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Streit der WocheMacht Uni dumm?

Die Bachelor- und Masterabschlüsse spalten Studenten wie Dozenten: Für die einen hält das verschulte Studium vom Lernen ab, andere freuen sich über ein schnelles, effizentes Studium. Wer hat recht?

Volle Hörsäle. Aber schlaue Studenten? Bild: ap

Für die kommende Woche haben Studierende einen bundesweiten Bildungsstreik ausgerufen. Das mit Master- und Bachelorabschlüssen verschulte Studium, sinnlose Pflichtvorlesungen, immer größerer Prüfungsdruck - die Uni halte ständig vom Lernen ab, sagen sie.

Aber nicht alle gehen auf die Straße. Andere sind froh, wenn die letzten Langzeitstudierenden das Feld räumen und wollen endlich schnell und mit System studieren.

Ist die Uni heute endlich auf die Bedürfnisse der Studierenden ausgerichtet - oder ist es vielmehr so, dass die Interessen der Wirtschaft so sehr ins Studium hereinregieren, dass die Freiheit der Wissenschaft in Gefahr ist? Haben wir uns von einem ganzheitlichen Bildungsbegriff verabschiedet oder definieren wir ihn nur anders?

Der sonntaz-Streit der Woche

Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.

Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.

Was meinen Sie, macht Uni dumm?

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38 Kommentare

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  • JS
    Jan Schmaldienst stud.iur.

    Liebe Leute, die Ausgangsfrage kann und dürfte wohl nicht sein, ob nun statt 8 Semestern (Diplom) i.d.R. die verabsolutierte Regel 6 Semester Bachelor seien und darüber hinaus bei jedwedem Studiengang es immer einen so gesehen n.c. mit einer Zulassung von nur 20 bis 30 % des Masterstudienganges gibt.

    Vielmehr stellt sich dieses neue Konzept von sich aus in Frage. Dass durch die Reduzierung des eigentlichen Diplominhaltes Prüfungsdruck sowie hohe Abbrecherquoten entstehen, ist zwangsläufige Folge, aber auch offiziell so gewollt - das ist der Sinn des Ganzen. Dieser Sinn der Auslese begründet sich mit der Arbeitsmarktbefähigung - employibility - und steht im Zeichen neoliberaler Umstruckturierungen der Gesellschaft als postmoderne Wissens -und Dienstleistungsgesellschaft - demokratische Mitbestimmung? Das damalige Magisterstudium, also zwei parallel studierte Hauptfächer mit einem durchgängigen Nebenfach wird unbemerkt abgeschafft, das ist sehr bedauerlich. Die zum bloßen Mittel herabgestufte Wissenschaft also, wird durch den Bolognaprozess zur Disposition marktradikaler Ideen blindlings abhängig gemacht und wie man als Subjekt sinnvoll studieren könnte, das erklärt dann einer von einem uninahem Kreditinstitut, Unternehmensberatung oder der Mephisto selbst!

  • TM
    Thomas Mühlencoert

    Employability wurde in der Bildungspolitik zum goldenen Kalb. Seltsamerweise hatten die "Diplomer" an meiner Hochschule aber gar kein Arbeitsmarktproblem, weder Ingenieure, Betriebswirte, Sozialarbeiter noch die Künstler. Wahlmöglichkeiten wurden reduziert, die Prüfungsintensität ist gestiegen. Es gibt kaum noch Nachwuchs für studentische Gremien. Übungen wurden reduziert, die Abbrecherquoten sind stark gestiegen. Die psychosozialen Beratungsstellen der Hochschulen erleben ungekannten Zulauf. Die Dauer der Praktika wurde drastisch verkürzt. Studenten fragen vermehrt nach "theoretischen" Themen für die Abschlussarbeit. Arbeitsmarktbezug? In Rheinland-Pfalz soll der Präsident einer Hochschule nicht mehr dem Senat und der Dekan nicht mehr dem Fachbereich verantwortlich sein, Damit wird jetzt auch die studentische Mitbestimmung abgeschafft. Eigentlich nur logisch, oder?

     

    Prof. Dr. Thomas Mühlencoert

    Hochschulrat FH Koblenz

  • M
    mac

    99% der Leute die gewissenhaft und vermeintlich zielführend studieren gehen "dümmer" und beschränkter aus dem Studium hervor als zuvor!!!

     

    Die Flexibilität des Geistes zugrunde gerichtet in einem visionslosem System ... :-(

  • GS
    Guido Stemme

    Nichts ist aktueller als die Philosophiegeschichte.

     

    Schleiermacher greift das Thema schon 1808 in seiner Schrift »Gelegentliche Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn« auf.

     

    Diesem erhellenden Text, den ich unter den gegebenen Umständen schon fast als Pflichtlektüre erachte, ist auch heute nur wenig hinzuzufügen.

     

    Die Eingabe des Titels in eine Suchmaschine listet den Text in vollständiger Form (u.a. google Bücher).

  • JP
    Joachim Petrick

    UNI“Afficta Alma Mater, alma Matrim delendam est!?

     

    Mit der Dummheit ist das so eine prekäre Sache. Manchmal ist man/frau froh zu wissen, wo diese regierend übersichtlich hockt, mit politischen Angeboten ausgewachsen ausgemachter Dummheit lockt.

    Dümmer als man/frau ist, macht die UNI mit Sicherheit nicht, weil in dieser Frage „macht die UNI dumm!“ schon der „Schwanz wedelnd“ winselnde Hund einer bedingunglos Kapitulation begraben liegt.

     

    Wer ratlos vom Rathaus kommt, fühlt sich verraten & verladen, dem ist jeder vorbeikommende Rat lieb & teuer.

     

    Wer so dumm von der UNI kommt, wie er7 sie, es von ihr aufgenommen, denkt klug geworden, von der UNI befreit „Den Erhalt meiner Dummheit haben die sich aber an der UNI was kosten lassen!, oder?

    Privatisiert „UNI“ gerade von amtswegen zynisch offensiv subversiv in der herangewachsenen Brut gesellschaftlichen Kummer zur stillen Wut, über das, was längst in der allgemeinen Bildung gesellschaftlich kommuniziert, keine Kosten scheuend, beraten & verkauft, dumm gelaufen.

    UNI macht vertraut mit Elends- Gefahrenlagen, Quartieren, Haufen in überfüllten Hörsälen der mentalen Art, die aus falschen Versprechungen unserer Gesellschaft erwachsen, z. B. dem untilgbaren Versprechen der Vollbeschäftigung, dem Versprechen massenhafter Nachfrage an akademisch beleibig geschultem Personal „fatal banal“ zum staunend gegenseitigem Begaffen „Exellenzen schaffen“, denen der Mief & Muff von sechzig Jahren Bundesrepublik Deutschland, hüben & drüben, tränenlos aus den Augensäcken leckend bleckend trieft.

    „Irgendwas!, ich sage es euch, läuft hier schief!“,

    Die Kirchen haben sich, mehr & mehr, auf die Austreibung von überliefertem Glauben verlegt, statt Glauben kommunizierend aufgeschlossen im globalen wie lokalen Reichtum seiner Vielfalt zu leben und zu lehren.

    Verlegen sich die UNIs jetzt , mehr & mehr, auf die Austreibung von emotional, sozial überliefertem Wissen, statt dieses kommunikativ durch die Alma Mater angereichert zu nähren?

    Statt des Rechts auf lebenslange Bildung, von der Wiege bis zur Bahre, am Arbeitsplatz, in der „kreativen Arbeitsplatzpause“, sprich Arbeitslosigkeit, in der KITA, in der Seniorenanlage, nähren die UNIs krankmachend, verelendend ein „ §§- wie medikamentenabhängiges praecox Erleben, einen abgebrochenen Ritt über den Bodensee des Wissens, die heillose Stillegung eigener Intelligenz- Prägungen, Regungen & Bewegungen. Statt gesellschafliches Wissen in den UNIs aktivierend zu mobilisieren, marschieren Studenten/innen als Lern- Soldaten/innen rekrutiert, als akademisches „Kanonenfutter, in prekär anonyme Zustände der UNIs, Fachhochschulen verbracht, in einem „Schwarzen Energieloch“ ernergielos hochgeladen, in den unerklärten Krieg gegen alles Wissen über unsere Eiine Welt ,als Hitmen zu marschieren, „militant“ aus Wissen, überdimensionierte Projekte allgemeiner Wissens- Ein- und Abbrüche forcierend zu organisieren? Dass Studienzeiten auch Lebenszeiten sind, geht dabei, ferngesteuert, in „Experten- Räten“ anbefohlen, unter?

