Strafvollzug Berlin: Redakteure gesucht
Die unabhängige Gefangenenzeitung „Lichtblick“ soll so schnell wie möglich wieder arbeitsfähig werden. Ein runder Tisch wird unterstützend tätig.
Der Lichtblick existiert seit 54 Jahren. Seit einer am 31. August erfolgten Durchsuchung durch die Kriminalpolizei ist die Redaktion der bundesweit einzigen unabhängigen Gefangenenzeitschrift allerdings geschlossen. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren gegen einen Redakteur im Zusammenhang mit einem Überfall auf einen Geldtransporter. Die Fahnder hatten offenbar das Redaktionstelefon überwacht.
Wann die beschlagnahmten Computer freigegeben werden „obliegt der Staatsanwaltschaft“, sagte Kreck. Aber das sei nicht das Hauptproblem, weil der Redaktion in der Zwischenzeit Ersatzgeräte zur Verfügung gestellt werden könnten. Das eigentliche Problem sei, dass es seit der Ablösung des tatverdächtigen Redakteurs nur noch einen einzigen Redakteur gibt. Normal sind bis zu fünf Mitarbeiter.
Schwierige Personalsuche
Derzeit würden Bewerbungen von Gefangenen geprüft, sagte die Justizsenatorin, allerdings seien die Anforderungen sehr hoch. „Es ist mitnichten so, dass jede Person, die sich dazu berufen fühlt, Redakteur werden kann.“ Die Kandidaten müssten über Sprach- und Schreibkenntnisse verfügen, zuverlässig und vereinbarungsfähig sein und sich von subkulturellen Einflüssen innerhalb des Gefängnisses abgrenzen können.
Laut Kreck sei ein runder Tisch ins Leben gerufen worden, der die Anstaltsleitung bei der Findung der neuen Redaktion unterstützen werde. Mit dabei: der Vorsitzende des Berliner Vollzugsbeirats, Olaf Heischel und die Produktionsleiterin des Tegeler Gefangenen Theaters „Aufbruch“, Sibylle Arndt.
Am kommenden Dienstag werde der runde Tisch erstmals zusammenkommen, bestätigte Heischel der taz. Überlegen werde man auch, wie die angehenden Redakteure am besten in die Grundkenntnisse des Journalismus eingewiesen werden könnten. Möglicherweise werde man dazu auch auf Unterstützung von außen zurückgreifen.
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