Stadtbäume vor dem Vertrocknen retten: Wasserwerfer zu Gießkannen
Wegen der Hitze und dem fehlendem Regen sind viele Stadtbäume bedroht. Feuerwehren und Polizei sind im Dauereinsatz.
Die Polizei in Wuppertal hat ihren Wasserwerfer dabei. Sie zielt auf die Klimaschützer mit den braunknittrigen Haaren, den langen Körpern und der Haut, die von tausend senkrechten Falten zerfurcht ist. Der Wasserstrahl trifft ihre Füße, doch die Klimaschützer bewegen sich nicht. Sie stehen so fest, als wären sie angewachsen. Was sie auch sind. Denn die Polizei in Wuppertal ist nicht auf einer Demo im Einsatz: Sie gießt die Stadtbäume. „Wir werden das fortsetzen, solange die Trockenheit anhält“, sagt Anja Meis, Polizeisprecherin, der taz.
Anders als im Wald stehen Stadtbäume meist allein. Sie können sich keinen Schatten spenden, um Feuchtigkeit zu halten, und sind auch nicht über Wurzeln miteinander verbunden, um sich gegenseitig vor Trockenheit zu warnen und so ihren Wasserhaushalt zu regulieren. Wegen der anhaltenden Hitze ist ein Großteil vom Absterben bedroht. Deshalb sind in vielen Städten Feuerwehren und Polizei in ungewöhnlichen „Löscheinsätzen“ unterwegs – deutschlandweit.
Eigentlich sind Feuerwehren für Brandschutzhilfe zuständig, für Katastrophenschutz, für Menschenrettung. Bäumegießen gehört nicht zu ihren gesetzlichen Aufgaben. Aber: „Dass Feuerwehren immer mal wieder darüber hinaus helfen, ist ein normaler Prozess“, sagte Christoph Schöneborn, Landesgeschäftsführer des Verbands der Feuerwehren in NRW.
Manchenorts hängen Zettel an den Bäumen: BürgerInnen werden gebeten, sie zu gießen, um sie vor dem Vertrocknen zu retten. Gut und schön: In einer Stadt ohne Bäume will niemand leben. Aber so ein Baum ist keine Geranie. Wie gießt man den?
Mit einer Balkonkanne ist es jedenfalls nicht getan. Ein ausgewachsener Baum an einem heißen Tag brauche bis zu 600 Liter Wasser, sagt Herbert Lohner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Damit das Wässern etwas bringt, müssen es mindestens 50 bis 100 Liter pro Baum sein. Je mehr, desto besser: Sie können einen Baum nicht ertränken.“
Bei den aktuellen Wasserpreisen koste es etwa 2 bis 3 Euro pro Monat, wenn man ein- bis zweimal die Woche gießt. Dabei ist wichtig, dass der Baum die volle Ladung auf einmal bekommt, sonst dringt das Wasser nicht tief genug in die Erde. Und die Menge aufzuteilen und jeden Tag ein bisschen zu gießen, kann dem Baum sogar schaden: Ein permanent feuchter Boden, und das bei der Hitze, macht vor allem Pilze froh.
Damit der ausgetrocknete Boden das Wasser aufnehmen kann, rät Lohner dazu, sich beim Wässern Zeit zu lassen. „An manchen Orten reicht die Trockenheit schon 90 Zentimeter tief. Man sollte die Erde also erst einmal anfeuchten, damit sie wieder durchlässig wird und das Wasser weit genug nach unten sickern kann.“
Und dann – Wasser marsch! Am besten mit Schlauch: Wer mit einer 10-Liter-Gießkanne anrückt, muss etwa zehnmal laufen pro Baum. Da hat es die Polizei in Wuppertal schon besser, ihr Wasserwerfer fasst 10.000 Liter.
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