Streit der Woche: Eurokrise – ist Deutschland zu hart?
Seit Monaten diktiert die Bundesregierung der EU den Rettungskurs in der Währungskrise – in teilweise harschem Ton. Das Murren im Ausland dagegen wächst.
Germanophobie – Das Wort ist in jüngster Zeit häufiger zu hören. Die deutsche Bundeskanzlerin wird in Griechenland mit Hitler-Bart und Hakenkreuz gezeigt. Und selbst der sozialistische Präsidentschaftskandidat Francois Hollande erinnert in Frankreich an die nationalsozialistische deutsche Vergangenheit und den freiheitlichen französischen Widerstand, wenn es um die Lösung der Eurokrise geht.
Unter den platten Ressentiments liegt allerdings eine ernsthafte Debatte: Manche fragen sich jetzt, ob die starre deutsche Position in der Eurozone am Ende mehr schadet als hilft.
Die deutsche Kanzlerin und ihr Finanzminister rechtfertigen die Forderungen: Europa stecke in einer Schuldenkrise, weshalb besonders die am stärksten überschuldeten Staaten wie Griechenland, Portugal oder Italien sparen müssten.
Schon richtig, erwidern ihre Kritiker: Wenn etwa griechischen Arbeitnehmern und Rentnern aber immer wieder die Bezüge gekürzt würden, könnten sie auch kein Geld ausgeben. Die ohnehin stagnierende Wirtschaft erstickt vollends. Man müsse nicht nur fordern, sondern auch fördern.
Immer nur Haushaltsdisziplin, Haushaltsdisziplin, Haushaltsdisziplin zu rufen, wenn es um die Existenzkrise des Euro geht, nährt nicht nur bei Kommentatoren den Eindruck, man habe es mit einem Zuchtmeister zu tun.
Was Politiker, Wissenschaftler und Prominente zu unserer sonntazfrage sagen, lesen Sie in der sonntaz vom 18./19. Februar. Am Kiosk, eKiosk und im Wochenendabo. Für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz
Aber trägt nicht das AAA-Land Deutschland weiterhin einen Großteil der Hilfspakete, argumentieren die Befürworter der harten Haltung.
Viele europäische Partner stören sich dennoch am harschen Ton, der regelmäßig aus Deutschland zu hören ist. Erst am Wochenende hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble gefordert, dem griechischen Fass müsse nun endlich ein Boden eingezogen werden. Der Fraktionsvorsitzende der Union, Volker Kauder, freute sich vor einigen Wochen: "Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen." Im Ausland schreckt genau das viele ab.
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