Streit um Kraftwerk Datteln: Bahn warnt vor Stromausfall in NRW
Falls das alte Kohlekraftwerk in Datteln abgeschaltet wird, droht der Bahn in Nordrhein-Westfalen Strommangel. Jetzt soll es am Netz bleiben.
BERLIN taz | Millionen Pendlern in Nordrhein-Westfalen könnten im Winter Zugausfälle drohen, falls das alte Eon-Kohlekraftwerk in Datteln wie geplant Ende des Jahres vom Netz geht. Davor warnt die Deutsche Bahn AG.
Durch die Stilllegung des Kraftwerks könne es zu Stromengpässen kommen, sagte ein Bahnsprecher der taz. „Wenn an kalten Wintertagen die Stromnachfrage groß ist und kein Wind weht, müssten wir unseren Verbrauch drosseln, um das Netz zu stabilisieren.“ Im morgendlichen Berufsverkehr könnten davon bis zu 30 Prozent der Züge betroffen sein.
Das umstrittene neue Kohlekraftwerk in Datteln, das die Bahn mit Strom versorgen soll, kann aufgrund von Gerichtsentscheidungen bislang nicht zu Ende gebaut werden. Damit verzögerte sich auch der Bau eines so genannten Umrichters, der Strom aus dem Kraftwerk oder dem Stromnetz auf die für Bahnstrom übliche Spannung von 16,7 Hertz umwandelt.
Dieser soll nicht vor Anfang 2014 fertig werden. Die Bahn hat zwar noch weitere Stromeinspeisepunkte rund um das Ruhrgebiet. Aber dort könne die Kapazität nicht beliebig erhöht werden, so der Bahnsprecher.
Andere Energieversorger sollen einspringen
Eine Lösung könnte sein, das alte Kraftwerk in Datteln vorübergehend weiter laufen zu lassen. „Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an einer juristisch sauberen Lösung, damit die Blöcke länger als bisher genehmigt am Netz bleiben können“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) der Rheinischen Post.
„Ich bin sicher, dass es in NRW im kommenden Winter keine Zugausfälle wegen einer unzureichenden Versorgung der Bahn mit Strom geben wird.“ Selbst wenn die Verlängerung der Betriebserlaubnis juristisch nicht durchsetzbar sei, stünden andere Energieversorger bereit.
Die Klima-Allianz, ein Bündnis umweltpolitischer Gruppen und Initiativen, knüpfte Bedingungen an eine Duldung des Weiterbetriebs des alten Kraftwerks. Zwar sei es sinnvoll, alles zu tun, Stromausfälle bei der Bahn zu vermeiden, sagte Daniela Setton von der Klima-Allianz der taz. „Aber die Duldung muss zeitlich befristet sein.“
Eon habe den Bau des Umrichters lange verzögert. „Die Bahn muss sich überlegen, von wem sie sich da abhängig macht.“ Das neue Kohlekraftwerk in Datteln sei nicht genehmigungsfähig und müsse zurückgebaut werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten