Sparprogramm beim NDR: Durch- und weggezappt
Der NDR kürzt „Zapp“, Deutschlands einzigem TV-Medienmagazin, das Budget. Die Redaktion ist künftig im Netz präsenter.
„Das NDR-Medienmagazin ‚Zapp‘ baut sein Online- und Social-Media-Angebot aus“, hieß es vergangene Woche in einer Meldung des Norddeutschen Rundfunk. Und weiter: „Ab Januar 2021 ist ‚Zapp‘ mit Berichten und Reportagen aus der Welt der Medien verstärkt auf NDR.de, in der ARD-Mediathek, auf dem eigenen Youtube-Kanal und verschiedenen sozialen Netzwerken präsent.“
So fangen sie eben an, die Sparansagen der Öffentlich-Rechtlichen. Dass Deutschlands einziges TV-Medienmagazin (Disclaimer: Ich war hier 2013–14 selbst mal Redakteur) künftig nicht mehr im Wochenrhythmus, sondern nur noch einmal im Monat im NDR Fernsehen zu sehen sein wird, steht natürlich erst viel weiter hinten.
„Wir haben schon lange an der Konzeption gearbeitet, uns stärker und vor allem breiter online aufzustellen und selber das Angebot gemacht, auf 12 Sendungen pro Jahr zu gehen“, sagt „Zapp“-Redaktionsleiterin Annette Leiterer. Dass gekürzt werden müsse, habe schon lange festgestanden, nun muss „Zapp“ mit knapp einem Viertel weniger Etat auskommen, als bislang für die zuletzt 36 TV-Ausgaben zur Verfügung stand.
Dafür gibt es künftig wöchentlich einen längeren monothematischen Beitrag online. Das TV-Magazin präsentiert daraus dann im Regelfall ein „Best of“, kann aber auch aktuelle „Specials“ produzieren. „Zapp“ wolle sich auch im „gesamten ARD-Angebot mit Medienthemen kenntlicher machen“, sagt Leiterer. Das bedeutet also, das „Zapp“-Team wolle das gesamte TV-Programm inklusive des Ersten und den Hörfunk bedienen. Im neuen Onlinekonzept steht jetzt auch die Vermittlung von Medienkompetenz ganz vorn.
Wenn die Abwurfstelle verloren geht
Es ist der alte Ansatz: „Medienjournalismus kann überall stattfinden, nicht nur in Fachmagazinen“, der hier gefahren wird. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass die Medienthemen dann mit den ganz großen Brocken wie Corona, den Entwicklungen in den USA oder der K-Frage hierzulande um Plätze in den Nachrichten und anderswo konkurrieren müssen. Was passiert, wenn die garantierte „Abwurfstelle“, also die Fachsendung, verloren geht oder drastisch beschnitten wird, konnte man bei der Zeit oder im Spiegel besichtigen. Seitdem hier die Medienseite(n) beziehungsweise die Medienressorts abgeschafft wurden, hat die Zahl der verhandelten Medienthemen massiv abgenommen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt noch dazu in der Klemme. Er muss und will sich nach eigener Aussage seinem gesamten Publikum stärker und besser erklären als bisher. Ob es da klug ist, das einzige Medienmagazin im Fernsehen derart einzudampfen?
Im Redaktionsumfeld ist man froh, dass „Zapp“ überhaupt so weitermachen kann. Der NDR ist gerade mitten im größten Sparprogramm seiner Geschichte. 300 Millionen Euro soll er bis 2024 einsparen.
Die NDR-Sparkurs-Ampel, nach der das „Beste am Norden“ (NDR-Slogan) geprüft wurde, zeigte für die Sendung „Zapp“ gelb. Grün bedeutet weiter wie bisher, Rot das Aus. „Das ist ein Zeichen, dass man hier etwas erhalten will“, sagt eine freie Mitarbeiter*in. Für die wird es jetzt bei „Zapp“ allerdings enger. Denn die Etatkürzung bedeutet natürlich weniger Aufträge, und damit weniger Honorare für Freie. „Früher konnte man sagen, ‚Zapp‘ ist meine Sendung, da verdiene ich mein Geld. Das wird jetzt schwierig.“
Auf Youtube läuft's
Dass der erste Beitrag nach der neuen „Zapp“-Rechnung in vier Tagen schon gut 45.000 Mal geklickt wurde, stimmt Annette Leitere jedenfalls zuversichtlich. Zumal es um ein wichtiges, aber eher hintergründiges Thema geht. Der Film porträtiert den „Fixer“ Norayr Iskandaryan, der im Armenienkrieg ausländischen Journalist*innen ihre Arbeit überhaupt erst ermöglichte. „Natürlich müssen wir hier noch mehr Gespür für das Netzpublikum entwickeln“, so Redaktionsleiterin Annette Leiterer.
Auf Youtube läuft’s schon mal und ab März startet „Zapp“ auch auf Instagram. Das erste Special im TV läuft am 17. Februar – Thema, passend zu einem Jahr Corona: das nicht immer einfache Verhältnis von Journalismus und Wissenschaft.
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