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Streit um Posten: CDU grummelt gegen Schulte

■ Die eigene Partei ist mal wieder sauer auf den Ex-Senator, weil er einen eigenen Kandidaten für den Chefposten der Stiftung Wohnliche Stadt ins Spiel gebracht hat

Der Kandidat ist vorgeschlagen, der Kandidat will das Amt sogar annehmen. Doch scheinbar hat Bernt Schulte (CDU), Ex-Bau- und Innensenator sowie Verwaltungsratsvorsitzender der Stiftung Wohnliche Stadt, die Rechnung ohne den Wirt gemacht, als er Detlef Kniemeyer zum Chef der Stiftung Wohnliche Stadt vorschlug. Jetzt scheinen Schulte, Kniemeyer und auch Innensenator Kuno Böse (CDU), der den neuen Kandidaten erst noch ausgucken muss, ungemütliche Zeiten ins Haus zu stehen.

Der Vorsitz der Stiftung Wohnliche Stadt, die seit ihrer Gründung 1980 rund 300 Millionen Mark aus Spielbank-Geldern für die Entwicklung Bremens spendiert hat, ist quasi vakant, seit Horst Heise bekanntgege-ben hat, dass er den Job nicht mehr machen will. Heise bleibt noch bis Ende Februar im Amt. Also muss schnell ein neuer Name her.

In der CDU rumort es gewaltig gegen die vorzeitige Nennung des Kandidaten Kniemeyer. Bernt Schulte, der Mitte vergangenen Jahres schon wenig ruhmreich aus seinem Amt als Innensenator gedrängt worden ist, steht schon seit drei Monaten mit Kniemeyer über den Stiftungsposten im Gespräch. Schulte sagt, „es sollte doch jemand sein, der sich wie Kniemeyer mit Stadtplanung und Kultur auskennt.“ Etwas vorschnell.

Fraktionsvize Helmut Pflugradt, der auch im Stiftungsbeirat sitzt, grummelt, er werde „dazu“ nichts sagen. „Ein schlechter Stil von Schulte, jetzt schon mit Namen vorzupreschen“, kritisiert der wirtschaftspolitische Sprecher, Dieter Focke, den Parteigenossen. Schließlich hätten die Fraktionen bei der Kandidatenkür auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und deren Sitzungen beginnen erst in dieser Woche. Und, so Focke: „Herr Kniemeyer ist ja auch nicht völlig unumstritten.“

Ist er tatsächlich nicht. Der derzeitige Chef des Planungsamtes steht für dreistöckige Klinkerbauten und herbe Kritik an geplanten Hochhäusern in Bremen.

Und dennoch freut er sich – und das ist das offensichtlich Tragische an der Geschichte – schon auf den Posten. „Bei gewissen Leuten genieße ich eben eine gewisse Wertschätzung“, sagt Kniemeyer. Und: „Ich würde annehmen.“ Kniemeyer ist 63 Jahre alt und geht Ende Januar in Pension. Zeit hätte er also schon.

Er dürfte den Posten aber wohl kaum bekommen. Es gibt aussichtsreichere Kandidaten auf dem Posten-Karussell. Ex-Finanzsenator Manfred Fluß, Peter Alexander Reischauer aus der Senatskanzlei oder der CDU-Mann Hans-Hinrich Blumenberg. Letztlich entscheiden muss Innensenator Böse. Der ist über die derzeitige öffentliche Kandidatendiskussion „mehr als unglücklich“. Aber, so Böse, „ich habe da sehr feste Vorstellungen, die Gespräche sind jedoch noch nicht zum Abschluss gebracht.“

Kai Schöneberg

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