Spitzenteam Bayer Leverkusen: So viele einfache Dinge
Bayer Leverkusen ist auf gutem Weg, Hinrundenmeister zu werden. Neuzugang Jonas Hofmann hat sehr großen Anteil daran und glaubt, an noch viel mehr.
Die Allrounderqualitäten von Jonas Hofmann auf dem Rasen sind mittlerweile bestens bekannt. Vor wenigen Wochen versuchte sich der Fußballprofi zur Abwechslung aber auch mal auf einem anderen Gebiet – als er im Museum Morsbroich in Leverkusen als Kurator in Erscheinung trat. Für die Ausstellung „sein & haben“, die dort momentan zu sehen ist, gestaltete Bayers Offensivspieler, ebenso wie neun andere Personen, einen Raum nach seinem eigenen Kunstgeschmack. Und zu den vier Werken, die er dafür aus der Sammlung des Museums auswählte, gehört ein Bild, das ein Hochgebirgsmassiv zeigt.
„Mal einen Berg zu besteigen“, ließ Hofmann dazu verlauten, „ist ein großer Traum von mir.“ Und mit großen Träumen hat es der 31-Jährige gerade auch in seinem richtigen Beruf zu tun. Da genügte vor dem letzten Heimspiel am Sonntag gegen Frankfurt schon ein kurzer Blick auf die Nordkurve. „Nur der eine Wunsch Jahr für Jahr, eines Tages wird er wahr“, war dort quer über die komplette Tribüne zu lesen. Und mittendrin auf ihrem Banner hatten die Leverkusener Fans die Meisterschale platziert.
Inzwischen ist ihr Team ein Spiel und einen Sieg weiter. Als Belohnung für das souveräne 3:0 über die Eintracht gab es zum dritten Advent den Titel Weihnachtsmeister. Und die nächste Stufe lockt nun im Heimspiel am Mittwoch gegen Bochum und beim Hinrundenfinale Mitte Januar in Augsburg: Gewinnen die Leverkusener auch diese Partien, sind sie zumindest schon mal Wintermeister. Da können sich die Bayern am Mittwoch in Wolfsburg und im neuen Jahr gegen Hoffenheim und im Nachholspiel gegen Union Berlin abstrampeln wie sie wollen.
Dieses Szenario ist ganz nach dem Geschmack von Hofmann, und da bleibt der Mann mit den 22 Länderspieleinsätzen für den DFB gedanklich auch nicht bei einem halben Titel stehen. Schließlich nahm er die bösen Kommentare einiger Gladbacher Fans, die seinen Wechsel von der Borussia zum Werksklub in diesem Sommer begleiteten, mit einem klaren Plan im Hinterkopf in Kauf. „Eines meiner großen Ziele ist es, nach der Saison einen Titel in die Höhe zu stemmen“, betonte Bayers 10-Millionen-Euro-Einkauf gleich nach seiner Ankunft. Explizit angesprochen auf den Meistertitel sagt er wenige Tage vor dem Weihnachtsfest nun: „Ein Titel steht, glaube ich, bei jedem auf dem Wunschzettel.“
Abstellungen für den Afrika-Cup
Beirren lassen sich die Leverkusener auch nicht davon, im Januar bis zu fünf ihrer Profis zum Afrika-Cup abstellen zu müssen. Vor allem das Fehlen der extrem zuverlässigen Innenverteidiger Edmond Tapsoba (Burkina Faso) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) sowie des nigerianischen Mittelstürmers Victor Boniface, Bayers Toptorjäger und mit neun Liga-Treffern plus acht Assists auf Rang drei der Scorerliste, könnte schmerzen. Doch davon will Xabi Alonso nichts wissen.
„Ich weine nicht. Ich bin kein Opfer. Wir haben immer gesagt, dass wir viele, viele gute Spieler haben“, setzt Leverkusens Cheftrainer auf die hohe Qualität im Kader jenseits der Stammelf – und auf einen Akteur wie Jonas Hofmann. „Er ist ein superintelligenter Spieler, trifft fast immer die richtige Entscheidung, was mit dem Ball zu tun ist. Und er hat die Intuition, in eine gute Position im Strafraum zu kommen“, stellte Señor Alonso im bisherigen Saisonverlauf fest. Während Hofmann, mit fünf Treffern und sieben Torvorlagen gleichauf mit Linksverteidiger Alejandro Grimaldo zweitbester Scorer im Team, seinerseits von der unkomplizierten Arbeitsweise des spanischen Übungsleiters schwärmt.
So dankte er Alonso „unheimlich“ für dessen klaren und ausgesprochen zielführenden Anweisungen an die Mannschaft. „Es sind so viele einfache, aber effektive Dinge. Das ist das, was im Fußball zählt. Gerade wie wir es von hinten heraus spielen, eröffnet uns so viele Möglichkeiten“, erläutert Hofmann für das mit bislang 24 Pflichtspielen unbesiegte Bayer-Ensemble.
Bei der letzten Leverkusener Niederlage, einem 0:3 beim jüngsten Saisonfinale beim VfL Bochum, stand Jonas Hofmann noch in Gladbacher Diensten. Seither sind sieben Monate vergangen – und inzwischen rücken die Gedanken an mögliche Trophäen auch bei ihm immer stärker in den Fokus. „Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst“, erwähnt der Freizeitkurator in dem Zusammenhang – und ergänzt: „Keiner von uns wird ‚Nein‘ sagen, wenn man am Ende der Saison etwas hochhalten kann.“
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