Startup-Chef über implantierte Türöffner: „Der Chip vereinfacht das Leben“
In einem schwedischen Startup können sich Mitarbeiter einen Chip einpflanzen. Das soll eine Erleichterung im Berufsalltag sein, sagt der Chef.
taz: Herr Mesterton, eine Karte aus der Tasche zu holen, um damit eine Tür zu öffnen, ist nicht gerade aufwendig. Was ist also der Nutzen davon, sich den Chip einpflanzen zu lassen?
Patrick Mesterton: Genau darum geht es: Wann immer man seine Karte oder seinen Schlüssel braucht, besteht die Gefahr, sie zu vergessen. Und die braucht man oft am Tag, für verschiedenste Türen. Sei es im Büro, im Fitnessclub oder im öffentlichen Nahverkehr. Überall da ließe sich die Technologie nutzen. Es lässt sich also das Leben damit vereinfachen.
Wo werden die Mitarbeiter*innen überall getrackt – auch, wenn sie aufs Klo gehen?
Hier in der Firma gibt es die Technik für die Türen bei der Eingangstür für das Gebäude, für Konferenzräume, eigenen Büros, für Schließfächer und um etwas zu drucken. Außerdem haben wir eine Smoothie-Maschine, die man damit aktivieren kann. Nichts an öffentlichen Bereichen oder Toilettenräumen.
Was passiert mit den Daten?
Wir sammeln keine Daten. Denn die Chips funktionieren mit einer kleinen Antenne, die Radiofrequenz-Wellen sendet. Es muss der Chip also direkt an den Adapter gehalten werden, um das Signal auffangen zu können. Was es sendet ist nur ein Code, wie sechs Buchstaben. Und der erzählt dem Empfänger, was er mit der Information machen soll, die Tür öffnen zum Beispiel. Alle Intelligenz ist jeweils in dem Apparat, der die Information annimmt. Es gibt kein Tracking und kein GPS. Was man machen kann, ist, die einzelnen Systeme anzufragen, wer welche Tür geöffnet hat. Aber das kann man mit den bereits genutzten Chipkarten auch schon.
Patrick Mesterton ist Mitgründer und Chef von Epicenter. Das Start-Up aus Stockholm versteht sich als digitales Haus für Innovationen. Der Gebäudekomplex bietet Mitglieder:innen verschiedene Labore, Räume und Seminare, im Ideen zu entwickeln und mit Firmen zusammenzuarbeiten.
Den Chip lassen Mitarbeiter*innen sich freiwillig einpflanzen. Das wird mit einer Party gefeiert. Besteht dadurch kein sozialer Druck, sich der Operation zu unterziehen – selbst, wenn man es nicht will?
Natürlich redet man hier über den Chip. Aber es gibt keine Anforderung, niemand wird gedrängelt. Es ist 100 Prozent freiwillig. Ab und zu gibt es eine „Implant Party“ oder ein „Chip and Beer“-Event. Da kommen alle, die sich für die Technologie interessieren. Meistens sind es 30 Leute, die Hälfte aus unserem Gebäude, die andere von außerhalb. Wir trinken etwas zusammen und geben Infos zu dem Chip. Wenn dann jemand einen Chip implantiert haben möchte, kann er ihn bekommen.
Was wird es in Zukunft noch für Technologien geben?
Wir nutzen die Technologe, um zu sehen, welche Effekte sie auf die Gesellschaft hat, welche Vorteile und Nachteile es gibt. Darüber kann man erst sprechen, wenn man weiß, wie es funktioniert. Wenn es funktioniert, könnte man Technologie auch noch in verschiedenen anderen Bereichen des Lebens nutzen, in Flughäfen und Bibliotheken zum Beispiel. Wir sind offen für solche Technologien, deswegen arbeiten wir mit einer Biohacking-Organisation zusammen. Was noch entwickelt werden wird, wird sich zeigen. In die Zukunft kann ich nicht gucken.
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