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Streit um Pflegeheime für ObdachloseZu Bullerbü gehören die Schwachen

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Hamburg setzt auf Security, um die ängstlichen Anwohner eines Heims für pflegebedürftige Obdachlose zu beruhigen. Besser wäre genug Pflegepersonal.

Keine Option für pflegebedürftige Obdachlose: Schlafplatz unter einer Alster-Brücke in Hamburg Foto: Christian Charisius/dpa

E rschreckend viele Obdachlose starben in den vergangenen Jahren in Hamburg. Wie gut ist es da, wenn die Politik erkennt, dass sie die gesundheitlich labilen Menschen nicht einfach nach dem Winter wieder auf die Straße schicken kann.

Und einfach nur herzlos wirkte da der Protest einiger Niendorfer Vorstadtbürger, die um ihr beschauliches „Bullerbü“ bangen, weil an ihrer Hauptstraße Garstedter Weg gleich zwei Einrichtungen für Obdachlose geplant sind. Wie es aussieht, sollen bis Ende Mai 51 Obdachlose von einer anderen Noteinrichtung in der Friesenstraße in Hamburgs Innenstadt in das ehemalige Pflegeheim am Garstedter Weg 79 umziehen. Am Ende sollen es sogar 118 sein. Und zwar bewacht von fünf Security-Leuten, die schon morgens früh umherstreifen, um den Bürgern ein sicheres Gefühl zu vermitteln.

Doch so böse der Aufschrei ist, er hat auch sein Gutes. Denn immerhin wird nun ein Blick auf die Qualität dieses Angebots geworfen. Und die ist dürftig.

Es ist kein Pflegeheim im eigentlichen Sinn, sondern eine Obdachloseneinrichtung für Pflegebedürftige. Entsprechend sollen nur „bis zu zwei Pflegekräfte“ vor Ort sein, ergänzt um einige Hilfskräfte. Jene, die versichert sind, sollen sich die Pflege über einen Dienst ambulant ins Haus holen. Und eine ärztliche Sprechstunde soll es zweimal die Woche geben. Das macht gerade mal drei Minuten pro Patient, hat ein kritischer Arzt im Hamburger Abendblatt vorgerechnet. Das ist schon sehr auf Kante genäht, großzügig nur bei der Security.

Freiwillige können die Lücken nicht schließen

Die Sozialbehörde sagt, dieses Personalkonzept habe so auch schon drei Jahre an der Friesenstraße für 118 Menschen funktioniert, die jetzt überläuft. Zur Wahrheit gehört auch, dass dort oft ein Rettungswagen gerufen wurde und dass ehrenamtliche Gesundheitsteams die Lücken ausbügelten. Auch das gelang nicht immer – und darauf darf die Stadt nicht bauen.

Richtig ist: Die pflegebedürftigen Menschen stammen teils aus dem EU-Ausland oder sind Geflüchtete ohne Aufenthaltsstatus, Menschen die keine Kranken- oder Pflegeversicherung haben. Aber sie leben nun mal hier. Wenn die Stadt hier ein Angebot schafft, sollte es den Standards eines Pflegeheims entsprechen. Je adäquater die Menschen versorgt sind, desto besser ist es auch für den Stadtteil.

Sicher eignet sich die Kritik an dem „Wie“ auch dazu, die zunächst laut gewordene Kritik am „Ob überhaupt“ zu übertönen. Die lässt sich auch schwer durchhalten. Zur heilen Welt à la Bullerbü gehört, dass man auch den Schwachen hilft. Und zwar nicht nur immer am Hauptbahnhof, sondern in der ganzen Stadt.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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1 Kommentar

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  • Diese Gesellschaft ist nicht bereit Pflegekräfte, Hebammen und Kindergärtner*Innenanständig zu bezahlen, in die Bildung unser Kinder und der dazu nötigen Infrastruktur zu investieren, die Kinderarmut in diesem Land zu verringern und Sozialarbeit und Jugendämter kaputtzusparen, bzw. als Luxusgut zu diffamieren.



    Wieso soll sie dann Geld für die ausgeben die sich "Das selbst ausgesucht haben auf der Straße zu leben"?

    Wir wissen doch alle das es viel einfacher ist die Schwächeren zu treten und sie auf das zu reduzieren was sie sind. Unnötige Kostenverursacher.



    Der Mensch bleibt in dieser Gesellschaft aussen vor.

    BTW: Ich freue mich, hat doch der Dax die 18.000 Punkte Grenze geknackt. Zudem werfen meine Rheinmetallaktien gute Rendite ab.