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Streit um CopyrightsYouTube kontra Piraten

Google hat seinem populären Videodienst ein Werkzeug spendiert, mit dem Filmproduzenten und Medienverlage widerrechtlich eingestellte Inhalte auffinden und von der Seite nehmen können.

Googles Tochter Youtube hat Ärger mit geklauten Filmsequenzen. Bild: dpa

BERLIN taz Der Internet-Konzern Google hat eine Software namens "YouTube Video ID" online gestellt, mit der Rechteinhaber illegal eingestellte Filme aus der Videoplattform YouTube entfernen können. Die lange angekündigte Technologie soll vor allem Medienkonzerne besänftigen, die der Videoplattform seit mehreren Jahren fortgesetzte Urheberrechtsverletzungen vorwerfen, weil Nutzer Copyright-geschützte Inhalte auf die Seite stellen.

Es war noch nie so einfach wie heute, Heimvideos im Web zu publizieren: Kostenlose Videoplattformen wie YouTube erlauben dies innerhalb kürzester Zeit - und jeder Interessierte auf der ganzen Welt kann sich die Streifen sofort ansehen. Genauso einfach ist es allerdings auch, urheberrechtlich geschützte Filme online zu stellen - und dies wird oft gemacht. Seien es nun Ausschnitte aus TV-Sendungen oder - oft in Häppchen zerschnitten - ganze Episoden populärer Fernsehshows.

Den Produzenten und Rechteinhabern ist dies bereits seit langem ein Dorn im Auge. Spektakuläre Rechtsstreitigkeiten waren und sind die Folge: Medienkonzerne verklagen nicht nur Nutzer, die Inhalte eingestellt haben, sondern auch die Betreiber der Plattformen - auf teilweise sehr hohe Beträge. Die Suchmaschine Google, deren Tochter YouTube selbst in einen solchen Rechtsstreit mit dem US-TV-Konglomerat Viacom um insgesamt eine Milliarde Dollar verwickelt ist, sucht deshalb seit längerem nach Wegen, die Medienkonzerne zu besänftigen.

"YouTube Video ID", das in einer Vorabversion (Beta) online ging, soll hierzu ein erster Schritt sein. Zuvor hatte Google über einen längeren Zeitraum argumentiert, es sei für die Betreiber derartiger Plattformen nicht möglich, legale von illegalen Filmen zu unterscheiden. "Video ID" soll dies nun zu einem Teil doch umsetzen können.

Bisher gab es nur die Möglichkeit, mit der Software eines Drittherstellers nach den Tonspuren gestohlener Clips zu suchen - ein Verfahren, das nicht besonders erfolgsversprechend war. "Video ID" wurde nun von Google selbst entwickelt. In einem ersten Test mit neun Medienunternehmen, darunter Time Warner und Walt Disney, sei das System erfolgreich genutzt worden, hieß es. Zur Genauigkeit wollte sich Google allerdings nicht äußern.

Um das Werkzeug zu verwenden, müssen die Medienunternehmen zunächst selbst ihre Filme, TV-Sendungen und andere Clips in Googles Datenbank einspeisen. Das Material wird dann analysiert und so abgelegt, dass es mit neu hochgeladenen Videos von Nutzern verglichen werden kann. Diese werden dann laut Google "innerhalb von Minuten" mit einer Markierungen versehen, um sie dann von der Seite nehmen zu können.

Das System hat allerdings auch einige Nachteile, die Branchenbeobachter aus der Medienbranche kurz nach Bekanntwerden von "Video ID" bereits breit kritisierten. So verhindert die Technologie nicht das Hochladen urheberrechtlich geschützten Materials - erst nachträglich können Rechtsverletzungen erkannt werden. Außerdem kann das System nur die Inhalte erkennen, die vorab schon von den Rechteinhabern in Googles Datenbank abgelegt wurden. Die Medienkonzerne müssten also schlimmstenfalls ihren Gesamtbestand auf Googles Server übertragen - ein nahezu unmögliches Unterfangen, das allerdings am technischen Prinzip der Erkennung liegt: Denn es kann nur das herausgesucht werden, was auf der Datenbank für den Abgleich bereits vorliegt.

Fraglich ist auch, ob die Medienkonzerne mit der Herunternahme ihre Inhalte von populären Plattformen wie YouTube tatsächlich Einnahmen gutmachen können. Internet-Experten sehen ein großes Werbepotenzial in solchen Plattformen - etwa für TV-Sendungen, die dann später auf dem Fernseher betrachtet werden. Google bietet mit "Video ID" deshalb auch noch die Möglichkeit für Inhalteanbieter an, ihr Material weiterhin auf YouTube zu belassen und stattdessen an den Werbeinnahmen beteiligt zu werden. Wie viel damit zu verdienen ist, lässt sich allerdings nur schwer voraussagen.

Google-Prozessgegner Viacom zeigte sich in einer ersten Stellungnahme erfreut, das der Internet-Konzern nun erste Werkzeuge gegen Urheberrechtsverletzungen anbiete. Ausreichend sei dies allerdings noch nicht.

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