Start der COP28 in Dubai: Yallah, Klimakonferenz!
Riesige Aufgaben stehen auf der Agenda der UN-Klimakonferenz. Trotzdem könnten uns positive Nachrichten erwarten – und die Zeit drängt.
W eiter fallen Bomben auf die Ukraine, der Krieg in Nahost polarisiert die Welt, Deutschland ächzt unter Haushalts- und Koalitionskrise: Während die Welt längst zu beben scheint, ringt die 28. UN-Klimakonferenz ab heute fast zwei Wochen lang um ein weiteres, das letztlich wohl wirklich global überlebenswichtige Thema. It’s the climate change, stupid!
Das Bedürfnis nach positiven Nachrichten ist derzeit groß – und vielleicht kommen diese ja doch am Ende der COP aus Dubai. Man darf allerdings die Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen. COP-Präsident Sultan al-Dschaber hat die Vorbereitungen zur Klimakonferenz offenbar dazu genutzt, Öldeals mit anderen Staaten einzufädeln – er ist ja gleichzeitig auch Chef des fossilen Staatskonzerns.
Und ja, ein paar Schurkenstaaten wie Iran und Russland ist es erst vor zehn Tagen in Nairobi gelungen, die große UN-Konferenz zum Plastikmüll zu sprengen. Die Ära der Fragmentierung der Welt in viele widerstreitende Blöcke und Staatengemeinschaften lässt kaum hoffen, dass ausgerechnet die 28. COP die Welt retten wird. Allerdings: Wer, wie hierzulande die CDU, die Zahl von 250 deutschen Delegationsteilnehmer*innen skandalisieren will, verzwergt ausschließlich sich selbst.
Denn: Hunderte Staats- und Regierungschef*innen und Minister*innen und insgesamt 70.000 COP-Besucher*innen reisen nicht in die Emirate, um ihre Zeit zu verschwenden. Die Klimakonferenz ist derzeit das wichtigste diplomatische Event weltweit – eben weil die geopolitische Lage so verzwickt ist. Fortschritte auf diesem Terrain sind ganz naturgemäß rar. Aber: Alle wissen, dass die Erderhitzung nicht auf das 2015 bei der COP in Paris vereinbarte Ziel von 1,5, sondern nach derzeitigem Stand wahrscheinlich auf 2,5 bis gar 3 Grad hinausläuft.
Die Zeit drängt
Alle wissen, dass die Rauchschwaden der enormen Waldbrände in Kanada in diesem Juni über New York bis nach Europa zogen. Dass Dürre, Hitzerekorde für die Ozeane und die Luft, extreme Stürme und Hochwasser für Tod und Verwüstung sorgten. Dass Kippelemente wie der Verlust von Grönlands Eisschild oder ein Abtauen der Permafrostböden möglicherweise die Klimakrise eskalieren lassen könnten.
Angesichts der Riesenaufgabe kann das Verhandlungsergebnis fast nur enttäuschen. Und wahrscheinlich wird sich die COP im aktuellen Weltsetting nicht auf einen Ausstieg aus den fossilen Energien einigen können. Trotzdem sind Fortschritte möglich. So ist nicht ausgeschlossen, dass eine Einigung auf die Verdreifachung der erneuerbaren Stromerzeugung und auf eine Verdoppelung der Energieeffizienzmaßnahmen bis 2030 gelingt. Dass der Topf für Hilfsgelder der Industrieländer für den Globalen Süden neu gefüllt wird.
Yallah Klimakonferenz! Los geht’s, COP! Wer nicht verhandelt, der hat schon verloren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Diskussion um US-Raketen
Entscheidung mit kleiner Reichweite