    JP

  • TZ
    Thom Zim

    Soviel allgemein an der gegenwärtigen Situation an den Hochschulen zu kritisieren bleibt,

    die größten Feinde des Master/Bachelor Systems sind offenbar Studierende nach alten PO, die langsam Angst bekommen, dass ihre Lehrveranstaltungen in alter Form auslaufen...

     

    Oft wird auf Bachelor und Co. geschimpft ohne wirklich eine Ahnung von den neuen Regelungen zu haben.

     

    Natürlich ist es unsinnig, nur 20% der Bachelor-Absolventen zum Masterstudium zuzulassen. Natürlich ist es unsinnig, JEDES Fach/Modul benotet abschließen zu müssen und dass Artes Liberales zugunsten von Effizienz und Gradlinigkeit in den Hintergrund rückt.

     

    Ich selbst studiere an der TU Berlin, als Mitglied der TU-10 ist hier für Ingenieursstudiengänge der Master der Regelstudienabschluss und somit werden 100% der Absolventen zum Master zugelassen. Und JA es gibt durchaus Module die ich nur mit einer Hausarbeit oder einem Projekt abgeschlossen habe.

     

    Die "alten" Diplomstudenten wollen leider aber zu oft gar keine konstruktive Kritik üben sondern nörgeln. Sehr traurig.

     

    Bachelor/Master als zweigeteilter Studiengang bietet ja auch Studierenden die sonst nach dem Vordiplom zb. abgebrochen hätten die Chance zumindest "etwas in der Hand zu haben".

     

    Die Ursache Bildungsmisere liegt mit sicherheit nicht Primär an Bologna.

  • EG
    E. Gyzas

    Von echten Fällen "totaler" Verdummung an der Uni kann immer dann gesprochen werden,

    wenn es "dummdreisten" Prüfern gelingt, die in der Ausbildung über viele Jahre hinweg

    mühsam aufgebaute EGO-Struktur eines Examenskandidaten in Prüfungen mittels willkürlicher weil undurchschaubarer Benotungskriterien komplett zu zerstören.

  • M
    mobai

    Angst vor der Konkurrenz aus der Ersten und insbesondere der Zweiten Welt

    Angst vor dem Abwandern der Konzerne

    Angst vor Studienabbrechern und Zeit-, Geld-, Effizienzverlust

     

    Angst vor der Freiheit

     

    => Lösung: Rutschbahn mit Sieb

     

    Herzlich willkommen im 21. Jhdt., dem Jahrhundert, in dem Diktaturen uns zeigen werden, wie man Angst noch produktiver nutzt.

     

    Außerdem bin ich gespannt wie viele mit der Knarre in der Hand irgendwann Amok laufen werden, entweder schon am Gymnasium oder nach der Hauptschule auf den Straßen.

     

    Es geht nicht mehr um den Menschen. Es geht um Alpha, Beta, Epsilon. Und das schon 100 n. Ford.

  • M
    m.b.

    Ich studiere mit Kind. Nach alter PO. Wenn ich in den BA/MA gekommen wäre, hätte ich es mit meinem Studium vergessen können, denn 6-8 Klausuren schafft man einfach nicht mit Kind. Durch die flexible selbstverwaltung meines alten Studiums habe ich gute Möglichkeiten mir die Zeit mit Kind einzuteilen. Zudem herrscht für die BA/MA strenge Anwesenheitspflicht. Doch leider muss ich sagen, dass die Veranstaltungsangebote, um in die BA/MA Anforderugen reinzupassen, an tiefe verloren haben.

    Natürlich nervt mich auf der einen Seite die Verkopftheit und der elitäre Gedanke, dass Intelligenz das höchste einer Gesellschaft ist, aber gerade die neuen Studiengänge, lassen den wenigen kritisch denkenden Studierenden und Professoren keine Luft mehr, sich auch noch an der Basis nützlich zu machen, realitätsnah zu leben. Wer 30 SWS in der Woche hat, hat nur für wenig noch Zeit. Aber wie gesagt, dass ist ja gewollt, auch von der Bolognakonferenz (auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen). Wens interessiert, der sollte sich mal intensiv mit Bertelsmann und mit der Humankapitaltheorie auseinandersetzen, dann kann man nicht mehr sagen, dass die Veränderung die wir durchmachen, etwas positives ist. Es sei denn man hat auch seine letzten humanistischen Ideale über Bord geworfen.

    Aber das will ich für meine Kinder nicht.

  • MB
    Martina Brand

    Ich habe 2005 mein Studium an der ehemaligen HWP in Hamburg jetzt Department für Wirtschafts und Sozialwissenschaften begonnen und vor drei Wochen abgeschlossen. Als 36 jähriges Arbeiterkind mit "verjährten" Realschulabschluss habe ich mich auf eine Zeit gefreut, indem mein Geist und Menschenverstand herausgefordert wird und sich gleichzeitig nach Abschluss des Studiums, mein zukünftigen Arbeitsplatz sich eine Produktionsstufe weiter oben ansiedeln wird.

    Ersteres ist mir recht ordentlich gelungen. Beim zweiten Wunsch scheitert es gerade an den mangelnden Siedlungsflächen.

    für mich persönlich ist das Bachelorsystem sehr gut gewesen. Mein Geist und mein Menschenverstand wurden erweitert. Das ist sicherlich auch auf die "Eliteuni" Ex HWP zurück zu führen, da zumindest bei den Rechtswissenschaftlern noch ein guter Geist steckt und die Professoren Wert auf mutige und eigenständige Meinungen bzw. Denkweisen legen und eben nicht auf das Abspulen von Informationen. Aber es hat auch etwas damit zu tun, dass ich, aufgrund meiner Biographie, sehr gute Anknüpfungspunkte habe, mit denen ich mein neues Wissen direkt Anwenden bzw. ergänzen kann.

    Obwohl ich bereits eine 16 jährige Berufslaufbahn hinter mich gebracht habe, hatte ich bis zum Abschluss des Studiums es mit den Tücken der Vorlesungspläne, Klausurenfristen, Nachholungstermine, Studienplanung und Schwerpunktfestlegung zu tun gehabt. Plötzlich war ich nämlich nicht mehr die offene, stets freundliche Martina, die jeden Studenten auf ihre alt bekannte Kumpelart andere Studenten nach den Raffinessen und Tücken der Studiumsorganisation fragte. Ich misstraute dem "Flurfunk" (es gabt keine Zeit für Fehler...) und somit gab mir die vorgeschriebene Studienstruktur Sicherheit und ich habe mich auf meine Vorlesungen und Prüfungen konzentriert. Für Experimente war aber ehrlich gesagt, auch keine Zeit. Klausuren wurden von einem Tag auf dem anderen, teilweise zwei an einem Tag, geschrieben. Das führte dazu, dass einige Studenten in der Vorlesungszeit fünf Referate hielten und somit sich auf ein Thema pro Vorlesung konzentrierten und den Rest des Vorlesungsinhaltes für sie gar nicht mehr relevant wurde. Dafür hatten sie aber zur Klausurenzeit sich ein Zeitpuffer für die anderen Fächer "erarbeitet". Da fand ich mein Fernstudium zur staatlich geprüften Technikerin schon besser organisiert, denn hier wurde nicht für einen Zeitpunkt gelernt sondern für einen längeren Zeitraum,- jedenfalls war es 1995 noch so.

    Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich ohne meine berufliche Vorbildung den Lernstoff ansonsten nicht so schnell und schon gar nicht langfristig hätte behalten bzw. anwenden könnte. Daher verfestigte sich im Laufe meines Studiums der Eindruck, dass durch den Zeitdruck (in drei Jahren muss alles fertig sein inkl. Auslandsemester) ein stromlinienförmiger Student geschaffen wird, weil dieser keine Zeit hat, sich zu wehren, sich zu organisieren oder auch zu ruhen um mal etwas anderes, vor allem aber selbständig denkt. Diese Stromlinienförmigkeit hat mich sehr angewidert und ich behaupte sogar, dass sie von der Politik gewollt ist. Diese Stromlinienförmigkeit macht mir sogar Angst. Daher bin ich der Meinung, dass Bachelor für die Qualifizierung der bisherigen Berufslaufbahn sehr hilfreich sein kann. Jedoch zur Schaffung von jungen, kritischen „Geistern“, die sich zu hinterfragen trauen und ihr Wissen gerne weiterverbreiten, halte ich es für ungeeignet.

    In mir steckt nicht die literarische Fee, daher können bitte ich Sie um Nachsicht bei Rechtschreibung und Grammatik.

  • G
    Gockeline

    Die Argumente kenne ich alle die so einige vorbringen.Es wird auf die Politik geschimpft und dass zu wenig Geld vorhanden ist.Schon alle Argumente zeigen wie einseitig diese Menschen denken.Wer sein Gymi hinter sich geracht hat denkt schon er gehört zur Elite.Dazu wurde er erzogen von Lehrer und Eltern.

    Dann kommt das Studium.

    Egal wie es ausfällt und wie man arbeitet,

    jeder denkt ich habe es geschafft.

    Wer dann in den Beruf kommt wird schnell merken

    hoppla hier ist das so anders wie ich mir das vorstellte.

    Es werden andere Kriterien gebraucht.

    Viel gelerntes wird nicht mehr gebraucht.

    Neues wird wichtig.

    Viel Zeit abgesessen und den Kopf gefüllt,

    aber das Emotionale,Einfühlsame wurde verlernt.

    Dies bemerken die Frauen schneller,wenn sie ein Kind bekommen.

    Denn hier wird genau das andere abverlangt.

    Schaut euch mal alle Intellektuelle genau an,

    sie sind programmiert nur auf Kopfarbeit.

    Sie sind im Leben oft große Nieten und unbeholfen.

    Warum?

    Weil nur eine Seite einseitig geschult wurde.

    Wenn eine Frau ein Kind bekommt,kommt sie aus dieser Schiene heraus.

    Es ist nicht umsonst den Frauen zugesagt,dass sie da ein anderes Händchen haben.

    Mir fiel aber auf,Frauen die keine Kinder haben,

    sind dann sehr einseitig wie Männer gepolt.

  • RJ
    Robert Jende

    Das Bachelor- und Masterstudium, ein Diktat der flexiblen Märkte zur Steigerung des Wettbewerbs, soll die Uni in eine effiziente Wissensfabrik verwandeln. Heraus kommen dort geschröpfte Dampfköpfe, die auswendig lernen können. Doch es hat was Gutes - für die Unternehmen: Sie sparen Ausbildungskosten. Jetzt gibt es ein europäisches Einheitsstudium - die Abschaffung des Denkens, noch mehr Druck und eine Inflation der Bildung, denn wer wird künftig noch ohne Bachelor eingestellt? Die formulierten Ziele kehren sich auch noch ins Gegenteil.

  • BK
    Bernd Kirchner

    Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird.

    (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

    Der Student wird doch, gerade durch die Einführung der Bachelor und Masterabschlüsse, zur Ressource degradiert und die Bildung selbst stellt sich da­bei als der benötigte Schmierstoff für unsere Wissens- und Informationsgesellschaft dar. Aber Bildung beinhaltet dabei auch immer eine andere, nicht unmittelbar verwertbare, Komponente: „Bildung bedeutet(e) stets auch potenziell dagegen, widerspenstig, herrschafts-kritisch zu sein, Fragen stellen zu können, ohne auf den unmittelbar verwert­baren Nutzen schauen zu müssen.“(1)

    Der heutige, ideale Student ist höchst effizient, bildet dabei eine eigene „Ich-AG“ und ist im Besitz einer Geisteshaltung, die bereits die US - Band Nirvana Anfang der 90er Jahre so treffend beschrieb: „Here we are now entertain us!“

    Zudem trifft er auf eine Professorenschaft, die zum größtenteil aus Mitläufern und Opportunisten besteht, welche die Bologna Beschlüsse oft widerspruchslos mittragen

    So treiben die Universitäten auf einer „Road to Nowhere“und bilden vor allem gesellschaftliche Mitläufer aus.

    Doch immer wieder sollte der Hinweis des Globalisierungskritikers Noam Chomsky für die restlichen, noch kritisch denkenden Studierenden, eine Ermutigung darstellen: „Die sozioökonomische Ordnung, die jetzt von oben verfügt wird, ist das Ergebnis der Entscheidung von Menschen, die in von Menschen geschaffenen Institutionen wirken. Die Entscheidungen können widerrufen, die Institutionen verändert werden.“

    Oder wie es in einem Werbespot (was auch ein Zeichen der wirtschaftsdominanten Zeit zu sein scheint) so nüchtern formuliert wurde:

    “It's time for another revolution”

     

    (1)Hufer, K.-P./Klemm, U. (2002): Wissen ohne Bildung? Auf dem Weg in die Lerngesellschaft des 21. Jahrhunderts. Neu-Ulm: AG-SPAK-Bücher. S. 105

    (2)Chomsky, N. (2001): War against people. Menschenrechte und Schurken­staaten. Hamburg [u.a.]: Europa-Verl. S. 150

  • MB
    Michael Bolz

    Zwei Beispiele: Der Magister liegt mit einer Regelstudienzeit von 9 Semestern (um die sich freilich keiner gekümmert hat) unter dem neuen Masterstudiengang - 10 Semester.

    Der Magister hat nach Aussage eines HU-Profs zu einer "Ausbildungsquote" im gesellschaftlich-wissenschaftlichen Bereich von 8% (aller Abschlüsse) geführt - 92% sind versickert - wo auch immer. Dass das eine unhaltbare Situation ist, muss niemandem erklärt werden - der Bologna-Prozess bietet nicht bloß Nachteile. Das Problem ist vielmehr, dass keiner wirklich weiß, was Bologna eigentlich ist, es wird schon ein elitärer Klassenkampf spekuliert.

     

    Dass das Humboldt-Ideal bislang nie "gelebt" wurde, sollte klar sein, das wird durch die Betrachtung der Fakten deutlich, auch von verschiedenen Seiten - Soziologen, Professoren, Studiendekanen - bestätigt. Jede Generation und Dekade macht aus Humboldt, was sie für jeweils angebracht hält. Derzeit wird Humboldt ökonomisiert.

     

    Dass der Bologna-Prozess Ausdruck dafür ist - und Forderungen der neuen gesellschaftlichen Entwicklungen mit sich führt - : Der Ökonomisierung und einer dahinter liegenden Technokratisierung - wird ebenfalls durch Fakten leicht. Dass die Studenten daher rasch durchs Studium wollen - klar! Raus aus dem ökonomisch-pseudo-humanisierten Verbildungsbetrieb und schnell Geld verdienen.

     

    Aber: Die Frage ist doch, wie macht man etwas Sinnvolles aus der Sache, aus Bologna?

     

    Im Moment stehen im Bildungsbereich die Zeichen auf Krise. Der Hochschulpakt wird kaum oder flapsig eingehalten, wie es nach bzw. im Zuge der Finanzkrise weiter geht - bleibt Spekulation; optimistisch stimmt das bisherige Gehabe der Politik bzw. die alte-neue Erfahrung diesbezüglich aber sicherlich nicht.

