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Streit mit Hohenzollern beigelegtFünf Tabakdosen für ein Halleluja

Die Erben der Hohenzollernfamilie haben sich schlecht benommen. Dennoch werden sie mit Einfluss und Werten in Millionenhöhe belohnt.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (l) und Georg Friedrich Prinz von Preußen vor Schloss Sanssouci in Potsdam am 13.Mai Foto: Michael Bahlo/dpa

Da hatte der frisch berufene Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gleich einmal einen schönen Pressetermin. Am Dienstag durfte er sich gemeinsam mit Georg Friedrich Prinz von Preußen vor der Fassade von Schloss Sanssouci in Potsdam fotografieren lassen. Bei Sonnenschein lächelten die beiden in die Kamera.

Tags zuvor hatte Weimers Bundesbehörde verkündet, dass man nach jahrelangem Streit um Millionenwerte zwischen öffentlicher Hand und den Hohenzollernerben eine Einigung erzielt habe.

Nach dem Ende der DDR hatten die Erben des letzten deutschen Kaisers, Wilhelms II., Anspruch auf große Vermögenswerte geltend gemacht, die sie im östlichen Teil Deutschlands nach 1945 durch Enteignung verloren hatten. Darunter Schloss Cecilienhof, Bibliotheken, Schmuck, Möbel oder Kunstobjekte.

Wie braun war die Kaiserfamilie?

Es gab jedoch ein Problem. Denn nach einem Gesetz von 1994 sollte von Ausgleichsleistungen ausgeschlossen bleiben, wer einem verbrecherischen System wie dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus erheblichen Vorschub geleistet hatte. Der Versuch des Prinzen von Preußen, die Geschichte seiner Familie etwas aufzuhübschen, ging dann gründlich schief.

Auch die taz konnte in Wort und Bild berichten, wie Kronprinz Wilhelm von Preußen mit der kaiserlichen Familie den Sieg der Nazis tatsächlich erheblich begünstigte oder, wie es der Historiker Stephan Malinowski im taz-Gespräch ausdrückte, „spätes­tens mit dem Jahr 1930 den Nationalsozialismus und die NS-Bewegung offen und massiv unterstützte“.

Für sein Werk „Die Hohenzollern und die ­Nazis – ­Geschichte ­einer Kollaboration“ ­erhielt er 2022 den Deutschen Sachbuchpreis. Es ist quasi in Notwehr entstanden. Nachdem Malinowski wie viele andere vom Prinzen von Preußen mit einschüchternden Klagen überzogen wurde, bündelte der Historiker die Beweise.

Ob der Prinz aus der Debatte gelernt hat? Er lenkte erst ein, als sich deutlich abzeichnete, dass er in der juristischen Auseinandersetzung mit Bund und Ländern verlieren würde. Weimers Vorgängerin, Claudia Roth (Grüne), bestand darauf, mit Prinz von Preußen erst wieder zu verhandeln, so er seine juristische Kampagne gegen kritische Medien und Wissenschaftler einstellen würde.

Neue Hohenzollern Stiftung

Der nun hinter den Kulissen ausgehandelte Kompromiss, den Weimer und die brandenburgische Kulturministerin Manja Schüle (SPD) präsentieren durften, sieht vor, dass die Hohenzollern ihre Ansprüche an eine neu zu schaffende Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz abtreten.

Der ­Vorstand soll sich dort aus den Leitungen der drei bestehenden Großinstitutionen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und Deutsches Historisches Museum zusammensetzen. Im Stiftungsrat wird die öffentliche Hand mit sechs Vertretern eine Zweidrittelmehrheit stellen, drei Vertreter berufen die Hohenzollern.

Fünf Tabakdosen erhalten die Hohenzollern zudem zu ihrer freien Verfügung. Aus Halbedelsteinen gefertigt, mit Brillanten besetzt, die Fassungen aus Gold, dürften diese bei Auktionen Millionen einbringen. Wenn’s dem Rechtsfrieden dient. Oder wie Weimer es sagt: „Durch diese Einigung haben wir einen Streit beigelegt, der viele Jahre beide Seiten Zeit, Geld und Kraft gekostet hat.“

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1 Kommentar

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  • Die Hohenzollern haben sich jahrhundertelang schlecht benommen, waren mal debile, mal maligne Potentaten und jetzt Gierhälse, die man 1918 schon komplett hätte enteignen sollen.



    Ist wie Großerbschaft, der Hochadel: ungerecht verdirbt den Charakter zu häufig.