Sporteln in Zeiten von Corona: Eat, sleep, run, repeat
Welche Einschränkungen? Für Triathleten dürften die Corona-Restriktionen eigentlich nur wenig Veränderung bringen.
N ervige Kinder den ganzen Tag in der Wohnung. Kein Grün vor der Tür. Die Kneipe um die Ecke geschlossen, die allabendlichen Kumpels dort unerreichbar, jedenfalls zum Zuprosten und Anstoßen. Keine Einnahmen aus dem Freiberuflerjob. Alltag in Zeiten der Corona-Einschränkungen.
Für alle? Nein. Es gibt da eine kleine Gruppe, die rein praktisch – was sich im Kopf abspielt, ist eine andere Frage – kaum ein Problem mit der Krise haben dürfte: die Triathleten, umso mehr, wenn sie am Stadtrand wohnen, einen festen Job und schon seit Anfang März eine Chlorallergie haben.
Einschränkungen? Welche Einschränkungen? Draußen sein und allein sporteln, sogar zu zweit, ist erlaubt, wegen der stärkenden Kraft der Sonne schier erwünscht, ausdrücklich wurden mehrfach Joggen und Radfahren erwähnt. Was aber macht der Triathlet seit eh und je? Er läuft und läuft und setzt sich am Wochenende früh aufs Rad und tourt durchs Umland. Und was macht der Triathlet jetzt? Er läuft und läuft und setzt sich am Wochenende früh aufs Rad und tourt durchs Brandenburger Umland. Und das im Zweifelsfall wie schon vorher allein, weil ja jeder und jede eine individuellen Trainingsplan hat.
Und falls er oder sie seit Anfang März gerade wegen akuter Chlor-Allergie sowieso nicht in die nun seit Monatsmitte geschlossenen Hallenbäder konnte, war schon klar, dass das Schwimmtraining erst wieder Mitte Mai mit Neoprenanzug im See beginnt.
Abstand halten kennt jeder Triathlet längst
Sogar die Kontaktsperre mit ihrer Abstandsverordnung hat der Triathlet als solcher bereits seit Jahren verinnerlicht: Bei vielen Wettkämpfen, vor allem den längeren, gilt das Windschattenverbot, damit sich keiner und keine im Rücken anderer ausruhen kann. Wer beim Radfahren überholen will, darf deshalb hinten nicht näher als zehn Meter auffahren, muss seitlich beim Vorbeifahren mindestens zwei Meter Abstand lassen und darf erst zehn Meter weiter vorn wieder einschwenken. Wer's nicht befolgt, kriegt zu Recht Probleme mit den Kampfrichtern – sozusagen die Triathlon-Variante von dem, was gerade auf Ordnungsamt und Polizei zukommt.
Aber die Kneipe, die dicht ist? Und die spätabendliche Pizza mit einem guten Roten bei Enzo? Passte sowieso noch nie in den ausgewogenen Ernährungs- und Tagesplan, wenn's was werden sollte mit der Bestzeit. Eat, sleep, run, repeat – mampfen, ausruhen, rennen (und radeln) und dann wieder von vorn, das ist das klassische Mantra der Ausdauerathleten.
Auf Dauer kommt aber auch auf sie ein Problem zu: All dieses Training soll ja irgendwann in eben diese neue Bestzeit oder eine vordere Platzierung münden. Dazu braucht es aber einen Wettkampf und die Begegnung mit anderen. Daran ist aber erst mal gar nicht zu denken. Die für Anfang Mai geplante Landesmeisterschaft der Kinder und Jugendlichen ist schon seit über einer Woche abgesagt, an diesem Donnerstag folgte das Aus für den Langdistanz-Wettkampf im deutschen Triathlon-Epizentrum im fränkischen Roth. Also weiter im Trainingsbetrieb allein durch die Krise – eat, sleep, run, repeat.
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