     

    Die Verschulung befürworten die ständigen Bastler an neuen Studienordnungen, wie etwa in der Philosophischen Fakultät I an der HU - wobei zu fragen bleibt, ob damit nicht nur die Probleme des Umsetzungsprozesses auf die Studierenden abgewälzt werden - wonach es stark aussieht: Der Bachelor-Studiengang soll schärfer vom Master differenziert werden, eher einer Berufs-Ausbildung gleichen, der Master dann am Rande noch dafür Sorge tragen, dass der geisteswissenschaftliche Nachwuchs nicht unter die neoliberalen Hürden fällt. Die Unis sind dabei, diese Ziele umzusetzen, erhöhen den Workload und die Praxisvorbereitung - hacken auf die Oberschulen und die Qualität des überreichten Bildungsmaterials und wollen - angedacht an der HU - als Leistungsprüfung Vorlesungen mit einstündigen Abschluss-Klausuren einführen, überhaupt verstärkt Klausuren einführen und die Hausarbeiten zurücktreten lassen, wo Klausuren ein Qualitätsprüfungsmerkmal der Oberstufe sind!

     

    Ab den kommenden Semestern wird die Uni mit weiteren Problemen konfrontiert: Die Doppeljahrgänge kommen. Wohin damit? Wie finanziert man das? Wie sollen die Unis das schaffen, wenn die Finanzierung über den Hochschulpakt nicht funktioniert? Denn dadurch fehlt dem universitären Mittelbau die Chance zum Leistungsausgleich usf.

     

    Die Traditionalisten wehren sich - sofern sie es differenziert sehen, wie gewisse Profs der HU-Berlin - völlig zu Recht gegen die Modernisierung durch den Bologna-Prozess, wenn sie sagen, sie lassen sich nicht einfach verschulen, verbürokratisieren und institutionalisiert-internationalisieren, wo es schlicht nicht länger um ein Studium, sondern um eine Ausbildung für den ersten Arbeitsmarkt geht; wobei Sie den Bologna-Prozess durchaus als Chance begreifen und die Zusammenarbeit (auch keine neue Idee mancher Universitäten) mit der Wirtschaft suchen. Das tun Sie seit den Siebzigern - sicherlich in Zusammenhang mit der Studentenbewegung. Von da weg haben sich selbst "konservativen" Traditionalisten mit Neuerungen der Studiengänge, Studienordnung und der universitären Strukturen beschäftigt - die Öffnung der Universität für bildungsfernere Schichten, der Versuch, Humboldt an der Uni zu definieren und zu praktizieren, Neuerungen, die aber in der Politik, aber gleichwohl Uni-intern, sich nicht durchsetzen konnten. Die Zeit war wohl nicht soweit - und jetzt zieht sie rasend vorüber.

     

    Die Zeichen stehen also für die kommenden Jahre eindeutig auf Krise.

     

    Doch zu guter Letzt kommt es schlicht darauf an: Dass die Studenten die Leidtragenden sind und trotz aller Kritik nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen. Das Einzige, was sie nach wie vor können und dürfen, ist zu streiken, ohne eigentlich zu wissen, wofür und wie. Für das Wie ist es wichtig, sich mit den Lehrenden an der Universität in Bezug auf den Bildungsstreik zu verbinden und daraus Impulse zu ziehen. Über das Wofür werden sie sich hoffentlich früher oder später klar: Sie tun es für sich und für die Zukunft, ihre und die in der Gesellschaft und die Gesellschaft selbst. Soweit, dass zu erkennen sind die Meisten leider noch lange nicht, der ökonomische Druck und der Bildungsdruck in Verbindung sind zu hoch.

     

    Trotzdem ist es merkwürdigerweise wie mit der Finanzkrise: Die Bildungskrise ist im Grunde schon da, man sucht sie vergeblich und keiner weiß, was zu tun ist.

  • MB
    Matthias Balzert

    Der Unmut ist berechtigt, der Bildungsstreik nur konsequent. Die von Dozenten und Studierenden monierten Missstände waren jedoch mitnichten durch die Erklärung von Bologna vorgezeichnet. In Gutsherrenart wurden die Fachbereiche von den Fachministerien bis ins Detail mit realitätsfernen Vorgaben hinsichtlich der Studieninhalte und –anforderungen überfahren. Wo der Freiraum und die nötigen Ressourcen vorhanden waren, konnten Lehrpläne sinnvoll umgestaltet und neue attraktive Studienangebote geschaffen werden. Es blieb bei Einzelfällen: Neben der chronischen Unterfinanzierung zeichnen die politisch Verantwortlichen nun auch für groteske Studienordnungen verantwortlich. Dabei hatte vor zehn Jahren alles so viel versprechend begonnen.

  • JI
    Jonas Israel

    Ich gehöre zu den Versuchskaninchen. Der erste Jahrgang Bachelor Politikwissenschaft in Duisburg. Das bekommen zu erst die Studierenden zu spüren. Der Studienplan ist unüberlegt konzipiert, viele Klausuren, kaum Seminare und dadurch keine Diskussionsgrundlage. Für einen sozialwissenschaftlichen Studiengang ein Armutszeugnis. Die Umstellung hat viel verändert, aber keine Verbesserungen gebracht. Neben dem umfangreichen Studium bleibt kaum Zeit für Engagement. Die hochschulpolitischen Gremien leiden unter Mitgliederschwund. Der starre Studienverlaufsplan lässt keine Wahlmöglichkeiten zu. Eine Ausrichtung nach den eigenen Wünschen ist somit nicht drin. Die tollen Freiheiten des Diploms sind abhanden gekommen. Das Gefühl der Kontinuität stellt sich nur ein, wenn man an den Übergang von Schule zur Universität denkt. Leider eine ungewollte Kontinuität.

  • C
    Christina

    Allein die Frage des Artikels ärgert mich!

    Ich habe auch einen Bachelorstudiengang studiert und ich kann weder sagen, dass es so verschult war wie alle immer sagen, noch dass es nur um Effizienz ging.

    Natürlich hat man in den Seminaren dann Leute sitzen, die den Text nicht gelesen haben, weil sie auch ohne einen Abschluss bekommen werden. Ich denke, dass die Diskussion eine andere sein müsste... denn das was hier diskutiert wird klingt immer so, also ob wir keine Chance hätten darin einzugreifen-

    Wer schreibt uns denn vor in 6 Semester mit einem Bachelor fertig sein zu müssen?

    Wer schreibt uns denn vor NUR die PFLICHTveranstaltungen belegen zu müssen?

    Das eine sind die Strukturen, die uns vorgegeben werden und das andere ist das, was wir draus machen!!!

    Auch in einem bachelorstudiengang kann man sich seinen individuellen Weg suchen- auch mit einem Bachelorstudiengang kann man einen qualifizierten Abschluss erwerben.

    Wenn man das mal überlegt, dann bleibt auf einmal auch wieder Zeit zum jobben, für Praktika usw.

    Ich habe all das gemacht, habe 8 statt 6 Semester studiert, mir ein komplettes Studium selbst finanziert und habe bis jetzt bei Bewerbungen immer ein gutes bis sehr gutes Feedback bekommen und wurde erst 1x abgelehnt.

     

    Mit meinem Master jetzt habe ich die Chance bekommen sehr speziell noch weiter zu studieren und ich muss gestehen, dass ich diese Art von Studium, die einem am Anfang eine breite Basis und dann viele spezielle Nischen anbietet nicht so verkehrt, wie immer alle schreien!

  • M
    m.b.

    Ich zitiere hier nur kurz:

    „...Institutionen für die Erziehung(..) mit der unmöglichen Aufgabe der Auswahl der Besten zu belasten. Dies sollte nie ihre Aufgabe sein. Diese Tendenz macht unser Erziehungssystem zu einer Rennbahn und den Studiengang zu einem Hürdenrennen. Der Student wird nicht ermutigt, sich seinen Studien um des Studierens willen zu widmen, es wird ihm nicht wirkliche Liebe für seinen Gegenstand und für die Forschung eingeflößt; statt dessen treibt man ihn zum Studium um seiner persönlichen Karriere willen an;(...) Die unmögliche Forderung einer institutionellen Auswahl der intellektuellen Führer bedroht den Lebensnerv nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der Intelligenz“ (Popper)

    ich denke das spricht für sich...

  • Y
    Yadira

    Ich persönlich habe durchaus das Gefühl, dass ich an der Universität und in meinem Studiengang verdumme.

     

    Und das liegt meiner Meinung nach nicht an Bachelor oder Master, sondern an der Umsetzung des Studiums:

    1) Viel zu viele Studenten auf zu wenige Professoren.

    2) Dozenten und Studenten, die von den

    Bedingungen an den Universitäten genervt sind

     

    - inzwischen werden die Lehrveranstaltungen

    hier an der Uni verlost

     

    - 160 Studenten bewerben sich auf 40 Plätze

     

    - Inzwischen wird man- wenn man sich

    entschließt weitere Veranstltungen abseits

    des Minimalstudiums zu wählen, als

    Schmarotzer angesehen, der anderen einen

    Seminarplatz wegnimmt.

     

    Es geht also nicht mehr um die Vermittlung

    von Wissen, sondern um die Ausstellung von

    Scheinen.

     

    - Sinnlose Faktenpaukerei, es wird kein Wert

    mehr auf Zusammenhänge gelegt ("geistige

    Bulemie")

     

    - thematisch sehr eingegrenzte Möglichkeiten

    der Seminarwahl

     

    - Dozenten aus Lateinamerika sind absolut

    fasziniert, dass die Uni hier nicht besser

    ausgestattet ist als die in ihrem Heimatland

     

    - Beispiel: Bei Krankheit bei einer Prüfung

    darf man selbst mit einem Attest nicht an der

    Wiederholungsklausur teilnehmen (schließlich

    ist es kein Nachschreibetermin - Aussage des

    Prüfungsamtes)

     

    - falsche Auskünfte, keiner hat Ahnung vom den

    Formalia des Studiums

     

    - Räume ohne Fenster, ohne Frischluft, in

    Räumen, die für 40 Studenten gedacht sind,

    sitzen weitere 20 auf dem Boden

     

    - Meist nur Präsenzbestand an Büchern, Bücher

    sollen nur einmal angeschafft werden, die

    wiederum in einer Seminarsbibliothek stehen,

    zu denen aber nur die betreffenden

    Fachstudenten Zugang haben. (will allerdings

    ein Romanist einen Vergleich zwischen einem

    spanisch und einem deutschsprachigen Autor

    ziehen, kommt er nicht an die betreffende

    Literatur in der Germanistik ran)

     

    Die Liste von Missständen ließe sich beliebig erweitern.

     

    Meiner Meinung nach ist die Finanzierung zumindest in NRW nicht das größte Problem: Sozial schwache Studenten werden durch das BAFÖG und einem Bildungskredit, der mit dem BAFÖG verrechnet wird, unterstützt.

     

    Wenn man aber schon so viel Geld für ein Studium ausgibt, wär doch eine etwas höhere Qualität schon sehr wünschenswert. Schließlich soll man ja irgendwann auf dem Arbeitsmarkt bestehen und das BAföG teilweise zurückzahlen.

  • TS
    Thomas Simon

    Es kann nicht sein, dass der Sinn eines Studium ausschließlich darüber definiert wird, das es schnell zu beenden sei!? Um die Langzeitstudenten raus zu bekommen, was manchmal wie der eigentliche Hintergrund erscheint, hätte man andee Regelungen treffen können. Hier treffen sie ins Mark einer Unsiversität und gehen ganz weit weg von dem was Universität ansatzweise sein wollte. Anstatt einmal nur über den Inhalt nachzudenken, Verbesserungen der Praxis z.B. bei Lehrern, andere Strukuren an Unis, andere Einstiegsmöglichkeiten nachzudenken wird so ein sehr normiertes System umgesetzt.

    Dieses macht es über 30jährigen fast unmöglich zu studieren, wenn nicht völlig unmöglich, wenn sie schon mal ein Studium vorher abgebrochen haben. Es vergrößert natürlich ganz knallhart die Schere zwischen Armen und Reichen. Denn erstere haben ganz andere Hürden zu überwinden, bei denen Kinder reicher Eltern mit den Achseln zucken können.

    Aber gut es vereinheitlicht vieles und es mag auch Menschen geben für die das eine Hilfe ist bzw. sind das Schüler ja gewöhnt und können das Verschulte forsetzen. Das eigentlich schlimme: Die Selbstständigkeit im Denken und im Leben, die bei einem Diplomstudiengang gefordert war, ist dabei nicht mehr gegeben. Es bleibt keine Zeit sich wirklich tiefer mit etwas zu beschäftigen, im Nacken sitzen Punkte und Wettberwerb. Und auch ein netter Punkt für Regierende: Wer soll da zum Demonstrieren kommen nicht wahr? Wer soll sich politisch betätigen und weitergehend mit Politik auseinandersetzen? Sicherlich nicht ein Bachelor oder gar ein Masterstudent beim Einheimsen ihrer Punkte.

  • CW
    Christian W. Mack

    Dass Uni "dumm" macht, wage ich zu bezweifeln...

    dass mancher "Dumme" studieren kann, lässt sich trotz völlig überzogener Studiengebühren in Fächern ohne Zulassungstests leider nicht vermei-den. Auch wenn meine Studienzeit nun schon ein wenig zurückliegt & ich nicht mehr auf dem aktuel-len Stand der Dinge bin, habe ich mich anno 1996 schon gefragt, was Menschen mit grottenschlechten

    Kenntnissen in ihrer Muttersprache (mdl.wie schrftl.) an der Germanistischen Fakultät (..und nicht nur dort...)zu suchen haben; ganz zu schwei-gen von einer Arbeitseinstellung, die jeder Hand-werksmeister mit einem satten Fußtritt quittiert hätte.

    Das Pferd wird immer noch von hinten aufgezäumt!Bildungspolitisch unabdingbar sind:

    a) bessere personelle & monetäre Ausstattung der GRUNDschulen

    b)kleinere Lerngruppen, d.h. auch mehr frühzeitig auf ihre pädagogischen Fähigkeiten hin geprüfte Lehrer

    c)frühzeitiges und adäquates Methodentraining der Lehrenden (auch an der Uni)

    Die sog. Bachelorstudiengänge erachte ich als fragwürdig, da sich bestimmte (wiss.) Lerninhalte nun mal nicht in einem halben Jahr vermitteln lassen.Gleiches gilt im Übrigen auch für das Abi-tur nach 12 Jahren.

    Studieren sollte prinzipiell die/der können, die/der die richtigen Voraussetzungen mitbringt und wenn es sich dabei "nur" um eine dem Umfeld angemessene Ausdrucksweise handelt. Schließlich sind die Studenten von heute bereits jetzt Vorbil-der für die Lerner von morgen.

  • R
    Rudolf

    Vergleichen wir mal die heutige Pädagogik mit derjenigen aus der griechischen Antike, aus der Demokratie, Kritik und Wissenschaft stammen:

     

    In der griech. Antike waren die Hauptfächer Rhetorik und Sport, wobei "Rhetorik" = "Reden" auf den Anwaltsberuf vorbereitet hat. Beide, Sport wie Rhetorik, fördern das Selber-Tun, die Selbst-Entfaltung, eine gestaltende Aktivität in die Welt hinaus: sie sind also EXPRESSIVE Pädagogik. Dahinter steht der Gedanke, dass der Mensch von Natur aus und von Geburt an intelligent und weise sei, wobei die Pädagogik diese angeborene Begabung freischaufeln und wieder in Erinnerung bringen müsse (Anamnesis-Theorie).

     

    Demgegenüber geht es der heutigen Pädagik um das "Stoff lernen", wo etwas nach Art der Dressur in den Menschen hineingestopft wird. Es wird dabei davon ausgegangen, dass der Mensch dumm geboren wird und programmiert werden muss. Der Selbstwiderspruch dieser heutigen IMPRESSIVEN, ja sogar INVASIVEN und OBSESSIVEN Pädagogik liegt darin, dass die Pädagogen in der Rolle als "Stopfer" und "Programmierer" ebenfalls als dumm dastehen, denn es sind ja auch nur (angeblich von Geburt an dumme) Menschen.

