St. Pauli schlägt Holstein: Himmel, hilf!
Im Aufsteiger-Duell schlägt der FC St. Pauli Holstein Kiel mit 3:1. Die Kieler Fans suchen schon höheren Beistand für ihr überfordertes Team.
![ein Mann blickt nach oben, auf seinem Pullover ein Totenkopf-Logo, hinter ihm Fahnen und begalische Feuer ein Mann blickt nach oben, auf seinem Pullover ein Totenkopf-Logo, hinter ihm Fahnen und begalische Feuer](https://taz.de/picture/7387928/14/alexander-blessin-fc-st-pauli-Marcus-Brandt-dpa-1.jpeg)
Doch dem Antreiber von Holstein Kiel wollte nach der 1:3-Niederlage im Aufsteiger-Duell beim FC St. Pauli am Freitagabend partout nichts Positives einfallen, außer vielleicht, dass es doch großartig sei, erste Liga zu spielen. Es klang, als sei er nur zu Gast in der Bundesliga und als habe er sich damit abgefunden, dass Gäste irgendwann auch wieder abreisen müssen. Aber dann fiel ihm doch noch etwas Positives ein: „Dass unsere Fans ein brutal gutes Gespür haben, dass wir einen sehr guten Austausch haben.“
Die derart gelobten Holstein-Fans hatten vor dem Spiel ein Banner gezeigt mit den Worten „Don’t stop believin’“, dazu riesige betende Hände. Und vielleicht ist der Glaube wirklich schon das letzte, was noch helfen kann.
In zwölf Spielen ist den Kielern erst ein einziger Sieg gelungen, vor vier Wochen gegen Heidenheim. Selbstvertrauen hat er offenbar nicht gebracht, es folgten eine Niederlage in Bremen und ein chancenloses 0:3 im Holsteinstadion gegen Mainz. Auch Holtby räumt ein, dass die Mannschaft verunsichert sei.
Sichtbare Verunsicherung
Wie verunsichert, das konnte man sehen, als Fiete Arp einen Elfmeter weder platziert noch besonders scharf schoss und so St. Paulis Torwart Nikola Vasilj die Gelegenheit gab, sein vorangegangenes Foul mit einem starken Reflex auszubügeln. „Das hätte vielleicht noch mal ein Gamechanger sein können“, meinte Holtby hinterher. Aber so hielt St. Paulis 1:0, der erste Treffer überhaupt am Millerntor seit dem Bundesliga-Aufstieg.
Später sollten zwei hinzukommen, die vielleicht noch wichtiger sind: Die beiden Stürmer Johannes Eggestein und Morgan Guilavogui erzielten jeweils ihr erstes Saisontor. Trainer Alexander Blessin war froh, „dass nun nicht mehr die Fragen kommen: Wann kommt das erste Tor zuhause, wann kommt das erste Tor von dem oder von jenem?“.
Dass Holstein noch das 1:3 erzielte ärgerte ihn zwar, hatte aber weniger damit zu tun, dass die Kieler Angriffsbemühungen plötzlich gefährlicher geworden wären, als vielmehr damit „dass der eine oder andere auf vierte gehen wollte“, wie Blessin über seine Spieler sagte.
Teams behutsam verstärkt
Daran lässt sich ablesen, wie viel die beiden Aufsteiger gerade trennt. Sie waren im Gleichschritt durch die zweite Liga marschiert – und quälten sich in der ersten von Anfang an mit dem Rücken zur Wand in die Saison.
Beide Clubs haben nach dem Aufstieg darauf verzichtet, verrückte Sachen zu machen, haben ihre Teams behutsam punktuell verstärkt, wobei Holstein den Nachteil hatte, die namhafteren Abgänge ersetzen zu müssen. Die Kieler Neuzugänge sind fast ausnahmslos eingeschlagen, entweder Stammspieler oder Ergänzungsspieler mit guten Einsatzchancen geworden. Dass sie sich im Kieler Kader durchgesetzt haben, bedeutet aber nicht automatisch, dass sie auch in der Bundesliga mithalten können.
Bei St. Pauli hat sich nur Leih-Stürmer Guilavogui sofort in der ersten Elf etabliert, was im Umkehrschluss bedeutet, dass das eingespielte Team der Aufstiegssaison weit gehend zusammengeblieben ist. Da sitzen die Automatismen, kennt einer des anderen Laufwege und das Kollektiv kann spielerische Defizite kompensieren, nicht zuletzt mit weit überdurchschnittlichen Laufleistungen. Von den Kielern haben sie sich nun schon mal um sechs Punkte abgesetzt. Denen dagegen hilft vielleicht schon jetzt nur noch beten.
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