Staralbum – Emma Thompson: Die Lebhafte
Sie macht Witze, pfeift durch die Finger und kann auch politisch: Die zweifache Oscarpreisträgerin Emma Thompson hat sichtlich Spaß in Berlin.
Schwieriger Start für Emma Thompson. „Du meine Güte“, sagt sie mit leidendem Gesichtsausdruck, als eine Journalistin zu Beginn der Pressekonferenz wissen will, was die Schauspielerin von Pegida hält. Sie stammelt etwas, wirft dann einen Kronkorken Richtung Schauspielerkollege Daniel Brühl, der zwei Plätze weiter auf dem Podium sitzt. „Du lebst doch in Deutschland, du bist dran“, sagt sie und lacht. Theatralisch wischt sie sich mit dem Handrücken über die Stirn.
Sie ist natürlich witzig. Und, das muss man sagen dürfen, sie sieht grandios aus. Weiße Bluse mit grünen Blumen-Applikationen, tolles Haar, strahlendes Lächeln. Sie himmelt ihren Ko-Star Brendan Gleeson an und pfeift laut durch die Finger, als Regisseur Vincent Perez vorgestellt wird. Sehr bodenständig, sehr lebhaft – und immer glamourös. Auf der Berlinale stellt die Britin „Alone in Berlin“ vor. Sie spielt darin Anna Quangel, die sich mit ihrem Mann Otto vom NS-Regime abwendet, nachdem ihr Sohn in Frankreich gefallen ist. Der Film basiert auf einer Romanvorlage von Hans Fallada.
Literatur zieht sich als roter Faden durch das Leben der 56-Jährigen. In Cambridge hat sie Literatur studiert. Ihre Filmkarriere begann Ende der Achtzigerjahre mit Shakespeare-Verfilmungen. Für „Wiedersehen in Howards End“ (Romanverfilmung) bekam sie 1992 einen Oscar als beste Darstellerin, drei Jahre später den zweiten für ihr Drehbuchdebüt bei „Sinn und Sinnlichkeit“ (Romanverfilmung).
Seitdem schreibt und spielt sie sich durch Komödien, Kinderfilme, Romanzen – oft Literaturvorlagen. „Meine Mutter sagte mal, spiel bitte nicht schon wieder eine gute Frau im Kittel“, erzählt Thompson bei der Pressekonferenz. In „Alone in Berlin“ trägt sie immerhin auch Mäntel und Kleider. Nachdenklich wird sie, als sie auf das Filmende angesprochen wird. „Die Frage ist, wie wollen wir sterben? Ich will zufrieden sterben oder wenigstens friedlich.“
Zu Pegida und Flüchtlingen sagt sie zwar wenig Substanzielles – warum soll sie auch? –, doch politisch kann sie trotzdem. „Ich bin Europäerin, obwohl ich in Großbritannien leben, sogar in Schottland. Und natürlich werde ich dafür stimmen, dass wir in der EU bleiben“, erklärt Thompson voller Überzeugung. Sie antwortet stets konzentriert, immer mit etwas Humor. Und man merkt: Sie hat Spaß hier in Berlin.
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