     

    Ein griechisch-antiker Pädagoge (wie etwa Platon oder Aristoteles) hätte das heutige Schulsystem (inklusive Hochschule, besonders die neuen Master-Bildungsgänge) als Tierdressur oder Sklavenproduktion verspottet.

     

    In vieler Hinsicht dient ("dienen" ist ein Sklavenbegriff) das heutige Bildungssystem der Produktion von Systemsklaven. Es ist für das als Heiligtum hingestellte politische und ökonomische "System" da, um dieses zu reproduzieren. In diesem System ist der Mensch für das System da, aber nicht das System für den Menschen.

     

    Die Sklaverei insgesamt also nimmt nicht ab sondern eher zu, wenn bereits "Vorschulen" für Kleinkinder eingeführt werden und wenn der Bevölkerungsanteil der Hochschulabsolventen steigt, solange sogar Studierende statt zu Wissen schaffenden Wissenschaftlern nur zu vorgefertigtes Wissen schluckenden Marionetten getrimmt werden.

     

    Von Sokrates wird gesagt, er habe sich an seiner Mutter orientiert die Hebamme war: Er fasste sich selber als Hebamme bzw. Geburtshelfer auf, zwar nicht für Säuglinge, sondern für Gedanken und das angeborene Wissen, das zur Geburt kommen will. Oft schaffe das angeborene Wissen es nicht, selber zur Welt zu kommen, es brauche einen kleinen Ruck und eine Abnabelung, wie der Säugling bei der Geburt. Das ist genau das Gegenteil von obsessiv andauernd sklavisch belehrender Bevormundung.

     

    Kein Wunder, dass es immer mehr Menschen ablehnen, ihre Kinder in Sklavenfabrigen namens staatliche Schule zu schicken und nach Alternativen Ausschau halten, die von Seiten des "Systems", vom Staat, unverstanden mit Misstrauen überschüttet werden.

  • KK
    Klaus Kranski

    Das Bachelor/Master-System ist super. Noch zu Diplomzeiten bin ich vor dem deutschen Starrsinn geflüchtet. Ich habe einen Bachelor in Holland gemacht, Erasmus in der Türkei, dann einen Master in Schottland - und schreibe heute meine Doktorarbeit in Australien. Dümmer bin ich dadurch nicht geworden. Rückblickend kann ich feststellen, dass die Verschulung und Kommerzialisierung der Unis gefährlich ist, diese Entwicklung aber nicht unbedingt die Konsequenz des Bologna-Prozesses sein muss. Wer anderen den Schwarzen Peter versucht zuzuschieben, empfehle ich eine Italienreise: Einfach mal ausspannen und überlegen ob die Wurzeln des Problems nicht vielleicht doch unter dem Staub der heimatlichen Universitäten zu finden sind.

  • C
    Cornix

    @haatee & co.

    vergleiche mit China, Indonesien oder anderen solchen Ländern sind absolut unpassend und zeigt fehlenden Weitblick. Schaut euch in diesem Fall auch bitte allgemein die soziale Struktur in den Ländern an. Die Universitäten sind Teil einer Gesellschaft und stehen nicht nur einfach als Objekt in der Gegend herum. Nur weil etwas dort richtig ist heißt es nicht das es auch hierher passt. Genau dieser Fehler wurde bei der Einführung des Bachelors gemacht. "Die Universitäten dort sind besser als unsere, die kopieren wir." Keine Frage wie die Erziehung dort ist, das Schulsystem, das soziale Netz, eventuell die Kultur und Kulturgesellschaft, Forderungen der Gesellschaft, der Wirtschaft, Gesundheit etc. Einfach mal alles ausblenden. Auch das zb. in deinem Vergleich China eine Diktatur ist oder das große Teile von Indonesien in Armut versinken scheint dir entfallen zu sein.

  • J
    Jul

    @haatee: "5 Tage-Woche in China gibt es gar nicht. Auch nicht in Malaysia oder Indonesien. Dort werden 6-7 Tage die Woche Unterricht geboten - mit Anwesenheitspflicht" Haatee, ich arbeite mit Absolventen in Indonesien zusammen und ich hoffe nicht, dass deutsche Absolventen mit vergleichbaren Fähigkeiten auf den Arbeitsmarkt müssen. Es kann nicht unser Ziel sein, in der Masse und im Preis zu konkurrieren, da wird uns Asien immer voraus sein.

  • KE
    K. E.

    Es kann und darf nicht der Sinn sein, so schnell wie möglich durch sein Studium zu rutschen und dabei nur die Dinge mitzunehmen, die gerade auf dem Weg liegen, keine Umwege bedeuten und vor allem keine extra Zeit kosten.

    Ich studiere im vierten Semester und zweimal im Jahr stehe ich vor der Wahl, mit welchen der Massen von Informationen ich mich tiefergehend befasse und mir einen Bildungsstand aneigne, der mich sicher durch die anstehende Klausur bringt. Der Rest fällt hinten runter, gut archiviert in fetten Ordnern. Sowas nennt man auch "Mut zur Lücke".

    Jedes Semester wird man vollgepumpt. Alles erscheint irgendwie lästig, weil für eine tiefgreifende Beschäftigung mit der Thematik keine Zeit bleibt. Man schreibt Hausarbeiten von 10-13 Seiten. Abgabetermin 07.08.2009. Genügend Zeit, sich intensiv damit zu befassen, wenn da nicht die Klausuren wären, für die man mindestens 3 Wochen schlafloses Hardcore-Lernen einplanen muss. Also setzt man sich am Tag nach der letzten Klausur hin, leiht sich 5 Bücher aus, die vom Titel irgendwie passend klingen, blättert sie durch, schreibt die eloquentesten Passagen heraus und fertig ist die Hausarbeit.

     

    Hauptsache Häkchen setzen.

     

    Ein weiteres Problem ist das Folgende: Im ersten Semester wird noch ausgesiebt. Die guten Studenten halten dem Druck von 9 Klausuren in 2 Wochen stand, die Schlechten müssen feststellen, dass die Uni nichts für sie ist. Leider wird im ersten Semester auch der Grundstein für das Fach gelegt und so kommt es, dass man im vierten Semester studiert und erkennen muss, dass man banale Grundlagen immer noch nicht 100% verinnerlicht hat, weil man damals mit zu vielen anderen Themen den Kopf voll hatte. Peinlich, später auf dem Arbeitsmarkt.

     

    Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich 2 Tage die Woche arbeite und es somit vereinzelt mit langem Wochenende und einem "Leben" vorkommen kann, dass eine Woche vorbei ist und man wirklich NICHTS für die Uni gemacht hat. Schnell staut sich massenhaft Text auf, den man hinterher hängt. Druck baut sich auf, Frust auch. Und das Gefühl des "Müssens" kommt wieder, obwohl man eigentlich "Wollen" müsse, denn immerhin hat man sich das Studienfach ausgesucht.

     

    Mit fällt nichts ein, was jetzt einen Bogen spannt und dem Ganzen einen würdigen Abschluss-Satz gibt. Deshalb lass ich es so stehen.

     

    Schönen Tag und schönen Streik uns allen.

  • J
    Johannes

    Nach Bologna und Modularisierung macht Uni dumm. Hatten die Menschen noch ein Grundinteresse an eigenverantwortlicher Bildung und Forschung in jungen Jahren, was ehemals mit dem Abi gesteigert und an der Uni zur freien Entfaltung kommen sollte, werden die Menschen nun diametral in ein festgefügtes bildungsfreies Korsett der Hirn- und Gedankenkontrolle auch an der Uni gepresst. Bereits das Abitur schafft heute mit 12 Jahren einen Wettbewerbsdruck, der die Jugendlichen krank, unverantwortungsvoll und geistig unflexibel werden lässt. An der Uni wird diese Entwicklung noch potenziert, kleingeistige frontalunterrichtete Ausbildungsmodule werden in die Köpfe implantiert, gerade genug, damit eine Verwertbarkeit als ökonomisches Humankapital unter maximalem Wettbewerbsdruck bei geringstmöglicher Bezahlung und größtmöglicher Verantwortungs- und Morallosigkeit ohne jede tiefere intellektuelle Reflektion ermöglicht wird. Was das für die Zukunft der Gesellschaft bedeutet ist offenkundig, Pragmatismus soll gesamtgesellschaftliche Verantwortung und geistigen Diskurs in die Bedeutungslosigkeit verweisen, die neuen pragmatischen Schüler (Studenten wurden bereits faktisch abgeschafft) kann man schon heute in der Überzahl, abgesehen von den auslaufenden alten Studiengängen, in den alten Universitäts- und heutigen quasi-industriellen Ausbildungshallen beobachten, ein trauriges Bild und großes Armutszeugnis für den ehemaligen Bildungsstandort.

  • H
    haatee

    Wo man sonst doch immer für Veränderungen ist, ist plötzlich jeder in Deutschland der Meinung, dass das alte Uni-System besser gewesen sei. Interessant ist, dass das vor allem die behaupten, die es nicht kennen (Studienanfänger im 3. Semester bspw.). Das alte System war total veraltet und alles andere als zeitgemäß! Jeder, der sich in seinem Fach weiterentwickeln möchte, hat bereits nach 5 (!) Jahren die Gelegenheit zu promovieren, eine Juniorprofessur anzustreben und in seinem Bereich mit möglicherweise bereits 25 Jahren frisches, junges Denken in die Elfenbeintürme dieser Erde zu tragen! Wenn DAS nicht positiv ist, weiß ich auch nicht.

     

    Im Vergleich zu anderen Ländern geht es unseren Studenten sehr, sehr gut. 5 Tage-Woche in China gibt es gar nicht. Auch nicht in Malaysia oder Indonesien. Dort werden 6-7 Tage die Woche Unterricht geboten - mit Anwesenheitspflicht. Dennoch schaffen die Studenten es, nebenher kleine Jobs anzunehmen, sich auf Prüfungen vorzubereiten und lernen gleichzeitig mit großem Druck umzugehen.

     

    Ich habe auch BaMa studiert und es war in der Tat anstrengend, mit 1,3 aber auch erfolgreich. Ich muss immer lachen, wenn ich die seh, die mit mir anfingen und sich für Diplom entschieden haben. Die meisten hängen immer noch an der Uni, ich arbeite seit 3 Jahren!!! Ich kann nur sagen, hängt euch rein, liebe Studis.

  • DG
    Dieter Giese

    Liebe Studenten, es sollte in erster Linie Ihre Aufgabe sein, so schnell wie möglich ein Studium zu beenden. Der Staat sollte dazu die Möglichkeiten schaffen, wie kostenlose Bildung für alle, Stipendien für Einkommensschwache, verbunden mit de Auflage mit ein effizientes Studium. So kann auchvermieden werden, dass Aussagen wie"zu wenig Zeit für ein Nebenjob" als Argument für einen Streik herreichen.

    Ansonsten denke ich, dass die Bachelor- und Masterabschlüsse wieder eine unbegründete Übernahme der englisch-amerikanischen Bildungssysteme sind. Man sollte doch lieber auf die eigenen Stärken schauen, das bisherige Bildungssystem in Ost und West sollte analysiert und ausgewertet werden und die Stärken umgesetzt werden. Aber man hat ja Scheuklappen vor den Augen, bewährtes was aus dem Osten kommt ist ja suspekt.

    Ein Student mit 19-20 Jahren müßte eigentlich in seiner Persönlichkeitsentwicklung so weit sein, dass er seinen weiteren Weg bestimmen kann und der sollte heissen, sein sein Studium schnellstmöglich zu beenden. Aber wie oben geschrieben, der Staat sollte die Rahmenbedingungen schaffen, sowohn finanziell asl auch in den Unis.

    Also Studenten, wenn Ihr schon streiken wollt, streikt für bessere Bedingungen, die es allen ermöglichen, ein Studium aufzunehmen. Denkt ein bischen weiter und kämpft für ein besseres Bildungssystem, angefangen im Kindergarten bis hin zur Uni. Die Streiks gegen die Bedingungen desBachelor- und Masterstudiums sind doch nur Nebenschauplätze in der Misere der gesamten Bildung und Erziehung in diesem, unserem Land.

    Trotzdem alles Gute für Euer Studium.

  • HR
    Holger Roloff

    Bachelor- und Masterabschlüsse sind gut, um willigen Nachschub für die abstrakte kapitalistische Geldverwertungsmaschinerie zu bekommen. Es wird auch ausschließlich Wissen vermittelt, welches diesem Ziel dienlich ist. Gesellschaftspolitisches Wissen, welches helfen könnte sich aus diesem Zwangsmechanismus zu befreien, bleibt generell außen vor. Das trifft auch auf andere Berufsausbildungen sowie sämtliche Weiterbildungen und Qualifikationen der BfA und ihrer Kooperationspartner und Bildungsinstitute zu. Dabei würde weiterreichendes Wissen die Möglichkeit eröffnen, die wahren Gründe der Krise zu erkennen und ernsthaft nach Alternativen gesellschaftlicher Reproduktion außerhalb der kapitalistischen Marktwirtschaft zu fragen.

     

    Das ganze Bildungssystem ist tief ins Mark hinein geprägt vom Kapitalismus. So solle es laut Meinung der Verantwortungsträger auch bleiben. "Doch die Wahrheit ist irgendwo da draußen". Bachelor- und Masterabschlüsse schließen sie systematisch aus.

  • M
    Masterstudent

    Zuerst möchte ich erwähnen, dass ich einen Bachelorabschluss in Deutschland und meinen Masterabschluss in Informatik in Kanada gemacht habe. Ich vermisse in den ersten 2 Kommentaren jegliche Identifikation wo die Erfahrungen gemacht wurden.

     

    Ich bin also einer der im taz-Artikel beschriebenen ekligen schleimigen Streberstudenten. Ich meine -- durch meine eigenen Erfahrungen bestätigt -- , dass ein Bachelorstudiengang tatsächlich zum schnelleren Studieren anhält und, dass das wirklich gut ist. Es gibt aber immer noch sehr große Unterschiede, wenn ich meinen Studiengang in Deutschland mit dem Bachelor-Pensum in Kanada vergleiche. Damit ist für mich klar, dass die Bachelor-Master/Diplom-Frage wahrscheinlich mehr von der individuellen Uni abhängt also von dem Studienmodell.

     

    Für Geisteswissenschaften mag die Perspektive anders sein. Darüber weiß ich nicht genug..

  • N
    Nadi

    Übrigens war 1979 die Universitätslandschaft bereits im Niedergang - der dann mit den geburtenstarken Jahrgängen seine Spitze (Ende der 1980er/90er) erreichte. Die neuen Studiengänge sind für viele Studenten desaströs, weil der Master einfach zwingend ist: Man kann weder Anwalt, Ingenieur oder Artzt mit einem Bachelor werden. Teilweise müssen aber wieder die Zugangsvoraussetzungen erfüllt werden, auf Deutsch: Neuaufnahme in einen Master-Studiengang. Und da werden einige nicht genommen. Die sind dann zwar Uni-Absolventen, nur keiner will sie wirklich haben.

    Die Lehrpläne sind nichts anderes als ein Ausleseverfahren. Das war zwar schon immer so, aber die Auslese ist eben verschärft worden. Wenn ein Grundschullehrer-Student in Arbeitslehre für Grund- und Hauptschule den gleichen Stoff lernen soll, wie ein angehender Ingenieur zeigt dies doch, dass offenbar in aller Eile mal eben ein Aussiebstoff ausgesucht wurde. Es ist vollkommen unrealistisch, zu denken, dass so ein Stoff am Ende in einer Schule landet.

