Stern TV verabschiedet Günther Jauch: Karierte Krawatten, gestreifte Sakkos

Nach 21 Jahren verabschiedet sich Günther Jauch von Stern TV und RTL in Richtung ARD. Irre Überraschung: Die Kollegen übernehmen die Show und präsentieren 20 Jahre Jauch: Gääähn.

Gegen Mitternacht am Mittwochabend verabschiedete sich Günther Jauch nach fast 21 Jahren von seinem "Stern TV"-Publikum bei RTL. Bild: dpa

Na soooo was, da kommt doch tatsächlich der Kollege und TV-Komödiant Atze Schröder in die 953. und letzte von dem TV-Liebling Günther Jauch moderierte und aufgezeichnete Stern-TV-Sendung und: Nimmt ihm die Moderation seiner letzten Sendung aus der Hand! Ha! Wer hätte sowas erwartet und: "Keiner hat ihm was gesagt!". Das ist ja mal ein Ding.

Dass Schröder, der sich quasi sofort wieder in den "Flieger nach L.A." verabschiedet, dann eigentlich gar nicht moderiert, sondern eher Stern-Reporter und Anheizer Thorsten Schorn - der Mann fürs Grobe - macht bei so viel Begeisterung über 21 Jahre Langeweile aber niemandem etwas aus. Schließlich gibt es all die lustigen Erinnerungen an nicht-brennen- wollende-Grillöfen und nicht-in-die-richtige-Richtung-rollende-ferngesteuerte-Koffer und jede Menge grüne, gelbe und rote Sackos und so grotesk hässliche Krawatten und hihi-Igelfrisuren, dass der sich fremdschämende Zuschauer stundenlang bei RTL "dranbleibt", in der Hoffnung, der große Knaller käme noch - eben wie 21 Jahre lang bei Stern TV.

Der bleibt erwartungsgemäß aber wieder aus. Olli Pocher und Barbara Schöneberger kommen vorbei und haben auch nicht viel zu sagen, sodass lieber stundenlang in einer einem Wirt namens Günter Jauch gehörenden St-Pauli-Absturz-Kneipe gedreht und geprostet wird und an anderer Stelle sämtliche Jauch-Mitarbeiter zu ihrem Chef befragt werden. Tja, was soll man da sagen, als Angestellter... Der sympathische TV-Spießer liebt Ordnung, seine Schreibmaschine und Brausepulver und er hasst Rechtschreibfehler, Zwiebeln, Knoblauch und weiße Socken. Man ist bass erstaunt. Und nun, wie soll es nur weitergehen? Zum Glück hat Produzent Jauch für Ersatz gesorgt.

Nach unerträglichen gefühlten 1000 Jahren von Schorns Pseudo-Jauch-Ersatz-Casting in einem Kölner Shoppingcenter kommt gen Ende der Nachfolger des 54-jährigen Günther Jauch: Der 39-jährige Steffen Hallaschka kommt in einem Einspieler zu dem Vergnügen, seinen neuen Arbeitsplatz vor laufender Kamera besichtigen zu dürfen und seinen Namen in weißen Plastikbuchstaben auf schwarzem Schild feststecken zu dürfen: "Das wurde seit 20 Jahren nicht geändert" - zum totlachen. Dann folgt das gegenseitige Schulterklopfen im Studio. Diese stundenlange unlustige Langeweile sahen sich 4,42 Millionen Zuschauer an. Günther, du bist Deutschland.

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