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Streit um Berliner TraditionskinoBabylonische Verwirrung

Ist das öffentlich geförderte Kino Babylon am Ende? Einer der beiden Betreiber hat einen Insolvenzantrag gestellt – der andere will davon nichts gewusst haben.

Mit diesem umstrittenen Plakat wehrte sich der Babylon-Geschäftsführer im Oktober gegen den Streik seiner Mitarbeiter. Foto: dpa

Das auch noch: Einer der beiden Betreiber des Kinos Babylon in Mitte hat einen Insolvenzantrag gestellt. Sprecherin Barbara Löblein bestätigte entsprechende Berichte am Dienstag gegenüber der taz. Tobias Hackel, der 49 Prozent der Babylon-Anteile hält, habe ohne das Wissen des anderen Geschäftsführers und mehrheitlichen Anteilseigners Timothy Grossman den Antrag gestellt, sagte Löblein, die auch Grossmans Assistentin ist. Einen Bericht der Berliner Zeitung, nach dem das Babylon offenstehende Verbindlichkeiten von mehr als 150.000 Euro bei mehr als 100 Gläubigern hat, bestritt Löblein. Näher zu den Umständen des Antrags äußern wollte sie sich aber nicht. Grossman und Hackel waren für Stellungnahmen nicht zu erreichen.

Klar ist: Mit der Sache wird sich auch der Senat beschäftigen müssen. Denn das Babylon ist zumindest zum Teil ein kommunales Kino, 358.000 Euro Förderung erhält es pro Jahr vom Land Berlin. „Wir wollen jetzt natürlich wissen, wie ernst die Lage wirklich ist“, sagte der Büroleiter des Kulturstaatssekretärs Tim Renner, Diedrich Wulfert, am Dienstag. Ob und in welcher Weise der Senat Anstrengungen unternehmen werde, das Kino zu retten, könne er aber noch nicht sagen. Generell gelte: „Das Kino Babylon ist trotz aller Malaisen ein ausgezeichnetes Programmkino, ohne das die Stadt verlieren würde“, so Wulfert.

Mit „Malaisen“ meint er die seit Jahren andauernden Streitigkeiten zwischen Geschäftsführer Grossman und seinen Mitarbeitern, die zuletzt eskalierten. Seit Juli sind mehrere Mitarbeiter im unbefristeten Streik, sie fordern Lohnerhöhungen und einen Tarifvertrag. Im Oktober hatte Grossman, selbst Jude, in einer Kunstaktion an seinem Kino die Boykottaufrufe der streikenden Mitarbeiter mit den NS-Boykotten an jüdischen Geschäften verglichen, wofür er viel Kritik erntete und mehrere Künstler ihre Auftritte im Babylon absagten. In der letzten Woche scheiterte Grossman außerdem vor dem Arbeitsgericht mit dem Versuch, ein Streikflugblatt per einstweiliger Verfügung zu verbieten.

Am Dienstag gab auch der Comiczeichner Fil bekannt, seine seit acht Jahren im Babylon stattfindende Weihnachtsshow in die Urania zu verlegen. „Ich werde dieses Jahr nicht im Babylon auftreten, weil der Betreiber seine Leute nicht anständig bezahlt.“

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