Stadion-Umbau in Kiel: Ein neues Nest für die „Störche“

Das Stadion des Neu-Erstligisten Holstein Kiel ist zu klein, es fehlen Tribünenplätze und barrierefreie Zugänge. Nun wird ein Umbau ausgeschrieben.

Kiels Maskottchen Stolle geht vor Spielbeginn über den Rasen.

Kiels Maskottchen Stolle läuft dann demnächst über den Rasen im neuen Stadion Foto: Gregor Fischer/dpa

KIEL taz | Im Mai ist die Männerfußball-Mannschaft von Holstein Kiel in die Erste Bundesliga aufgestiegen, am 24. August bestreiten die „Störche“ das erste Spiel der neuen Saison. Doch immer noch passt das Stadion in Kiel nicht zu den Anforderungen der Bundesliga. Nun hat die Ratsversammlung den Weg frei gemacht für die Ausschreibung des Umbaus. Ein Auftragsvolumen von 75 Millionen Euro steht im Raum – Geld, das die Stadt nur zum Teil sicher hat. Streit gibt es um das Parkkonzept.

In einem Punkt steht Kiel schon ganz oben in der Liga: bei den Ticketpreisen. Angesichts von Kinderdauerkarten, die bis zu 640 Euro kosten, und Erwachsenen-Saisontickets für 880 Euro „wird mir übel“, sagte Ratsherr Pascal Schmidt von der Partei der dänischen und friesischen Minderheit (SSW) in der Ratsdebatte. Der Verein habe „moderate“ Anstiege versprochen, doch die Preisgestaltung für die nächste Saison sei „Kapitalismus in seiner schlechtesten Ausprägung“. Doch mit dem Antrag, den Verein zu niedrigeren Preisen zu bewegen, scheiterte der SSW: Dafür sei die Politik nicht zuständig, hieß es von den anderen Fraktionen.

Zuständig ist die Stadt jedoch für das Stadion. 1973 kaufte Kiel dem klammen Verein das Gelände ab und muss nun dafür sorgen, dass die Gebäude die Anforderungen für den Bundesliga-Betrieb erfüllen: Tribünenplätze fehlen ebenso wie behindertengerechte Zugänge. Kurzfristig musste der Verein nach dem Aufstieg unter anderem Torlinientechnik und Presseräume einbauen, langfristig braucht es einen Total-Umbau.

Streit ums Parken

Im laufenden Spielbetrieb und „schlüsselfertig“ müssten die Arbeiten passieren, sagte Bau- und Sport-Stadtrat Gerwin Stöcken (SPD). Drei Planvarianten liegen vor, Details sollen die an der Ausschreibung interessierten Firmen selbst entwerfen. Mit großer Mehrheit stimmt die Ratsversammlung der Landeshauptstadt zu – nur die Fraktion aus Linke und Der Partei war dagegen. Ove Schröder (Die Partei) forderte, angesichts der Haushaltslage, die Einsparungen auch im sozialen Bereich mit sich brächte, die Investition zu überdenken, vielleicht eine kleinere Lösung zu finden: „Auch das Millerntor ist mit dem Bedarf nach und nach gewachsen. Holstein Kiel ist von ausverkauften Stadien noch weit entfernt.“

Für die CDU ist etwas anderes drängender: die Parkhaus-Frage. Denn die jetzige Ausschreibung umfasst nur das Stadion, aber keine Parkflächen. Stöcken erklärte das mit einem finanziellen Argument: Das Budget sei begrenzt, „sonst reißen wir die EU-Beihilfegrenze von 30 Millionen“. Das Land Schleswig-Holstein hat 20 Millionen Euro zugesagt, die Stadt bringt zehn Millionen auf. Weitere 25 Millionen sollen über den Kapitalmarkt finanziert werden, dafür wird die Stadt bürgen.

Die restlichen 20 Millionen Euro hatte ursprünglich der private Investor Gerhard Lütje, Geschäftsführer der Citti-Großmärkte und langjähriger Sponsor von Holstein Kiel, versprochen – doch als die Variante ohne Parkhaus ins Spiel kam, drohte er im Gespräch mit dem NDR damit, 13 Millionen Euro für das Parkhaus einzubehalten.

Baubeginn im kommenden Jahr

Zwar versicherte eine Stadtsprecherin, es werde Parkraum geben. Die CDU forderte aber in der Ratsversammlung, sofort ein Parkhaus mitzuplanen: „Wir wollen ein paralleles Verfahren, Stadion und Parkhaus sollen gleichzeitig fertig werden“, sagte Ratsherr Sebastian Tiede. Der Bau eines Parkhauses sei „kein Hexenwerk“, zudem ein Teil der Infrastruktur: „Der Bebauungs-Plan und der Fußballbund sehen es vor.“ Auch für andere Zwecke als Fußball ließe sich das Stadion nur nutzen „wenn Leute mit dem Auto hinfahren können“.

Widerspruch kam vom Grünen-Ratsherren Arne Stenger: „Wir versuchen, von der autogerechten Stadt wegzukommen, das soll auch hier gelten.“ Zwar sei eine gewisse Anzahl an Stellplätze vorgeschrieben, aber die Lage mitten in der Stadt ermögliche es, mit diesem Minimum auszukommen. Schließlich reisten schon heute viele Fans per Bus, zu Fuß oder mit dem Rad zu Spielen an. Der Standort mache das Stadion zu etwas „ganz Besonderem“, und der Umbau sei weit nachhaltiger, als vor den Toren der Stadt einen neuen Komplex zu errichten.

Der Baubeginn ist frühestens 2025. Was von den Kosten in die Stadtkasse zurückfließt, hängt dann auch von der Pacht ab, die der Verein zu zahlen bereit ist. Die Kasse des Vereins dürfte – Stichwort Ticketpreise – bis dahin gut gefüllt sein. Ratsherr Stenger versprach: „Es wird harte Verhandlungen geben.“

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