■ Standbild: Befangener Service
„Kindesmißbrauch – Wege aus der Not“ (im Anschluß an den Film „Schande“), Mi., 22 Uhr, ARD
Der Tod ist kurz: ein verlaufender Fleck. Benice hat alles hinter sich. Den Sex mit dem Partner der Mutter, seine Drohungen, Verhöre, das Gefühl, daß sie die Schuld trägt. „Das muß nicht so enden“, sagte Moderator Ulrich Wickert nach ihrem TV- Movie-Sprung vom Balkon mit belegter Stimme.
Aus Sorge, daß Kinder mit ähnlichen Erfahrungen durch den Film verleitet werden könnten, dieselbe Konsequenz zu ziehen wie Benice, hatte die ARD beschlossen, den Film mit einer Expertenrunde zum Thema „Kindesmißbrauch“, die eigentlich in WDR hatte stattfinden sollen, dann doch im Ersten aufzufangen.
Und? Die Leiterin des Mädchenhauses beschrieb selbstzerstörerische Impulse und Notsignale mißbrauchter Kinder; ein Psychologe erklärte die „Gewaltlust“ der Täter und mögliche Therapieansätze; Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger erläuterte gesetzliche Veränderungen; die Zuschauer-Hotlines waren geschaltet: Forderungen nach höheren Strafen wurden von den Profis gekontert, Emotion mit Differenzierung aufgefangen. Vor allem die Fallhöhe zwischen Zuschauern und Experten macht deutlich, wie groß der Tabubruch immer noch ist. Hexenjagden auf Täter oder übereifrige AnzeigerInnen versuchen die Psychologen inzwischen mit Spezialausbildungen zu begegnen.
Vergleichsweise merkwürdig bei so viel professionellem Service wirkte Moderator Uli Wickert. Betroffen zusammengefaltet rutschte er auf seinem Sessel und fragte pausenlos: „Wer sind diese Männer, was treibt sie?“ Dabei ist die Antwort ganz einfach: Leute wie du und ich, Onkel Wickert. Heide Oestreich
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