Streit der Woche: "Legalisierung bedeutet Kontrolle"

Ist der Polizeipräsident aus Münster bekifft? Er plädiert für die Freigabe von Drogen. Die Berliner Rap-Kombo K.I.Z. sorgt sich im Falle einer Legalisierung dagegen um den Reiz beim Konsum.

"Drogenkonsum braucht den Dunst des Verbotenen", meinen K.I.Z. Bild: Bernd Jaworek/Universal

BERLIN taz | Der Polizeipräsident von Münster Hubert Wimber spricht sich im Streit der Woche für die Freigabe von Drogen aus. "Drogen sollten legalisiert werden, da Prohibition nicht funktioniert", schreibt er in der Silvesterausgabe der sonntaz. Er kritisiert, dass Milliarden Steuergelder ohne Effekte in die Bekämpfung der Drogenkriminalität gepumpt würden.

Stattdessen solle der Staat drogenpräventive Maßnahmen ergreifen. "Die kontrollierte Ausgabe einschlägiger Substanzen würde die Drogenpolitik erfolgreicher machen", schreibt Wimber. Ganz nebenbei würde es für die Polizei weniger Personalstunden bedeuten.

Der Liedermacher Hans Söllner pflichtet dem Polizeichef aus Münster bei. Schon seit Jahren propagiert er die Freigabe von Hanf. Der bayerische Barde schreibt in seinem Streit-Beitrag: "Es ist einfach nicht richtig, Menschen, die mit Drogen Probleme haben, auch noch Probleme durch Polizei und Gerichte zu machen. So wie es nicht richtig ist, Menschen, die mit Drogen keine Probleme haben (wie ich zum Beispiel), Probleme zu machen durch Verängstigung, Verfolgung und Führerscheinentzug."

Die Berliner Rapper von K.I.Z. ängstigen sich dagegen nicht vor Verfolgung, sondern vor "gesetzesfürchtigen Weicheiern", die den ganzen Spaß am Drogennehmen verderben würden. Sie finden: "Drogenkonsum braucht den Dunst des Verbotenen!" Deshalb würden sie Alkohol gleich mit verbieten. Ohne das Outlaw-Feeling beim morgendlichen Crackrauchen im Flur, schreiben die Rapper, gingen den Menschen die kleinen Geheimnisse und Momente verloren, die sie gleichzeitig so liebenswert machten.

Die Drogenbeauftrage der Bundesregierung Mechthild Dyckmans begründet ihr Nein auf die Frage "Sollen Drogen legalisiert werden?" anders. "Es wäre ein falsches Signal", schreibt Dykmans, "vor dem Alkoholkonsum und dem Rauchen zu warnen und gleichzeitig Cannabis freizugeben." Eine Legalisierung von Drogen komme nicht in Frage und sei gesundheitspolitisch nicht zu verantworten, so die FDP-Politikerin.

Heidrun Behle vom Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit e.V, ist da ganz anderer Meinung. In ihrem Kommentar auf taz.de schreibt die 63-Jährige: "Legalisierung bedeutet für uns Kontrolle. Kriminelle bestimmen nicht nur den Preis, sondern auch die Qualität, wohin der Gewinn fließt, an wen verkauft wird."

Über legale Drogen könne hingegen der Staat bestimmen. Für Behle sei es deshalb nicht nachvollziehbar, dass die Politik Verbrechern das Geschäft überlasse und diese ungeschoren blieben - während die Konsumenten zu Kriminellen gemacht würden. Behle fordert deshalb: "Es wird höchste Zeit diese Zustände zu ändern."

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