Spanisches Atomkraftwerk mit Leck: "Auf ungewünschte Weise geöffnet"

Aus dem Kühlkreislauf von Asco I ist radioaktives Wasser ausgelaufen - die Ursache ist unklar. 14 Mitarbeiter mussten dekontaminiert werden.

Knöchelhoch stand das radioaktive Wasser im spanischen AKW Asco I. Bild: dapd

MADRID taz | Im nordostspanischen Atomkraftwerk Ascó I sind am Donnerstag 25.000 Liter radioaktives Wasser aus dem Kühlkreislauf ausgetreten. Das wurde erst am Wochenende bekannt. Im Reaktorgebäude stand die Flüssigkeit knöcheltief, 14 Arbeiter mussten dekontaminiert werden.

Das Wasser sei nur mit den Schuhen und der Schutzkleidung, "in keinem Falle mit der Haut der Betroffenen in Berührung" gekommen, erklärten die Betreiber.

Noch ist unklar, was tatsächlich vorgefallen ist. Ein Ventil habe sich "auf ungewünschte Weise geöffnet", ist alles, was zum Zwischenfall bekannt gegeben wurde. Die spanische Atomaufsichtsbehörde (CSN) wird den Vorfall untersuchen. Die beiden Blöcke Ascó I und II gehören dem Stromversorger Endesa.

Frühere Zwischenfälle

Ascó I steht seit dem 19. März still, weil die Brennstäbe gewechselt werden mussten. In diesen Tagen sollte das AKW wieder ans Netz gehen. Derzeit befinden sich 1.200 Ascó-Arbeiter und 1.200 Angehörige von Fremdfirmen auf dem Gelände.

Ascó sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen. Im November 2007 gelangten über das Ventilationssystem radioaktive Partikel in die Umwelt. Betroffen waren auch nahegelegene Häuser und der Fluss Ebro. Die Betreiber verheimlichten diesen Zwischenfall monatelang.

Erst als die Informationen Umweltschutzorganisationen zugespielt wurde, gestand Endesa das Leck ein. In der Zwischenzeit hatten Dutzende Schulklassen das AKW besucht. Gegen die Verantwortlichen läuft derzeit ein Verfahren.

In diesem Jahr kam es bereits zu zwei Vorfällen. Am 14. April brannte es in einem Schaltkasten, im Januar wurde das tonnenschwere Schleusentor mit einem Kran über den vollbestückten Kern hinweg transportiert. Solche gefährlichen Manöver sind eigentlich nicht zulässig. Würde die Last in den Kern stürzen, hätte dies verheerende Folgen.

Baustopp für AKWs

"Wir würden gerne wissen, was in Ascó vorgeht", sagt der atompolitische Sprecher der spanischen Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción, Francisco Castejón.

"Betreibern und Belegschaft fehlt es an jeglicher Sicherheitskultur. Um die Kosten zu senken, werden immer wieder Fremdfirmen eingesetzt, deren Mitarbeiter ungenügend ausgebildet sind." Die Organisation fordert deshalb den Entzug der Betriebsgenehmigung für den 27 Jahre alten Reaktor.

In Spanien gibt es seit 1983 einen Baustopp für AKWs. Zurzeit sind noch acht Reaktoren in Betrieb. Für das älteste AKW in Garoña verlängerte die Regierung des Sozialisten Zapatero die Laufzeit bis 2013. Garoña ist baugleich mit den Reaktoren von Fukushima.

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