Streit um Kriegskunstwerk „Monument“: Dresdner Larmoyanz
Die Busse vor der Frauenkirche werden wütend attackiert. Ein Diskussionsforum versucht, den Streit über das Kunstwerk zu kanalisieren.
Clever hatten das Kulturrathaus und das Büro zur Bewerbung als Europas Kulturhauptstadt 2025 das Gemecker aufgegriffen und in das nur hundert Meter vom temporären Bus-Mahnmal entfernte Verkehrsmuseum eingeladen. Knapp zehn Tage nach Aufstellung der an ein syrisches Vorbild erinnernden Schrottbusse gelang tatsächlich ein Abend des kulturvollen Streits mit etwa 150 Gästen.
Die knappe Hälfte von ihnen applaudierte am Donnerstagabend den Kritikern der Kunstwerke. Und die muteten den nachdenklicheren Befürwortern einiges zu. Von einer „grauenhaften Gegenüberstellung“ der schrecklichen Busse vor der wunderbaren Frauenkirche war die Rede. Anderswo sollten die Busse stehen, vor den Werkstoren von Kraus-Maffei etwa oder vor den Kriegstreibern im Berliner Verteidigungsministerium etwa, aber nicht im unschuldigen Dresden, das am Krieg in Syrien ohnehin nichts ändern könne. „Scheinheilig und heuchlerisch“ wurden die Installationen deshalb genannt. Und eine „Schande für Dresden“ sind die senkrecht stehenden Busse, die in Aleppo Zivilisten schützen sollten, ohnehin.
Mutmaßungen über die spezifische Dresdner Larmoyanz und Ignoranz ließen sich an diesem Abend mit einer Fülle von Originaltönen belegen. Emotional am ehesten nachzuvollziehen ist das Trauma der schwer verwundeten Stadt. Was nach den Zerstörungen des 13. Februar 1945 an Puppenhausidyllen und Heile-Welt-Simulationen wieder aufgebaut wurde, darf auf keinen Fall optisch beeinträchtigt werden. Solche Mahnmale gefährdeten deshalb den Frieden in der Stadt, wurde behauptet.
Schwerer wiegt, dass unbewusst die Goebbels-Propaganda von einem einzigartigen Kriegsverbrechen an einer einzigartigen Stadt fortwirkt. Damit einher geht die Leugnung jeglichen Kontextes. Schon beim AfD-Gedenken am Dienstag beschwerte sich eine Frau, dass Oberbürgermeister Dirk Hilber (FDP) die Bombardierung Dresdens überhaupt mit dem Kriegsschicksal anderer Städte in Zusammenhang bringt. „Nein, der 13. Februar ist deutsch, der gehört uns“. Oberbürgermeister Hilbert „spuckt den Toten ins Grab“, hieß es beim Bürgerforum.
Doch den stärksten Beifall erhielt ein 79-jähriger Ur-Dresdner und Zeitzeuge, der genau diese vergleichende Mahnung für eine „großartige Idee“ hält. Neben Empathiebekundungen spielte auch die Frage nach dem Kunstcharakter des „Monuments“ eine Rolle. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Dresdner Kunstsammlungen, lobte den lakonischen, reduzierten und verfremdenden Charakter der Installationen. Aufklärung leistete vor allem Christiane Mennicke-Schwarz vom Kunsthaus Dresden. Sie sagte, dass es unter mehr als hundert Fotos der Originalbusse in Aleppo nur ein einziges mit einer salafistischen Fahne gebe. Rechte Propaganda hatte deshalb dem Künstler Manaf Halbouni islamistische Absichten unterstellt.
Die Gesamtkosten von 57.000 Euro hätten sich durch touristischen Zuspruch und vermehrten Handelsumsatz schon nach wenigen Tagen mehr als rentiert, erklärte zur Überraschung vieler Matthias Hundt, Prokurist der Dresden-Information. Auch seine Korrespondenz lasse darauf schließen, dass Dresden endlich anders als nur als Pegida-Hauptstadt wahrgenommen werde. Das überregionale Interesse an der produktiven Auseinandersetzung mit den Mahnmalen führe die Stadt derzeit aus der Defensive.
Lesen Sie auch: Das Kunstwerk „Monument“ in Dresden – Der Schutzwall
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