Streit um Doppelspitzen in der SPD: Gegen den eigenen Anspruch
Geht es nach der Antragskommission, sollen die Delegierten beim SPD-Bundesparteitag gegen geteilte Führungspositionen stimmen.
Bisher sieht die SPD-Satzung vor, dass eine Person an der Spitze des Vorstands steht. Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) fordert nun, dass das Amt auch von „zwei gleichberechtigten Vorsitzenden“ – einem Mann und einer Frau – bekleidet werden kann. Von einer „antiquierten Satzungsregelung“ ist im Antrag die Rede, die verhindere, dass „die SPD sich als moderne Partei nach außen präsentieren kann“.
Die Doppelspitze als Möglichkeit, nicht als Muss. Die Antragskommission will lieber alles lassen, wie es ist. Sie empfiehlt den Delegierten, den Vorschlag abzulehnen. „Offenbar ist die Vorstellung, dass Macht und Verantwortung auch geteilt werden können, für manche mit Ängsten verbunden“, sagte Elke Ferner, parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium und ASF-Vorsitzende. Die Gegenargumente seien teils „an den Haaren herbeigezogen“.
So sieht es wohl auch der SPD-Ortsbezirk Born in Hessen. Dort wollte die SPD nicht warten und wählte Ende November einstimmig eine Frau und einen Mann zu gleichberechtigten Vorsitzenden – im Vertrauen auf die GenossInnen auf dem Parteitag.
Auch Ferner ist zuversichtlich. Sie könne sich „nicht vorstellen, dass der Parteitag mehr Partnerschaftlichkeit in den eigenen Reihen weiter verbieten will“. Der Frauenanteil in Ortsvereins- und Unterbezirksvorsitzenden hinke den eigenen Ansprüchen hinterher. Zudem soll der Antrag Doppelspitzen nur dort ermöglichen, wo eine Frau und ein Mann auch gemeinsam antreten wollen. Die SPD sei noch immer eine „Partei der Stellvertreterinnen“, sagte Ferner. Nur 4 der 16 Landesverbände werden von Frauen geführt.
Sowohl Nordrhein-Westfalen als auch Niedersachsen hätten sich gegen den Antrag ausgesprochen,berichtete der Spiegel . Auch Parteichef Sigmar Gabriel, der den Antrag öffentlich unterstützt hatte, soll Antragskommissionsleiter Olaf Scholz einen entsprechenden „Hinweis“ gegeben haben. Öffentlich hat er sich bisher nicht geäußert. Ferner geht davon aus, dass Gabriel den Antrag weiterhin unterstützt. Bis zum Parteitag sind es keine zwei Wochen mehr. Die SPD-Frauen werben weiter für die Idee – mit kleinen „Ja zur Doppelspitze“-Buttons für Profilbilder auf Facebook und Twitter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Die Wahrheit
Der erste Schnee