tangiert uns nicht“, sagte die Pressesprecherin des Bezirksamts Mitte. „Der Investor ist frei in der Wahl seiner Projektpartner. Nutzungsrechte spielen im Erbbaurechtsvertrag keine Rolle“, sagt der Sprecher der Finanzbehörde.
Die Linke, die das Projekt kritisiert hatte, fürchtet, dass es trotzdem zum Ende geführt werde. Welche Auswirkung die Kündigung auf den Erbbaurechtsvertrag und auf die Baugenehmigung hat, soll nun eine kleine Anfrage aufklären.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!