piwik no script img

Stiftung greift durchBauhaus baut „temporär“ ab

Die Absage des Bauhauses Dessau an die Punkband Feine Sahne Fischfilet wurde hart kritisiert. Die Stiftung zieht eine erste personelle Konsequenz.

Gesteht Fehler ein: Bauhaus Foto: dpa

Dessau/Halle dpa | Nach Kritik an der Absage des Konzerts der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet gibt es erste personelle Konsequenzen im Bauhaus Dessau. Die Stiftung hat ihre Pressesprecherin Helga Huskamp freigestellt. Dies sei zunächst eine temporäre Entscheidung, hieß es am Freitag in der Stiftung. Weitere Angaben seien aktuell nicht möglich. Zuvor hatte die Mitteldeutsche Zeitung darüber berichtet.

Die Stiftung hatte zuvor ein ZDF-Konzert in der Reihe „zdf@bauhaus“ mit der Band abgelehnt, nachdem rechte Gruppierungen zum Protest gegen den Auftritt aufgerufen hatten. Claudia Perren, Direktorin des Bauhaus Dessau, hat nach der anschließenden massiven Kritik kommunikative Fehler eingeräumt.

„Wir hätten sehr viel direkter kommunizieren müssen, was die zwei Gründe für diese Absage sind“, hatte Perren im Interview mit der Zeit gesagt. „Es ging in meiner Entscheidung um Rechtsradikale, das ist aber in dem Pressestatement so nicht rübergekommen. Das würde ich auch so nicht wieder machen.“

Die Absage an Feine Sahne Fischfilet war als Einknicken vor der rechten Szene kritisiert worden. Kulturschaffende und Architekten protestieren mit einem Offenen Brief gegen die Konzert-Absage. Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) hatte dagegen die Absage verteidigt. Dem Radiosender MDR Kultur sagte Robra, eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar.

Feine Sahne Fischfilet wird nun am 6. November in der Alten Brauerei in Dessau auftreten. Die Karten für das Konzert waren am Freitag in kürzester Zeit vergriffen.

Es sei nicht um die Band gegangen, hatte Perren betont. Das Bauhaus habe den Rechtsextremen keine Kulisse für Proteste bieten wollen, begründete sie ihre Entscheidung. Außerdem sei ihr das Risiko einer Eskalation zu groß gewesen. Das habe für sie nichts mit ihrem Vertrauen in die Polizei zu tun, sondern mit ihrer Verantwortung gegenüber der Bauhaus-Stätte, die Unesco-Welterbe ist und dessen 100-jähriges Bestehen im kommenden Jahr gefeiert wird.

Feine Sahne Fischfilet wird nun am 6. November in der Alten Brauerei in Dessau auftreten. Die Karten für das Konzert waren am Freitag in kürzester Zeit vergriffen. Die Band aus Mecklenburg-Vorpommern engagiert sich seit Jahren – vor allem auch in der ostdeutschen Provinz – gegen Rassismus und Neonazis. Zuletzt spielten die Musiker bei einem Konzert gegen Rechtsextremismus in Chemnitz.

Vor einigen Jahren war die Band wegen Texten, die als Gewaltaufrufen gegen Polizisten interpretiert wurden, im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern genannt worden. Seit einigen Jahren taucht sie dort nicht mehr auf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Wieso guckt bitte keiner in die Texte der Fischkoppkombo ? Da klärt sich alles von ganz allein auf.

  • Erinnert sei an die Absage des Konstantin Wecker-Konzerts in Halberstadt 2002 auf Druck der NPD.

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    Was soll diese Absage wegen Rechtsradikalen? Wer solche Entscheidungen trifft, hat aus der Geschichte des Bauhauses nichts gelernt. Die Nazis setzten 1932 die Schließung des Bauhauses durch. Und jetzt wieder die Angst vor rechtsradikalen? Die Konzertabsage ist genau die falsche Reaktion.

  • nud wenn neonazis aus protest das gebaeude beschaedigt haetten, waere es also indirekt die schuld von FSF? oder von frau perren, die das konzert nicht abgesagt hat? diese denke ist schon ein schritt zu weit nach hinten und inakzeptabel, dass muss den leuten doch klar sein.

  • Was eiert die gute, "neutrale" und CDU-hörige Frau Perren denn da fies rum und schiebt die Schuld der Pressesprecherin in die Schuhe? Widerlich. "Es ging nie um die Band, sondern darum, Rechtsextremen keine Kulisse zu bieten". Sorry, aber das ist doch völlig absurd. Wie viele Theater und Institutionen tun seit mind. 4 Jahren genau das? Sich positionieren, sich äußern, Kulisse nutzen, vor denen die Rechten sich versammeln. Aber Bauhaus soll rein und klar wie ein deutscher Arier in den schönsten Träumen einiger Volksleute sein? So scheinbar unpolitisch wie viele Lehrer in den Ostbundesländern, sodass Politik und Haltung in Schulen nicht mehr Thema ist.