    Ich denke, dass diese neuen Studiengänge sehr viele negative Neuerungen mit sich gebracht haben. Sie verteuern auch das Studium, weil der Master dann auch noch gemacht werden muss. In drei bis vier Jahren wird heute auch niemand wirklich fertig - also die langen Zeiten in Deutschland dauern an.

    Wenn Reformen in Deutschland unternommen werden, geht es meist daneben. Schlimm, dass sehr viele junge Menschen jetzt in den Seilen hängen, und ihre beruflichen Perspektiven nicht mehr weiter führen können. Wer seinen Master in Technik, Medizin oder Jura nicht schafft, ist im Nirgendwo gelandet. Und wie er dort scheitert, so würde er in einem konkreten Beruf wahrscheinlich gar nicht scheitern können.

    Das wäre ja alles halbso schlimm, aber der deutsche Arbeitsmarkt ist inzwischen eine Katastrophe und da ist es wirklich essentiel, dass junge Menschen mehr Fairness erhalten.

    Dass viele von denen auch Fehler machen, zum Beispiel nicht einen Beruf lernen oder das einfache Leben mal ansehen, steht auf einem anderen Blatt.

  • J
    Johnny

    Es kommt halt auch immer auf die Uni/Hochschule an und wie die Professoren das Bachelorsystem auslegen. Bei uns an der Hochschule gibt es außer zur Abgabe von Belegen oder Testaten keine Anwesenheitspflicht. Wer möchte kann wie bisher im Diplom Studium auch alles individuell sich zu Hause beibringen.

  • A
    Arkendus

    Ich gehöre zu den Studenten, die noch in den Genuß eines Diplomstudiengangs kommen und ich bin froh darum - keine Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht, keine stupiden Multiple-choice-Klausuren.

    Ich halte ein System, das einen mit allerlei Zwang versucht Studenten in die rechte Form zu drücken für eine große Gefahr. Wer die Kreativität, Individualität und das selbständige Denken der Studenten unterdrückt, begräbt die Zukunft.

    Wir brauchen keine Fachkräfte, die eine Aufgabe beherrschen und sonst nichts, sondern kreative Ideenlöser mit der richtigen Denkweise Probleme anzugehen.

    Ein effizientes Studium ist auch in einem Diplomnstudiengang möglich, sofern das der Studierende möchte. Man muss eben lernen sich die Zeit, die einem zur Verfügung steht einzuteilen und Prioritäten zu setzen.

    Nicht die Universitäten haben sich den Anforderungen der Industrie zu beugen, sondern die Industrie ist dafür verantwortlich das geschulte Personal, das ihnen zur Verfügung steht auch intelligent einzusetzen.

  • M
    MrGum

    Bachelor und Master sollten dort angeboten werden wo sie hin gehören - an den Fachhochschulen. Universitäten, wie der Name schon sagt, sollten die universelle Ausbildung anbieten die sie bisher angeboten haben. Das heisst allerdings wesentlich mehr Fachhochschulen (die dann auch z.B. Ärzte und Apotheker ausbilden können müssen) und weniger und kleinere Universitäten. Auch müsste dann die Barriere fallen, so daß FH Abschlüsse die Fortbildung and der Uni erlauben.

  • L
    likewise

    Bachelor und Master (und damit heute leider die meisten Versuche der Unis nicht dumm zu machen) scheitern zwangsläufig an zwei Problemen:

    1. Würde das System nur einigermaßen funktionieren, wenn von Dozentenseite, die ehemals den Studenten überlassene Aufgabe der Aufbereitung des Lernstoffs und seiner Aneignung nahezu völlig (in Form von Studentenfütterung) abgenommen würde. Da Studenten zur Individualität neigen, müßte für jeden Studenten ein individuelles, aber exaktes, minuziöses Curriculum geschaffen werden.

    2. aber ist weder der Student eine Blackbox, in die (wie Skinner das mal vorsah und dessen völligen Irrtum die Verhaltenslehre längst begriffen hat) via Input Wissen eingefüttert kann wie in einen Computer, damit der rechte Output rauskommt, noch läßt sich Wissen so aufbereiten, daß es als "einfütterbarer" Input in den Studenten eingefüllt werden könnte (so etwas geht nur bei Information, Wissen ist etwas anderes).

     

    Die Folge ist, wer nicht aus bereits bestehender Bequemlichkeit (drei Jahre nur lernen, ohne anstrengend selbständig denken zu müssen, danach Kohle machen) sich über den Bachelor-Studiengng freut, hat spätestens nach seiner Absolvenz das eigenständige Denken völlig verlernt (ich habe, nur unwesentlich übertrieben, Fälle von angehenden Bachelors erlebt, die auch nach drei Fehlversuchen noch nicht in der Lage waren, ohne fremde Hilfe ein Buch -- das sind diese Dinger mit Seiten! -- an der richtigen Seite aufzuklappen). Probleme, deren Antwort nicht ins Input-Schema passen und deren Antwort nicht wenigstens er-Google-bar sind, sind unlösbar und Fragen, die nicht in multiple choice-Form (wie der Studi das gewohnt ist) gestellt werden, werden nicht als Fragen erkannt. Die Welt ist so, wie sie es einprogrammiert haben, oder irgendwie, aber vor allem unergründlich anders.

     

    Das typische daran: Die Wirtschaft wollte es so, weil ihnen das bisherige Studium zu wenig praxisbezogen war, die Politik erzwang es, indem sie ihre Gelder von der Durchführung des neuen Systems abhängig machte, die Unis setzten es um, indem sie die Institute unter Druck setzte. Und heute finden es nahezu alle Seiten schrecklich, nur verantwortlich will niemand gewesen sein.

  • H
    hto

    Ein passender Kinderreim, der doch wohl klar macht das wir NICHT für "Das Leben" lernen:

     

    "Dumm wird man nicht geboren, dumm wird man gemacht" - systemrationale Bildung, beginnend mit dem Kindergarten.

     

    Fachidioten / "Experten" bestimmen was ...

  • DS
    D. Schnur

    Das verschulte Bachelor/Master-Studium mit starren Zeitplänen, sinnloser Anwesenheitspflicht und sturem Auswendiglernen ist nur nach den Bedürfnissen der Wirtschaft gerichtet, die schnell viele und billige Fachkräfte braucht. In möglichst schneller Zeit sollen die Studenten sich eben soviel verwertbares Wissen aneignen, dass sie als Humankapital brauchbar sind. Von selbstbestimmten Lernen und der entwicklung zu mündigen und kritischen Bürgern kann keine Rede mehr sein.

    NEIN, die Uni macht nicht dumm, aber sie bildet nicht (mehr) so wie soll!

    Doch - anders als in ihrem Artikel erwähnt - ist das bei weitem nicht der einzige Grund für den Streik.

    Wir haben hier in Deutschland eines der sozial selektivsten Bildungssysteme weltweit - Tendenz steigend. Semestergebühren, Verwaltungskosten, zu wenig Zeit für einen Nebenjob während des Bachelorstudiums schrecken gerade sozial Schwache Abiturienten vom Studium ab. Leider hat nicht jeder das Glück reiche Eltern zu haben...

    Ausserdem haben wir in Deutschland mit immer schlechter werdenden Studienbedingungen zu tun. (Vor 30 Jahren war ein Betreuungsverhältnis von 40 Studenten pro Professor normal, heute sind es 60.) Danke Exzellenzinitiative bilden sich in Deutschland Elite-Unis heraus, die mehr Geld als andere bekommen (wobei auch hier das Geld hauptsächlich für Forschung in naturwissenschaftlichen Bereichen verwendet wird), alle anderen bleiben auf der Strecke - der beste zu einer 2-Klassen-Bildungsgesellschaft!

     

    Zusammengefasst kann ich nur sagen, hat jeder Student, jeder Schüler, jeder Auszubildende jeder Lehrer, jeder Dozent, jeder Erzieher allen Grund nächste Woche auf die Strasse zu gehen und für eine bessere Bildung zu kämpfen!