: Statt Kaufhaus
Der Kalender „Der Andere Advent“ will dem Konsumterror etwas entgegensetzen. Dazu gibt in diesem Jahr sogar eine Bastel-Beilage
von LENA EKELUND
Der Kalender „Der Andere Advent“ hat keine Türchen und Schokoladenstücke wie seine Pendants im Supermarkt. Dafür gibt er Antwort auf die Fragen, wer den Adventskranz erfand, was Advent mit „adventure“ zu tun hat, und wie man Weihnachten als Single schön verbringen kann. Um dem weihnachtlichen Konsumterror eine „Verzögerung der Zeit“ entgegenzusetzen, wie es Pastor Hinrich Westphal formuliert, hat der ökumenische Verein „Andere Zeiten“ auch in diesem Jahr wieder einen literarischen Begleiter für die Zeit zwischen dem 1. Dezember und dem 6. Januar zusammengestellt.
Damit will der Verein auch diejenigen ansprechen, „die sonst mit Kirche nicht viel am Hut haben“, sagt der Vorsitzende Westphal. „Immer mehr Menschen sind genervt von einer oberflächlichen Vorweihnachtszeit, die unsere Gesellschaft in ein strahlendes Kaufhaus verwandelt. Sie sehnen sich nach Stille und den Wurzeln des Christfestes.“ Die Botschaft von Weihnachten sei schließlich mehr als Marzipankugeln und Glockenklang.
Im Kalender kommen trotzdem viele weltliche Prominente zu Wort. Lusciano De Crescenzo (“Also sprach Bellavista“) erklärt, wie man aus einer Arzneischachtel eine vernünftige Krippe bastelt. Zitate von Charlie Brown, Rose Ausländer, Picasso und Sigmund Freud sind dabei – und sogar eine Beilage à la Yps: Zum Nikolaus kann man sich aus einem Wachsscheibchen eine Kerze drehen.
Rilke liefert für den Neujahrstag einen Engel, und Uwe Bender von den „Schlumpern“ für den 11. Dezember sein Bild „Die Teetrinker“. Aber auch einige literarische Kleinode finden sich. Für den 20. Dezember wird ein anonymer Wehrmachtssoldat aus seinem Feldpostbrief zitiert: „Weihnachten fällt aus! Josef ist bei der Wehrmacht. Maria ist beim Roten Kreuz. Die Weisen aus dem Morgenlande haben keine Einreiseerlaubnis bekommen, und das Kind ist wegen Fliegeralarm evakuiert worden. Die Hirten sind eingezogen und die Engel sind nach Küpper kommandiert ... Wegen dem Esel allein lohnt es sich nicht.“
Der Kalender kann für 7 Euro 50 bestellt werden: ☎ 47 11 27 43
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen