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Streit über Blüm und Henkel

■ Der Schlagabtausch hat Uneinigkeit in den jeweils eigenen Reihen zutage gefördert

Frankfurt/Main (AP) – Der Schlagabtausch zwischen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm und BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel hat einen Streit in den eigenen Reihen entfacht. Forschungsminister Jürgen Rüttgers und FDP-Chef Wolfgang Gerhardt nahmen die Firmen gegen die Kritik von Blüm in Schutz. Mehrere Spitzenmanager kritisierten zugleich die Aussagen Henkels zum Flächentarifvertrag. Der BDI-Vizepräsident Tyll Necker distanzierte sich von Henkel. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall nannte dagegen den von Henkel geforderten Tarifvertragsbruch, wenn dadurch Arbeitsplätze gerettet würden, nicht unmoralisch. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel warf dem BDI-Präsidenten vor, eine andere Republik zu wollen.

Rüttgers wies in Focus die Kritik Blüms und der CDU-Sozialausschüsse an Henkel energisch zurück. „Politiker, die Unternehmen auffordern, Arbeitsplätze wie eine Bringschuld zu behandeln, verkennen die Grundgesetze der Ökonomie. Unternehmer sind Unternehmer, um Gewinne zu machen.“

FDP-Chef Gerhardt lastete Blüm eine Mitschuld an der hohen Arbeitslosigkeit an. „Man sollte die Wirtschaft nicht zum Buhmann machen. Wer wie Blüm jetzt als Regierungsmitglied aus persönlicher Verärgerung einen Feldzug gegen die Arbeitgeber führt, verschärft die Arbeitsmarktprobleme“, sagte Gerhardt der Bild am Sonntag. Im Streit um die Flächentarifverträge stellte sich Gerhardt voll hinter Henkel.

CSU-Vorstandsmitglied Markus Söder forderte Blüms Ablösung. Es sei nicht nachvollziehbar, wenn Sozialpolitiker der CDU wie er über die Unternehmer herfielen. „Es ist nur zu hoffen, daß Blüm bei einem erneuten Wahlsieg der Koalition nicht wieder ins Kabinett berufen wird“, sagte er dem Blatt.

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