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Streit im Angelsportverband HamburgAngler zweiter Klasse

Vereinsmäßig organisierte Hobby-Angler fühlen sich im neuen Fischereigesetz gegenüber kommerziell operierenden Angler-Guides benachteiligt.

Hobbyangler benachteiligt? In Hamburg sorgt ein neues Gesetz für Unmut Foto: dpa

Hamburg taz | Sollen kommerziell agierende Angler-Guides in Zukunft mehr Rechte haben als Angler, die seit 40 Jahren an den Gewässern aktiv sind? Diese Frage sorgt für Streit im Angelsportverband Hamburg (ASV). Hintergrund ist die anstehende Novellierung des Hamburgischen Fischereigesetzes, mit der sich derzeit der rot-grüne Senat befasst.

Angler-Guides sind Leute, die Gäste gegen ein Honorar zu vielversprechenden Angelplätzen in Hamburg führen. Kay Stappen, der Vorsitzende der Anglerfreunde Nord, Hamburgs größtem Anglerverein, findet, die Vereine würden im Entwurf des neuen Gesetzes gegenüber diesen Führern benachteiligt.

Demnach dürften Angler-Guides in Zukunft Fischereimarken verkaufen, die Vereine aber nicht. Ihre Mitglieder müssen weiterhin zu den Bezirksämtern tapern. Die Guides dürften auch mit Anglern ohne Schein an Gewässer gehen. Vereins­anglern dürften solche nicht geprüften Angler hingegen nur an vereinseigene Gewässer mitnehmen.

Für die Anglerfreunde Nord schafft das ein Problem: Trotz ihrer 3.600 Mitglieder haben sie keine eigenen Angelgewässer – und Stappen zufolge auch kaum eine Chance, an eigene Reviere zu kommen. Sie angeln in den Gewässern des Angelsportverbandes oder freien Gewässern. „Hier versucht derjenige, der das neue Fischereigesetz lostreten will, für die Gilde der Angel-Guides eine hervorragende wirtschaftliche Grundlage zu schaffen“, kritisiert Stappen.

Angeln in Hamburg

63 Angelvereine mit mehr als 16.000 Mitgliedern gibt es. Die Anglerfreunde Nord als größter Verein haben 3.600 Mitglieder.

Die Vereine sind Mitglied im Angelsportverband Hamburg (ASV), der das Scharnier zur Politik bilden soll und an der Vorbereitung der Gesetzesnovelle beteiligt war – neben diversen Behörden, der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, einem Elbfischer und einem Angel-Guide.

Angler bezahlen derzeit fünf Euro pro Jahr für einen Angelschein an die Stadt. Dazu kommt ein zwei- bis dreistelliger Vereinsbeitrag.

Fünf solcher Guides seien im Stadtstaat unterwegs, schätzt Karl-Heinz Meyer vom Angelsportverband. „Was uns gar nicht gefiel ist, dass sich Leute einfach als Angel-Guides verkauften“, sagt der Verbandsvorstand. Deshalb solle das mit dem neuen Gesetz reguliert werden. Die Guides sollen künftig eine Jahreslizenz für 1.000 Euro erwerben und eine Prüfung ablegen müssen.

Aus Sicht Stappens wäre das angesichts der mit den Führungen zu erzielenden Einnahmen ein gutes Geschäft. Dass die „Prüfung“ eine angemessene Hürde darstelle, bezweifelt er. Sein Verein habe deshalb gegen den Gesetzentwurf interveniert. „Es kann nicht sein, dass einer gewerblichen Geschichte so viel Macht gegeben wird“, findet er.

Andere sehen das als weniger problematisch an: Die ­Guides würden gebucht, weil Hamburg ein attraktives Revier sei, sagt Jens Kiesel vom Bergedorfer Anglerverein. Die Touristen kämen gezielt, etwa um hier Zander fangen zu können. „Die Guides sind für Hamburg sehr wichtig“, sagt Kiesel. „Sie machen Hamburg anglerisch bekannt.“

Positiv am Gesetzentwurf sei, dass künftig nicht nur eine Mindest-, sondern auch eine Maximalgröße für zu angelnde Fische gelte. Das schütze die laichfähigen Fische.

„Angler empfinden die Angler-Guides als störend, weil die Guides Fische entnehmen, für die sie selbst zahlen“, räumt Verbandsvorstand Meyer ein. Denn der Verband, der sich aus Mitgliedsgebühren finanziert, besetze zusammen mit der Obersten Fischereibehörde die freien Gewässer wie die Außenalster oder den Hafen mit Fischen. Davon profitieren die Guides.

Meyer verweist auf die geringe Zahl der Guides. „Ich glaube nicht, dass uns Angel-Guides die Fische wegfangen“, sagt er.

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