Sportstadion in Berlin: Erst mal auf Eis gelegt
Der Bezirk Mitte wird seine Eisfreifläche im November noch nicht öffnen. Grund sind Energiesparmaßnahmen. Eine dauerhafte Schließung sei nicht geplant.
Außerdem bedürfe der „grundsätzliche Umgang mit den Eisflächen im Bezirk einer gesamtstädtischen Betrachtung und Beurteilung“, heißt es in dem Beschluss des Bezirksamtes. Dazu ermittle man derzeit „den Bedarf der verschiedenen Nutzergruppen der Eisflächen“.
Berlin hat vier Hallenstandorte für Eissport. Im Sportforum Hohenschönhausen trainiert die Elite des Leistungssports. Daneben gibt es an der Landsberger Allee eine landeseigene Eishalle, in Charlottenburg eine bezirkliche und eben das Erika-Hess-Eisstadion, das der Bezirk Mitte betreibt. Hier trainieren vor allem Amateur- und Nachwuchssportler im Eishockey, Eiskunstlauf und Eisstockschließen.
800 Sportler betroffen
Nach Angaben von Reinhard Ketterer, dem Vizepräsidenten des Berliner Eissportverbandes mit rund 4.000 Mitgliedern, sind das insgesamt mehr als 800 Sportler. Außerdem werden in dem Stadion fast jedes Wochenende Amateurspiele im Eishockey ausgetragen, für die es keine Ersatzhalle gäbe. Eiskunstläufer führen hier regelmäßig lokale Meisterschaften aller Kategorien, nationale und internationale Lehrgänge sowie etwa alle fünf Jahre Deutsche Meisterschaften durch.
„Anfang August, die Eismeister waren gerade dabei, nach der Sommerpause das Eis neu aufzubauen, ordnete der Bezirk an, den Prozess sofort zu stoppen“, sagt der Eissportfunktionär. Es sei den Berlinern nicht vermittelbar, so viel Energie in eine Eishalle zu stecken.
Unter Eissportlern herrschte daraufhin Panik, einige fürchteten die komplette Schließung der Halle. Nach Protesten des Eislaufverbandes und des Berliner Landessportbundes wurde der Eisaufbau dann doch fortgesetzt. Ketterer: „Es konnten das geplante Training und die geplanten Lehrgänge für Eishockey und Eiskunstlauf stattfinden. Aber es hieß, dass eine politische Entscheidung kommen werde. Eine spätere Öffnung der Außenfläche stehe ebenso zur Disposition wie der Betrieb der Halle überhaupt.“
Gegenüber der taz gibt das Bezirksamt teilweise Entwarnung. Es sie nicht vorgesehen, das Erika-Hess-Stadion komplett außer Betrieb zu nehmen. Dafür bedürfe es der Abstimmung mit dem Senat.
Zwischennutzung als Impfzentrum
Vor gut einem Jahr war das Erika-Hess-Eisstadion schon einmal vom Eis befreit: Die riesige Halle wurde als Impfzentrum genutzt. Ketterer: „Das war für den Eissport eine schwierige Zeit, aber eben nur temporär.“
Da wegen der Coronaregeln ohnehin nur Kadersportler trainieren durften, konnte die fehlende Eishalle kompensiert werden, sagt er. „Für die Nachwuchsarbeit war das aber natürlich ein Einbruch.“ Würde die Halle dauerhaft schließen, wäre die Arbeit mit dem Nachwuchs im Berliner Eissport nicht mehr möglich.
Oliver Weiß vom Landessportbund sagt: „Der Sport muss und wird beim Energiesparen seinen Beitrag leisten. Die Schließung von Sportstätten darf aber nicht die prioritäre Leitlinie sein und werden.“ Die Coronapandemie hätte die Folgen von Bewegungsmangel und geschlossenen Sportstätten deutlich gezeigt. „Sport muss weiterlaufen, denn hier geht es auch um Gesundheit, Bildung und Gemeinschaft.“
Energetische Sanierung gefordert
Gegen Energiesparen hat Ketterer vom Eislaufverband nichts einzuwenden. „Man kann Eishallen energetisch sanieren, wie es in Hohenschönhausen und an vielen Orten weltweit geschehen ist.“ Er berichtet, dass im Schweizer Luzern eine Eishalle, die vergleichbar groß wie das Erika-Hess-Stadion in Berlin ist, durch energetische Sanierung nur noch die jährliche Energiemenge von 160 Haushalten pro Jahr verbraucht.
Die Energiemenge, die das Erika-Hess-Stadion nach Angaben vom Bezirksamt Mitte verbraucht, entspricht hingegen der von 660 Haushalten. In Luzern ist, anders als in Berlin, die Freifläche überdacht und vor Wind geschützt. An energetischen Sanierungsarbeiten gab es in der Berliner Eishalle nach Angaben des Bezirkes bisher nur die Verbesserung der Beleuchtung.
Und man könne Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder neben der Halle zur Energiegewinnung nutzen, schlägt Ketterer weiter vor. Solche Anlagen gibt es bereits in Düsseldorf, Köln und Pfaffenhofen, in Chemnitz laufen Vorbereitungen. So eine Anlage will die zuständige Stadträtin Stefanie Remlinger (Grüne) tatsächlich prüfen. Sollte die Installation auf dem Dach aus statischen Gründen nicht möglich sein, gäbe es, so Ketterer, genug Freiflächen rund um die Halle, die sich sogar noch effektiver zur Energiegewinnung nutzen ließen.
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