Sportpolitik der AfD: Turnvater Jahn lässt grüßen
Die AfD stellt ihr erstes sportpolitisches Dokument vor. Neben populären Forderungen wünscht die Partei mehr Geräteturnen an den Schulen.
Thesen, interessante Gedankenanstöße sucht man in dem 15-seitigen ersten grundlegenden sportpolitischen Dokument dieser Partei vergeblich. Stattdessen findet man eine Ansammlung populärer Forderungen vor: „These 4: Für eine Umfassende und gezielte Förderung von Sportlern und Sportvereinen“, „These 13: Trainer und Betreuer brauchen eine bessere soziale Absicherung“, „These 16: Der deutsche Sport als Gastgeber – mit Enthusiasmus und Engagement die Olympischen Spiele nach Deutschland holen“.
Dass letztere Forderung mit der von der AfD beklagten negativen Entwicklung der Olympischen Spiele (kommerzieller Gigantismus) nicht so recht zusammenpasst, war ein Beispiel für gewisse Ungereimtheiten in dem Papier.
Mündlich wies König zwar auf die integrative Kraft etwa des Boxsports und die damit verbundenen Einbürgerungen hin, im Thesenpapier wird allerdings bei der ausführlichen Auflistung der positiven Effekte des Sports („Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Fleiß …“) diese Integrationskraft tunlichst nicht erwähnt. Warum? „Das ist doch selbstverständlich“, sagt König.
„Einfache, traditionelle“ Sportarten
Zwei AfD-Forderungen hält König für besonders markant im sportpolitischen Wettstreit der Ideen: die Verdoppelung des Etats für den Spitzensport und die Ausweitung des Schulsports auf mindestens vier Wochenstunden.
Gemessen am Gesamtetat, so König, seien die Ausgaben des Bundes für den Spitzensport (0,05 Prozent) „lächerlich gering“. Statt 170 Millionen Euro sollen 340 Millionen ausgegeben werden, um bei Olympischen Spielen in der Medaillenwertung wieder unter die besten Nationen zu kommen und den Spitzensportlern und Trainern eine bessere Absicherung bieten zu können. Die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vorgeschlagene Leistungssportreform soll damit auf den Weg gebracht werden.
Die AfD versucht sich als Interessenvertreter des DOSB zu profilieren. Lediglich von der geplanten Stützpunktreduzierung distanziert sich die Partei und plädiert für eine „flächendeckende Betreuung“ der Athleten.
Viele der AfD-Ausführungen bleiben im Allgemeinen. Die konkreten Ausführungen sind indes teilweise absurd altbacken. Für den Schulsport etwa sollen „einfache, traditionelle“ Sportarten wie Geräteturnen und Ringen gefördert werden. Turnvater Jahn lässt grüßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen