Streit um Großvögel im Norden: Nandus werden abgeknallt

An der Grenze von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wurden Nandus erschossen. Das hatten vor allem Bauern gefordert.

Nandu läuft über ein Rapsfeld

Streitobjekt: Nandu auf einem Rapsfeld Foto: dpa

HAMBURG taz | Zuwanderer haben es nicht unbedingt leicht hierzulande. Das gilt auch für fremde Tierarten, die sich dort breit machen, wo sie eigentlich nicht hingehören. Und deshalb sind östlich von Schaal- und Ratzeburger See an der Grenze von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern jetzt 17 Nandus erschossen worden. Das räumte der Schweriner Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Montag ein. Die Nandus seien von ansässigen Bauern mit Jagdschein seit Jahresanfang erlegt worden.

Nandus sind flugunfähige Großvögel, jedoch deutlich kleiner als die afrikanischen Strauße. Sie leben in Savannen und Steppen in Brasilien und Argentinien. Die norddeutsche Population ist die einzige in Europa. Alle Tiere stammen von wenigen Vögeln ab, die 2000 aus einem Gehege südlich von Lübeck entwischen konnten. Und mangels natürlicher Feinde haben sie sich prächtig vermehrt.

Im vorigen Jahr war die Population sprunghaft von 205 auf 566 Tiere gewachsen – ob durch einen Zählfehler oder den warmen Sommer, ist unklar. Jetzt im März jedenfalls waren es nur noch 362. Jahrelange Versuche, den Bestand durch das Anbohren von Eiern, was das Ausbrüten der Eier unmöglich macht, zu regulieren, schlugen weitgehend fehl.

Die Laufvögel finden in der norddeutschen Tiefebene hervorragende Bedingungen. Sie lieben eiweißreiche Pflanzen und bedienen sich mit Vorliebe auf Raps- und Weizenfeldern. Ernteeinbußen seien die Folge. In diesem Jahr soll es erstmals eine Entschädigung für betroffene Bauern geben.

Nandu sind geschützt

Eigentlich sind Nandus nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Aber selbst Naturschützer debattieren darüber, ob sie nicht als invasive Art einzustufen ist, die „negative Auswirkungen auf heimische Lebensräume, Arten oder Ökosysteme hat“, so Backhaus. So könnten die mehr als 20 Kilogramm schweren Vögel eine Gefahr für Bodenbrüter sein.

Auch soll der Mageninhalt der getöteten Nandus untersucht werden, um herauszufinden, was genau sie fressen – in der Hoffnung, eine Begründung für ihren Abschuss zu bekommen, der vor allem von Bauernverbänden gefordert wird. Zunächst einmal dürfen in diesem Jahr noch 50 weitere Nandus erlegt werden.

Sven-Michael Veit

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