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■ StandbildKonsumverklärung

„Ein Tag in Kaufland“, Sonntag, 23 Uhr, N3

Was unterscheidet, so fragt der amerikanische Philosoph Arthur C. Danto, Kunstwerke von alltäglichen Gegenständen? Eine Antwort lautet: Ihr Wille zur Kunst. Der Dokumentarfilm von Claus Räfle über den Strelapark, ein raumschiffartiges Einkaufsparadies bei Stralsund, kam recht kunstvoll daher. Schön fotografierte Bilder werden allerlei Verfremdungen unterzogen, so daß eine gewöhnliche, vielleicht etwas groß geratene Shopping Mall nach amerikanischen Vorbild wie unter einer futuristischen Lupe erscheint. Immer wieder flitzen Einkaufsmenschen im Zeitraffer zu Synthesizermusik durchs Bild. Peter Greenaway hat so in seinem Zoo-Film Verwesungsprozesse gezeigt. Hier laufen die Kaufwütigen der individualisierten Gesellschaft wie ferngesteuert von Regal zu Regal. Die Arbeitsmenschen haben sich derweil mit ihrem Arbeitsplatz arrangiert. Weil alles so nah beisammen ist, sagt ein CD-Verkäufer. Weil sie gern mit Menschen zu tun hat, sagt Frau Suppklee aus der Parfümerie. Im Hauptberuf sei er Schüler, sagt der Einkaufswagenschieber, der auf sich hält, die vielen Wagen durchs bevölkerte Terrain dirigieren zu können. Und Mister Minit glaubt, die Alten legten Wert darauf, auf bekanntes Personal zu treffen.

Kommentiert wird nicht im Dokumentarfilm dieser Sorte. Alles soll für sich stehen. Bedrohlich hängen Überwachungskameras von der Decke. Das Kaufland ist nicht von dieser Welt. Die Dolby-Apokalypse, die der Film „Koyaanisqatsi“ einst über die westliche Zivilisation verhing, verkündet Claus Räfle im Mecklenburg- Format. Das ist, wie gesagt, kunstvoll gemacht. Wenn das Gewöhnliche verklärt wird, entsteht deswegen aber nicht gleich Kunst. Harry Nutt

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